Von Hans Bentzien
FRANKFURT (Dow Jones)--Die DZ Bank rechnet damit, dass sich das Wirtschaftswachstum im Euroraum im nächsten Jahr etwas abschwächen wird. Wie die DZ Bank im Rahmen ihrer Jahresprognose mitteilte, erwartet sie für 2018 einen Anstieg des preisbereinigten Bruttoinlandsprodukts (BIP) um 2,0 Prozent. Für 2017 werden 2,3 Prozent Wachstum veranschlagt. "Der Euroraum läuft aufgrund der zyklischen Erholung, sogar Griechenland und Italien wachsen - das zeigt, wie stark das konjunkturelle Umfeld ist", sagte Chefvolkswirt Stefan Bielmeier bei der Vorstellung des Jahresausblicks in Frankfurt.
Allerdings bleibt die Euroraum-Wirtschaft laut Bielmeier immer noch unter ihren Möglichkeiten. Zentrale Ursache dafür sei, dass wichtige Euro-Länder wie Frankreich und Italien bei den notwendigen Strukturreformen zu langsam vorangingen. Zudem zeigten sich erste Bremsspuren infolge des geplanten EU-Austritts Großbritannien. Allerdings hat Bielmeier diesbezüglich noch Hoffnungen: "Man kann den Artikel 50 deaktivieren. Das ist eine Option, die aus meiner Sicht immer mehr an Wahrscheinlichkeit gewinnt", sagte er.
Wegen der relativ schwachen Lohnentwicklung wird nach Einschätzung der Dekabank auch die Inflation gedämpft bleiben. Für 2018 rechnet Bielmeier mit einer Inflationsrate von nur 1,2 Prozent. Die Europäische Zentralbank (EZB) wird die geldpolitische Wende laut Bielmeier weiter hinauszögern. Der DZ-Bank-Chefvolkswirt erwartet, dass die EZB ihren Leitzins bis Ende 2019 nicht ändern wird, allerdings rechnet er mit einer Anhebung des Einlagenzinses für Anfang 2019. Die Anleihekäufe würden alleine wegen der Reinvestition von Mitteln aus fällig gewordenen Papieren bei monatlich 20 Milliarden Euro bleiben.
Die deutsche Wirtschaft läuft laut Bielmeier auf Hochtouren, ohne jedoch in eine Überhitzung hineinzulaufen. Derzeit sei für ihn nicht erkennbar, warum sich das Wachstum in Deutschland abschwächen sollte. Dazu brauche es einen politischen Schock, der nicht absehbar sei. Die Dekabank rechnet für 2017 und 2018 mit einem BIP-Anstieg von je 2,2 Prozent. Auch in Deutschland wird der Lohndruck nach Einschätzung des DZ-Bank-Chefvolkswirts moderat bleiben. Er habe den Eindruck, dass die Gewerkschaften in den Tarifverhandlungen derzeit auch auf andere Dinge als Lohnzuwächse achteten, sagte er.
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November 28, 2017 05:17 ET (10:17 GMT)
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