Von Stefan Lange
ACCRA (Dow Jones)--Wer noch nicht in Afrika war, kann sich kaum vorstellen, wie früh und schnell es in vielen Teilen des Kontinents dunkel wird. Straßenlaternen sind in Großstädten Mangelware, auf dem Land sowieso. Wo es ohnehin kein Stromnetz gibt, müssen Kerzen, Petroleum- oder Taschenlampen für ein wenig Helligkeit sorgen. Mit dem Tageslicht erlischt praktisch auch das Leben auf den Straßen.
Eines der Unternehmen, das Licht ins Dunkel bringen will, ist die 2011 in Berlin gegründete Mobisol GmbH. Stefan Zelazny, Geschäftsführungsmitglied und Bereichsleiter Innovation, war auf der Afrikareise von Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier Mitglied der 18-köpfigen Wirtschaftsdelegation. Die Gruppe mit Bundeswirtschaftsministerin Brigitte Zypries (SPD) an der Spitze hatte ein dichtes Programm zu absolvieren. Im Interview erläutert Zelezny seine Aktivitäten und Pläne in Afrika:
Frage: Was macht Mobisol?
Zelazny: Die Idee ist, bezahlbare und nachhaltige Lösungen zur Elektrifizierung in den ländlichen Räumen von Entwicklungsländern, insbesondere Afrikas, bereitzustellen. Zielgruppe sind vor allem Haushalte und kleinere Unternehmen. Aktuell ist das Unternehmen in Ruanda, in Tansania und seit Anfang des Jahres in Kenia tätig. Wir kombinieren sehr effiziente Anwendungsmöglichkeiten mit modernen Solaranlagen. Für die Bevölkerung auf dem Land verbessert sich damit die Lebenssituation deutlich.
Frage: Wer kein Geld hat, kann sich kaum eine Solaranlage leisten, oder?
Zelazny: Finanziert wird das ganze über ein Mikrofinanzschema, ein flexibles Zahlungsmodell, das auf Mobile Money basiert. Unterm Strich entstehen den Verbrauchern zusätzliche Kosten deshalb nicht, weil sie praktisch umgeschichtet werden: Die Solarenergie ersetzt Petroleum, Batterien oder Kerzen. Die niedrigen Anschaffungskosten resultieren auch daraus, dass wir mit Fachpersonal vor Ort zusammenarbeiten. Wir ermöglichen es den Kunden, im Schnitt nach drei Jahren komplett unabhängig von der Stromversorgung zu sein.
Frage: Warum die Reise mit dem Bundespräsidenten nach Ghana?
Zelazny: 2012 gab es bereits ein Pilotprojekt unseres Unternehmens in Ghana, das aber zunächst nicht weiterverfolgt wurde. Seit Anfang 2017 verfolgen wir jedoch eine neue Strategie und bewegen uns auf Märkte in anderen Ländern zu, teilweise mit eigener Organisation oder auch mit Hilfe von Partnern, die von uns die Möglichkeit bekommen, wie Mobisol tätig zu sein, indem wir ihnen Hardware, Software, Know-how und Training zur Verfügung stellen.
Frage: Hat sich für Sie die Teilnahme an der Reise gelohnt?
Zelazny: Sie hat sich auf jeden Fall gelohnt. Ich bin mit relativ geringen Erwartungen nach Ghana gereist, weil das Land ja schon eine relativ hohe Elektrifizierungsrate hat und meistens dann auch die Bereitschaft der Regierung sehr gering ist, in den Teil der Bevölkerung zu investieren, der ohne Strom ist. Da bin ich jetzt vom Gegenteil überzeugt worden. Sowohl im Gespräch mit dem Energieminister als auch mit dem Vizepräsidenten kam ganz klar heraus, dass sie einen Fokus auf die 20 Prozent legen, die nicht ans Stromnetz angeschlossen sind. Eine Anbindung dieser Haushalte über mobile Lösungen wurde in der Tat als sehr, sehr sinnvoll angesehen. Da bin ich nun gespannt, ob sich im Nachgang der Reise weitere Möglichkeiten ergeben.
Frage: Fühlen Sie sich von der Politik ausreichend unterstützt?
Zelazny: Ja und Nein. Es gibt eine wachsende Bereitschaft der Politik darüber nachzudenken, wie man mit modernen Methoden der Unterstützung, auch der finanziellen Unterstützung, die Entwicklungen vor Ort beschleunigen kann. In unserem Fall wäre es also die Frage, wie man auch den armen Einkommensschichten ein Solarsystem ermöglicht und damit den Menschen in kürzester Zeit das Leben sehr viel angenehmer gestaltet. Damit wiederum geht ja auch eine Förderung der ökonomischen Aktivitäten einher. Das wiederum trägt dazu bei, die Stadtflucht einzuschränken und insgesamt für mehr Stabilität zu sorgen. Da wünsche ich mir von der Politik eine noch deutlich höhere Bereitschaft, gemeinsam neue und kreative Wege zu gehen.
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December 14, 2017 05:25 ET (10:25 GMT)
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