BERLIN (dpa-AFX) - Volkswagen
Beim nötigen "Systemwechsel" zur Elektromobilität mahnte Müller
mehr Tempo an - sowie ein vereintes Vorgehen der gesamten Industrie
und der Politik. "Allein werden wir den Systemwechsel nicht
hinbekommen. Wir brauchen eine Partnerschaft für die Mobilität der
Zukunft", verlangte der VW
Der Verband der Automobilindustrie (VDA) sieht die deutschen Hersteller nach früheren Aussagen seines Präsidenten Matthias Wissmann schon heute als einen der Leitanbieter und 2025 als möglichen Weltmarktführer für Elektromobilität. Wissmann steht seit zehn Jahren an der Spitze des Verbandes. Sein Vertrag war im November 2016 um zwei weitere Jahre verlängert worden, bis November 2018.
Bislang sind deutsche Autofahrer indes kaum an E-Autos interessiert - wenn auch die Tendenz zunimmt. In Deutschland waren laut Kraftfahrtbundesamt Anfang 2017 rund 45,8 Millionen Autos zugelassen, darunter 165 405 Hybridautos (0,36 Prozent) und 34 022 reine Elektroautos (0,07 Prozent). Die Branche hofft, das E-Autos - entweder als Hybrid- oder als reine E-Mobile - bis 2025 bei den Neuzulassungen auf einen Anteil von 15 bis 25 Prozent kommen. Davon ist sie allerdings noch weit entfernt: Nachdem der Anteil im vergangenen Jahr um die 1,7 Prozent betrug, waren in den ersten elf Monaten 2017 3,1 Prozent aller zugelassenen Autos Hybride oder E-Autos, wie aus den Zulassungsdaten des KBA hervorgeht.
Müller hatte erst vor zwei Wochen - ebenfalls in einem Interview - die bestehenden Steuervorteile für Dieselsprit in Zweifel gezogen. Seine Kernbotschaft: "Wenn der Umstieg auf umweltschonende E-Autos gelingen soll, kann der Verbrennungsmotor Diesel nicht auf alle Zeiten weiter wie bisher subventioniert werden." Konkret schlug Müller eine schrittweise Umschichtung der Steuererleichterungen vor. "Das Geld könnte sinnvoller in die Förderung umweltschonender Antriebstechniken investiert werden. "Abstriche bei den Dieselsubventionen, dafür Anreize für Elektroautos, wären das richtige Signal. Das würden wir aushalten, ohne gleich Existenzängste haben zu müssen."
Müller hatte für seinen Vorstoß viel Zuspruch, aber auch heftige Kritik erhalten. FDP-Generalsekretärin Nicola Beer hatte ihn als "Diesel-Judas" attackiert und ihm "ungenierte Selbstbedienung zu Lasten der Dieselfahrer" vorgeworfen. In der "Welt am Sonntag" sprach Müller von einer "trostlosen Diffamierung" und sagte: "Das ist unsachlich und spricht mehr für Polemik als für Sachverstand."
Der VW-Chef machte auch deutlich, dass der Dieselantrieb aller Kritik zum Trotz "eine Top-Technologie" sei und "auch auf mittlere Sicht weiter eine wichtige Rolle" spielen werde. Er wies aber auch auf künftige Emissionsvorgaben der EU zum Klimaschutz hin. "Wir müssen ab 2020 deutlich mehr, sehr viel mehr Elektrofahrzeuge verkaufen, sonst werden wir die CO2-Ziele verfehlen. Dann drohen gewaltige Strafzahlungen", sagte Müller. "Von den Arbeitsplätzen und der Zukunftsfähigkeit unserer Industrie ganz zu schweigen. Deswegen fordere ich dazu auf, dass jetzt alle ihre Hausaufgaben erledigen."/kf/DP/he
ISIN DE0007664039
AXC0008 2017-12-26/15:12