NEW YORK (Dow Jones)--Die Wall Street knüpft am Freitag nahtlos an die Allzeithochs des Vortages an: Alle drei wichtigen Börsenindizes springen auf neue Rekordstände. Selbst wenig inspirierende Quartalsausweise der beiden Großbanken JP Morgan und Wells Fargo hindern den Markt ebensowenig am Anstieg wie steigende Zinsfantasien. "Der Anstieg ist nicht mehr fundamentaler Natur", sagt Investmentstratege Jason Browne von FundX Investment und spricht einfach von "Euphorie". "Wenn wir Rücksetzer sehen, halten wir nicht daran fest. Das Umfeld drängt Anleger dazu, bei Rücksetzern zu kaufen. Wird das ewig so bleiben? Natürlich nicht! Man muss hoffen, dass Investoren realistisch sind", mahnt Browne.
Gegen Mittag US-Ostküstenzeit steigt der Dow-Jones-Index um 0,8 Prozent auf 25.776 Punkte, S&P-500 und Nasdaq-Composite zeigen sich jeweils 0,6 Prozent höher. Das lange Wochenende mit dem Martin-Luther-King-Feiertag am Montag zeigt, wie groß die Euphorie zu sein scheint. Denn häufig fahren Anleger ihre Risiken und damit ihre Aktienpositionen vor längeren Handelspausen zurück, weil sie während dieser nicht auf unvorhergesehene Ereignisse reagieren können. Doch scheint die Wall Street diesmal mit deutlichen Aufschlägen in das lange Wochenende zu gehen.
Zinsspekulationen schießen ins Kraut
Während die US-Einzelhandelsumsatz im Dezember wie erwartet gestiegen sind, liefern neue Inflationsdaten mehr Gesprächsstoff. Zwar stiegen die Verbraucherpreise insgesamt und moderat wie vorhergesehen im Dezember. Doch die wichtigere Kernrate ohne Preise für Nahrungsmittel und Energie kletterte deutlicher als prognostiziert und machte den höchsten Satz seit Januar 2017. Auf Jahressicht zog die US-Kernteuerung auf 1,8 (November: 1,7) Prozent an und näherte sich damit dem Zweiprozentziel der US-Notenbank. Die Analysten der BayernLB rechnen nun für 2018 mit vier Zinserhöhungen, die Federal Reserve bislang nur mit drei.
Trotz der Zinsfantasien zeigt sich der Dollar zum Euro schwach. Die Gemeinschaftswährung war am Vormittag über die Marke von 1,21 Dollar und damit auf ein Dreijahreshoch gestiegen, nachdem sich in Deutschland CDU/CSU und SPD in ihren Sondierungsgesprächen auf Koalitionsverhandlungen geeinigt hatten. Schon am Vortag hatte der Euro Auftrieb vom Protokoll der jüngsten EZB-Sitzung erhalten, aus dem falkenhafte Töne herauszuhören waren. Der Euro wird aktuell bei 1,2132 Dollar gehandelt nach Wechselkursen um 1,2038 am Vorabend. Der ICE-Dollarindex verliert 0,6 Prozent, der breiter gefasste WSJ-Dollarindex 0,4 Prozent.
Renditen steigen mit Zinsfantasien
Etwas stärker fällt die Reaktion auf die Inflationsdaten am Rentenmarkt aus. Dort fallen die Notierungen zunächst mit den Zinserhöhungsfantasien recht deutlich, anschließend erholen sich die Kurse wieder etwas. Die Rendite zehnjähriger US-Staatsanleihen steigt um 3 Basispunkte auf 2,56 Prozent. Am kurzen Ende des Marktes klettern die Renditen deutlicher, die Rendite zweijähriger US-Titel steigt erstmals seit der Finanzkrise über 2,0 Prozent.
Der schwächere Dollar und die anziehende Inflation hieven den Goldpreis auf ein neues Viermonatshoch. Die Feinunze verteuert sich um 0,7 Prozent auf 1.331 Dollar. Steigende Inflationsraten sind ein zweischneidiges Schwert für das Edelmetall. Einerseits steigert Geldentwertung die Attraktivität von Gold, andererseits könnten Zinsfantasien aber auch belasten. Anleger glauben hier offensichtlich nicht an eine härtere Gangart der Fed.
