Von Christian Grimm
BERLIN (Dow Jones)--Die SPD plant bei der angestrebten umfassenden Nachrüstung von Dieselautos eine Beteiligung der Autobesitzer. Das erfuhr Dow Jones Newswires aus Verhandlungskreisen der Partei, die über das Thema mit der Union in den Gesprächen zur Bildung einer großen Koalition beraten.
Die Fachpolitiker der Partei stellen sich damit gegen die offizielle Linie von Parteifreundin und Umweltministerin Barbara Hendricks, die die Autohersteller komplett in der Pflicht sieht, die Nachrüstungen mit Harnstoff-Katalysatoren zu tragen. Mit diesen Eingriffen ließe sich das Problem des zu hohen Stickoxidausstoßes bei Dieseln viel gründlicher beheben als durch die verordneten Softwareupdates für 5 Millionen Selbstzünder mit der Abgasnorm Euro 5 und Euro 6.
Kosten in Milliardenhöhe
Ein von der Regierung bestellter Gutachter kommt zu dem Schluss, dass die Nachrüstung an der Hardware technisch machbar ist und rund 1.500 Euro pro Wagen kosten würde. Auf die Autohersteller kämen dann Milliarden an zusätzlichen Belastungen dazu.
"Sie werden diese Kosten nicht komplett auf die Autoindustrie abwälzen können. Auch die Autohalter werden einen Teil übernehmen müssen", erklärte ein Verhandlungsteilnehmer. Demnach könne der Einbau der speziellen Katalysatoren nicht verpflichtend angeordnet werden, sondern es bedürfe der freiwilligen Zustimmung sowohl der Halter als auch der Konzerne. Denn, so die Argumentation der SPD-Fachleute, die Fahrzeuge hätten eine gültige Zulassung auf Basis der Abgastests im Labor.
Freibrief für Jäger
Die Sozialdemokraten wollen damit von vornherein Dieselfahrer ausnehmen, die nie in die belasteten Innenstädte fahren, wie zum Beispiel wenig fahrende Rentner auf dem Land oder Jäger mit ihrem Landrover.
Umweltministerin Hendricks hatte zuletzt noch am Dienstag, vor einem Rapport in Brüssel, wegen der schlechten Luftqualität in dutzenden Städten noch anders gesprochen. Wenn Nachrüstungen technisch möglich seien, dann sei klar, "dass die Hersteller das machen müssen und natürlich auch die Kosten dafür zu tragen haben", hatte die Politikerin dem SWR gesagt.
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January 31, 2018 08:58 ET (13:58 GMT)
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