FRANKFURT (DEUTSCHE-BOERSE AG) - Wegen guter Vorgaben aus den USA rechnen Analysten auch für den DAX mit einer Gegenbewegung. Ruhe einkehren werde aber vorerst nicht.
12. Februar 2018. FRANKFURT (Börse Frankfurt). Nach dem Kursrutsch der vergangenen zwei Wochen sowie kräftigen Schwankungen wird am Markt für die neue Woche eine Erholung erwartet - aber auch anhaltende Nervosität. Hintergrund sind die späten Gewinne an der Wall Street am Freitag und die heutigen Kursgewinne in Asien. "Auch wenn die Chance für eine Fortsetzung der Erholung vorhanden ist, spielt die Angst vor steigenden Zinsen weiterhin eine zentrale Rolle", kommentiert Christian Schmidt von der Helaba. Er hält eine "Neubewertung der Erwartungen" für wahrscheinlich. Seit Jahresanfang tief im Minus Am Montagmorgen liegt der DAX bei rund 12.300 Punkten, das ist ein Plus von 1,5 Prozent. Der Index war am Freitag mit einem Tagesminus von 1,25 Prozent aus dem Handel gegangen, auf Wochensicht waren es über 4 Prozent, seit Jahresanfang 6,3 Prozent. Der Dow Jones schloss am Freitag nach einem heftigen Auf und Ab mit einem Plus, die Wochenverluste summierten sich dennoch auf 5,2 Prozent.
Robert Halver von der Baader Bank sieht die Terminmärkte, die "Hysterie-Abteilungen", als Auslöser für die Korrekturen. "Deren Spekulanten schlugen in die bereits bestehende Kerbe von Überbewertung und Zinsangst." Die Gefahr von Kursverlusten habe wie ein Brandbeschleuniger zu immer größeren Kursverlusten geführt, die auch von Algorithmen der Hedgefonds über automatisierte Verkaufssignale dynamisiert worden seien. "Mit weiteren Beben ist jederzeit zu rechnen", meint Halver. Die Aktienmärkte seien auf der Suche nach einem neuen Gleichgewicht.
Kein Grund zur Panik
Laut Helaba, die in den Vorwochen bereits vor zu hohen Bewertungen gewarnt hatte, hat sich durch die heftigen Kurskorrekturen das Chance-Risiko-Verhältnis für Euro-Aktien zwar etwas verbessert. "Die Bereinigung am US-Aktienmarkt ist jedoch noch nicht beendet", meint Markus Reinwand. Die Korrektur habe aber das Entstehen einer "Megablase", die über kurz oder lang zu noch deutlicheren Verwerfungen geführt hätte, verhindert. Für mittelfristig orientierte Anleger biete die gegenwärtige Kursschwäche die Möglichkeit zu selektiven Käufen. Die Bank hält am Jahresendziel von 12.300 Punkten für den DAX fest, hat die kurzfristigen Prognosen aber etwas nach unten angepasst.
Die Commerzbank sieht den jüngsten DAX-Rutsch als eine Konsolidierung in einem noch intakten Bullenmarkt an. "Gegen den Beginn eines DAX-Bärenmarkts wie in den Jahren 1990, 2001 und 2008 sprechen das starke Geldmengenwachstum in den USA und die weiter relativ steile US-Zinsstrukturkurve", erklärt Analyst Andreas Hürkamp. Steigende Inflationserwartungen und der dadurch drohende abnehmende Rückenwind durch die Geldpolitik würden zwar für eine höhere Volatilität sorgen, den DAX-Bullenmarkt aber kaum bereits in diesem Jahr beenden.
Charttechnik macht Mut
Der langfristige Chart des DAX zeigt nach Ansicht des technischen Analysten Christoph Geyer von der Commerzbank Entwarnung an: "Was in der kurzfristigen Betrachtung so dramatisch aussieht, wird im langfristigen Trend zu dem was es wahrscheinlich ist: Eine Korrektur im Aufwärtstrend." Solche Korrekturen hätten in den vergangenen Jahren immer wieder stattgefunden und seien auch gut für den Trend. "Die übergeordnete Aufwärtstrendlinie verläuft bei rund 11.500 Punkten und ist derzeit nicht in Gefahr." Die Divergenzen bei den Indikatoren seien zwar noch nicht abgearbeitet, dürften aber kaum für einen Trendbruch sorgen können. "Somit sollte sich der Markt schnell auskonsolidieren."
Dirk Opperman von der DZ Bank spricht von einer "hochvolatilen Abwärtsbewegung". Mit dem Kursverlauf der vergangenen Woche sei die bislang so erfolgreiche "buy the dips"-Strategie (Kaufe jede stärkere Konsolidierungsbewegung) der vergangenen Jahre deutlich unter Druck geraten. "Im übergeordneten Kontext kann formationstechnisch der Abschluss eines Top-Bildungsprozesses im Rahmen eines Doppel-Tops beschrieben werden", ergänzt der Charttechniker. Hierdurch lasse sich ein weiteres Abwärtsrisiko bis zum Tief um 11.870 Punkte vom August 2017 ableiten. "Mit Hilfe einer gegenwärtig recht pessimistischen Stimmungslage der Investoren im kurzfristigen Bereich besteht jedoch spätestens beim August-Tief eine gute Chance, zumindest eine deutlichere Stabilisierungsbewegung zu etablieren."
Wichtige Konjunktur- und Wirtschaftstermine
Mittwoch, 14. Februar
8.00 Uhr. Deutschland: BIP viertes Quartal 2017. Nach Ansicht der Commerzbank hat die Wirtschaft im vierten Quartal erneut deutlich zugelegt, sie habe aber wohl das sehr hohe Tempo des dritten Quartals nicht ganz halten können. Prognostiziert wird ein Plus von 0,6 Prozent nach 0,8 Prozent im dritten Quartal.
14.30 Uhr. USA: Einzelhandelsumsatz Januar. Schwache Autoverkäufe und ein geringer Lohnanstieg belasten, erklärt die DekaBank, sie prognostiziert ein Plus von 0,1 Prozent zum Vormonat, im Vergleich zum Januar 2017 wären es 4,7 Prozent.
14.30 Uhr. USA: Verbraucherpreise Januar. Nach Ansicht der DekaBank sind die US-Verbraucherpreise gegenüber dem Vormonat zwar relativ kräftig angestiegen, hierfür hauptverantwortlich seien aber die Energiepreise. Deren Anstieg fiele allerdings geringer aus als vor einem Jahr, so dass die Inflationsrate im Vorjahresvergleich sogar von 2,1 auf 1,9 Prozent gefallen sein könne.
von: Anna-Maria Borse 12. Februar 2018, © Deutsche Börse AG
(Für den Inhalt der Kolumne ist allein Deutsche Börse AG verantwortlich. Die Beiträge sind keine Aufforderung zum Kauf und Verkauf von Wertpapieren oder anderen Vermögenswerten.)
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