Die Ölpreise stagnieren nach ihrem jüngsten Anstieg auf ein Dreijahreshoch. Sie werden davon gebremst, dass China im Dezember weniger Öl importiert hat. Das Barrel US-Leichtöl der Sorte WTI verharrt 63,86 Dollar. Brentöl zeigt sich kaum verändert bei 69,33 Dollar, nachdem es am Donnerstag zeitweise knapp über 70 Dollar je Fass gekostet hat. Neuen Auftrieb könnten die Ölpreise bekommen, wenn US-Präsident Donald Trump im Atomstreit mit dem Iran neue Sanktionen gegen das Land verhängen würde. Die Entscheidung darüber soll am Freitag fallen. Aus informierten Kreisen verlautete allerdings, Trump plane keine Wiederaufnahme der Sanktionen, auch wenn er deren Aufhebung in der Vergangenheit kritisiert habe.
Black Rock verbucht Rekordzuflüsse
Für die Aktien des Vermögensverwalters Black Rock geht es um 2,8 Prozent nach oben. Die Gesellschaft hat nach eigenen Angaben Rekordzuflüsse verbucht.
Das Schlussquartal von JP Morgan wurde von der Steuerreform in den USA belastet. Das Nettoergebnis brach deshalb um 37 Prozent ein und verfehlte die Erwartungen. Ohne den Steuereffekt hätten die Gewinnkennziffern die Markterwartungen im Großen und Ganzen getroffen. Die Aktie steigt um 0,9 Prozent, denn die Bank ist zuversichtlich, künftig von der niedrigeren Steuerlast zu profitieren.
Anleger tun sich schwer, die Geschäftszahlen der US-Bank Wells Fargo einzuordnen. Je nach Lesart wurden die Gewinnprognosen übertroffen oder auch verfehlt. Der Finanzkonzern hat im vierten Quartal aber auf alle Fälle mit steigenden Kosten zu kämpfen gehabt. Zudem geriet die Bank beim Investmentgeschäft weiter ins Hintertreffen gegenüber den Wettbewerbern. Der Wert büßt 0,2 Prozent ein.
Facebook fallen um 4,0 Prozent und verbuchen den höchsten Tagesverlust seit Anfang November. CEO Mark Zuckerberg hat angekündigt, dass das soziale Netzwerk künftig persönliche Eintragungen von Familienmitgliedern und Freunden Vorrang vor geschäftlichen oder Nachrichten-Posts einräumen wird, auch wenn dies den Gewinn des Sozialen Netzwerks schmälern werde.
GameStop brechen um über 10 Prozent ein. Die Einzelhandelskette für Computerspiele verbuchte zwar einen deutlichen Umsatzanstieg in der Weihnachtszeit, allerdings kündigte das Unternehmen zugleich Abschreibungen von 350 Millionen bis 400 Millionen Dollar an.
=== INDEX zuletzt +/- % absolut +/- % YTD DJIA 25.776,36 0,79 201,63 4,28 S&P-500 2.782,88 0,55 15,32 4,09 Nasdaq-Comp. 7.251,61 0,55 39,83 5,04 Nasdaq-100 6.746,78 0,57 38,28 5,48 US-Anleihen Laufzeit Akt. Rendite Bp zu Vortag Rendite Vortag +/-Bp YTD 2 Jahre 2,00 3,8 1,96 80,0 5 Jahre 2,36 4,1 2,32 43,8 7 Jahre 2,49 2,8 2,46 24,4 10 Jahre 2,56 2,6 2,54 11,9 30 Jahre 2,87 0,4 2,87 -19,6 DEVISEN zuletzt +/- % Fr, 8:13 Do, 17.10 % YTD EUR/USD 1,2128 +0,59% 1,2057 1,2044 +1,0% EUR/JPY 134,92 +0,54% 134,20 134,15 -0,3% EUR/CHF 1,1779 +0,15% 1,1761 1,1739 +0,6% EUR/GBP 0,8859 -0,42% 0,8897 1,1243 -0,4% USD/JPY 111,24 -0,05% 111,29 111,39 -1,3% GBP/USD 1,3692 +1,02% 1,3553 1,3541 +1,3% Bitcoin BTC/USD 13.560,01 +0,85% 13.736,51 14.058,30 -5,60 ROHÖL zuletzt VT-Settl. +/- % +/- USD % YTD WTI/Nymex 63,98 63,8 +0,3% 0,18 +5,9% Brent/ICE 69,44 69,26 +0,3% 0,18 +4,2% METALLE zuletzt Vortag +/- % +/- USD % YTD Gold (Spot) 1.330,98 1.322,45 +0,6% +8,53 +2,2% Silber (Spot) 17,10 16,99 +0,6% +0,11 +1,0% Platin (Spot) 997,15 986,00 +1,1% +11,15 +7,3% Kupfer-Future 3,21 3,22 -0,3% -0,01 -2,4% ===
Kontakt zum Autor: maerkte.de@dowjones.com
DJG/DJN/flf/cln
(END) Dow Jones Newswires
January 12, 2018 12:32 ET (17:32 GMT)
Copyright (c) 2018 Dow Jones & Company, Inc.