Mit einem leichten Plus dürfte die Wall Street in den letzten Handelstag der Woche starten. Die Sorgen um eine weiter drohende Haushaltssperre in den USA scheinen die Anleger in den Hintergrund zu drängen, nachdem dies am Vortag noch die Indizes belastet hatte. Um eine Haushaltssperre zu verhindern, hat das US-Repräsentantenhaus zwar wie erwartet für eine Übergangslösung im Streit um den Haushalt gestimmt. Das Gesetz muss allerdings noch den Senat passieren und da drohen einige Senatoren der Demokraten mit einer Blockade.
"Ich habe schon viele drohende 'Government Shutdowns' erlebt, doch dies hier ist die bislang lässigste Einstellung des Marktes zu diesem Thema", sagt Stephen Innes, Leiter des Asien-Handels bei Oanda. "Die Wirtschaft befindet sich weiterhin in einer guten Verfassung, weshalb es zu einer Einigung kommen muss, bevor das Wachstum nachhaltig beeinflusst wird", ergänzt Stratege Craig Holke von Wells Fargo Investment Institute. Grundsätzlich habe sich die Einstellung des Marktes zu diesen Ereignissen entspannt, was sich auch in Zukunft nicht ändern dürfte, so der Teilnehmer.
Daher könnte sich die Rekordjagd an der Wall Street wieder fortsetzen. Der Future auf den S&P-500 deutet aktuell auf eine etwas festere Eröffnung am Kassamarkt hin. Die Agenda der US-Konjunkturdaten ist übersichtlich, es wird lediglich die Verbraucherstimmung der Universität Michigan für den Januar in erster Lesung bekannt gegeben. Hier wird mit einem leichten Anstieg gerechnet.
Negative Indikationen gibt es dagegen von der Berichtssaison. Hier haben die am Vortag nach der Schlussglocke veröffentlichten Geschäftszahlen von IBM und American Express enttäuscht. Der IT-Konzern IBM hat den negativen Umsatztrend zwar gebrochen und erstmals seit 23 Quartalen die Einnahmen wieder gesteigert, allerdings sorgte die US-Steuerrefom für einen Wermutstropfen. Sie verursacht bei IBM einmalige Kosten von 5,5 Milliarden Dollar, wodurch das Unternehmen einen Quartalsverlust von 1,05 Milliarden schrieb. Zudem brachen aber auch die Gewinne der beiden Dienstleistungssparten ein. Für die Aktie geht es vorbörslich um 3,0 Prozent nach unten.
American Express verzeichnete erstmals seit mehr als 25 Jahren wieder einen Quartalsverlust - ebenfalls bedingt durch die Steuerreform in den USA. Um ihr Kapitalpolster nach dem Verlust wieder aufzubauen, setzt das Kreditkartenunternehmen sein Aktienrückkaufprogramm aus. Der Verlust im vierten Quartal erreichte 1,22 Milliarden Dollar. Die Papiere zeigen sich vorbörslich noch inaktiv, gaben aber nachbörslich um 2,7 Prozent nach.
Der bereits seit Monaten schwelende Haushaltsstreit in den USA wie auch die Zinspolitik der US-Notenbank spiegeln sich am Rentenmarkt für US-Staatsanleihen wider. Dort stiegen die Renditen zweijähriger US-Treasuries mit 2,05 Prozent auf den höchsten Stand seit neun Jahren. Aktuell liegt diese bei 2,049 Prozent. Fünfjährige Staatsanleihen rentieren auf einem Siebenjahreshoch.
Für etwas Druck sorgt der weiter schwelende US-Haushaltsstreit auf den Dollar. Im Gegenzug geht es für den Euro wieder kräftiger nach oben. In der Spitze lag er nur knapp unter der Marke von 1,23 Dollar. Aktuell notiert die Gemeinschaftswährung bei 1,2270 Dollar.
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January 19, 2018 06:13 ET (11:13 GMT)
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