BERLIN/BRÜSSEL (Dow Jones)--Wenn sich am Freitag die EU-Staatenlenker zum Abschluss ihres zweitägigen Gipfels um die Zukunft des Euroraums kümmern, dürfte von Emmanuel Macrons hochfliegenden Plänen nicht viel übrig bleiben. Der französische Präsident wird abgespeist werden mit der Unterstützung seines Vorschlags, dass jeder junge Europäer zwei Fremdsprachen sprechen soll.
Vom Europäischen Finanzminister und einem eigenen Budget für die Eurozone ist hingegen keine Rede mehr im Entwurf der Gipfelschlussfolgerungen, in die Dow Jones Newswires Einblick hatte. Ein wesentlicher Grund für das Verschieben des Themas auf die lange Bank ist die stockende Regierungsbildung in Deutschland. Zwar unterstützt die SPD Macrons Vorstoß, der Widerstand bei CDU und CSU gegen Finanztransfers an andere Euroländer ist aber groß.
In Berlin geht die Regierung nicht davon aus, dass es am Freitag zu Fortschritten beim Umbau zu einer stabilen Währungsunion kommt. Die Finanzminister sollen lediglich einen Arbeitsauftrag erhalten, die Bankenunion zu vollenden, wie ein hoher Beamter erklärte. Die deutsche Position sei unverändert: Erst müssten die faule Kredite in den südeuropäischen Euroländern nennenswert abgebaut werden, bevor man über eine gemeinsame Einlagensicherung reden könne.
Damit würde sich am Status quo nichts ändern, weil die Diskussion seit Jahr und Tag an diesem neuralgischen Punkt hakt. Italien, Griechenland, Portugal fordern die gemeinsame Einlagensicherung für Bankguthaben, Deutschland hingegen sieht nicht ein, deren Risiken zu übernehmen.
Das im Laufe des Tages beginnende Treffen der EU-Staats- und Regierungschefs in Brüssel wird aller Voraussicht nach vom Tauziehen über den Brexit und den neu entflammten Streit über die Verteilung von Flüchtlingen bestimmt werden.
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December 14, 2017 07:23 ET (12:23 GMT)
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