Von Olaf Ridder
FRANKFURT (Dow Jones)--Um die Folgen der geplanten Standortschließungen und Stellenstreichungen beim Technologiekonzern Siemens abzumildern, will die Politik nach unterstützenden Hilfen suchen. Bundeswirtschaftsministerin Brigitte Zypries (SPD) sagte nach einem Treffen mit Vertretern der Siemens-Führung und mit von den Streichplänen betroffenen Ländern in Berlin, man wolle erneut zusammenkommen, um den Verhandlungsprozess zu flankieren. Einen Termin gebe es noch nicht, zunächst müssten die geplanten Gespräche der Siemens-Führung mit den Arbeitnehmervertretern stattfinden.
Siemens will mit dem Abbau von 6.900 Stellen weltweit unter anderem auf den Strukturwandel im Kraftwerksgeschäft reagieren. Der Plan hat angesichts der jüngsten starken Jahresbilanz bei Siemens für massive Kritik der IG Metall und bei einzelnen Landespolitikern gesorgt. Vor dem Wirtschaftsministerium protestierten am Morgen Mitarbeiter des Konzerns. Die Hälfte der Stellenstreichungen soll in Deutschland stattfinden, ganze Standorte in Ostdeutschland will Siemens schließen.
Denkbar ist aus Sicht von Zypries, dass Bund und Länder bei der Weiterbildung der von Kündigungen betroffenen Mitarbeitern oder mit Infrastrukturmaßnahmen Hilfe leisteten. Über Details zu sprechen sei allerdings noch zu früh, sagte sie auf Nachfrage. Erst müsse sich Siemens mit seinen Betriebsräten auf einen konkreten Maßnahmenkatalog einigen.
Siemens-Personalvorstand Janina Kugel sagte, es sei Siemens klar, "dass die Einschnitte schmerzhaft sind und dass das Sorgen und Ängste auslöst". Die angekündigten Zahlen beim Jobabbau seien Planzahlen. Wieviele Stellen am Ende tatsächlich wegfielen, werde wie immer das Ergebnis der Verhandlungen mit der Arbeitnehmerseite sein. Zypries sprach von einem "sehr guten Gespräch in guter Atmosphäre".
Bei der Kundgebung der IG Metall hatte die SPD-Politikerin Siemens in der Pflicht gesehen, den angekündigten Stellenabbau abzumildern. Vor allem für ärmere Regionen wie in Ostsachsen um Görlitz habe der Konzern eine Verantwortung, sagte Zypries. Der Abbauplan hatte zu heftigen Verstimmungen zwischen SPD und der Siemens-Führung geführt. SPD-Chef Martin Schulz hatte Siemens-Chef Joe Kaeser Manchesterkapitalismus vorgeworfen, Kaeser hatte darauf mit einem offenen Brief reagiert.
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December 11, 2017 07:12 ET (12:12 GMT)
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