Von Christian Grimm
BERLIN (Dow Jones)--Eon-Chef Johannes Teyssen hat ein Schlechtreden der Energiewende und den fehlenden Ehrgeiz von Union und SPD bei den energiepolitischen Weichenstellungen beklagt. "Erst war die Energiewende toll, ganz toll. Und jetzt umgekehrt: Alles ist gescheitert, alles ist eine Katastrophe", kritisierte der Vorstandsvorsitzende in der Eröffnungsrede zum Energiekongress des Handelsblattes in Berlin. Derzeit dominiere in der öffentlichen Diskussion "Skepsis und Mutlosigkeit", meinte Teyssen. Als Beispiele nannte er Meldungen über einen bevorstehenden Zusammenbruch der Stromnetze, wenn zukünftig viele Elektro-Autos unterwegs sind. Aktuell liege der Anteil von E-Autos aber gerade bei 2 Prozent. Er bemängelte in seiner Rede gleichzeitig, dass CDU/CSU und SPD in ihrem Sondierungspapier zu wenig Ehrgeiz in der Energiepolitik zeigten. "Es reicht nicht", betonte der Eon-CEO.
Er forderte erneut, dass ein Preis für Kohlendioxid für alle Wirtschaftszweige eingeführt werden müsse, also auch für den Verkehrssektor und das Heizen von Gebäuden. Die zusätzlichen Einnahmen sollen aus Teyssens Sicht zu Senkung der Stromsteuer genutzt werden. Eine Abschaffung der Stromsteuer wird aber von der CSU abgelehnt. Die Christsozialen bestehen auf eine Gegenfinanzierung, die durch eine Steuererhöhung an anderer Stelle erbracht werden müsste. Weil im Herbst ein neuer Landtag gewählt wird und die CSU um die Macht kämpft, will sie aber Steuererhöhungen vermeiden. Die einheitliche CO2-Steuer lehnen sie daher ab.
Der Eon-Chef stellte sich öffentlich hinter die Entscheidung von Union und SPD, das ehrgeizige Klimaziel 2020 aufzugeben. "Das finde ich völlig angemessen", erklärte der Manager. Ein überstürzter Kohleausstieg zu "jedem Preis und Risiko", wie es bereits in den Jamaika-Verhandlungen beschlossen war, "wäre dumm gewesen". Die drei Parteien der großen Koalition wollen im Laufe des Jahres eine Kohlekommission einsetzen, um einen langfristigen Ausstieg aus der Kohleverstromung zu beschließen.
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January 23, 2018 05:11 ET (10:11 GMT)
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