Von Hans Bentzien
FRANKFURT (Dow Jones)--EZB-Ratsmitglied Francois Villeroy de Galhau sieht das Risiko, dass die Geldpolitik mit der nächsten Rezession im Euroraum überfordert ist. "Bei der nächsten Rezession, die eines Tages kommen wird, auch wenn wir derzeit eine robuste Erholung im Euroraum haben, dürfte die Geldpolitik dem Risiko einer Überforderung ausgesetzt sein", sagte der Gouverneur der Banque de France bei einer Konferenz in Frankfurt. Die Lösung dieses Problems liege in einer Stärkung der Währungsunion.
Laut Villeroy de Galhau geht es bei der Stärkung des Euroraums weder um eine Transferunion, noch um Euro-Bonds, sondern beispielsweise um die Entwicklung der Kapitalmarktunion - einer "Finanzierungsunion für Investitionen und Innovation", wie er sagte. Er sehe in den Vereinbarungen zur Bildung einer großen Koalition in Deutschland "interessante Elemente für künftige Diskussionen", fügte er hinzu.
Die Europäische Zentralbank (EZB) hat ihr Anleihekaufprogramm bereits zwei Mal verringert. Volkswirte erwarten, dass sie es Ende 2018 komplett einstellen wird. Wichtigster, wenn auch nicht offen ausgesprochener Grund, ist, dass die EZB bei diesen Ankäufen an selbst gesteckte Grenzen stößt. So ist es ihr verboten, mehr als ein Drittel der Papiere eines Emittenten oder einer Emission zu besitzen. Die EZB hat zugesagt, die Erträge aus fällig werdenden Anleihen "so lange wie nötig" zu reinvestieren, so dass es auf diesem Wege zu keiner Bilanzverkleinerung kommen kann.
Erste Zinserhöhungen werden für Mitte 2019 erwartet. Die EZB selbst rechnet damit, dass die Wirtschaft des Euroraums wenigsten bis 2020 wachsen wird.
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February 08, 2018 06:13 ET (11:13 GMT)
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