4. April 2018. Man kann fast von Glück sagen, dass das lange Osterwochenende zumindest hierzulande den Börsianern eine Zwangspause verordnet hat. Dies gilt insbesondere für den Ostermontag, an dem es an den US-Börsen ziemlich zur Sache ging. Und das mit wechselnden Begründungen für den Kurseinbruch der dortigen Aktienindizes. Der drohende Handelskrieg zwischen den USA und China hätten zu den Kursverlusten geführt, war zunächst zu hören. Ein Tag später, als sich die Aktienmärkte hierzulande offensichtlich nicht vollumfänglich dieser Argumentation anschließen wollten - zumindest hielten sich die Kursverluste überraschenderweise in Grenzen -, verwies man auf die Schwäche der Tech-Titel. Fast konnte man den Eindruck gewinnen, es sei alles halb so schlimm gewesen, zumal die Berichtssaison, so war zu lesen, womöglich mit positiven Überraschungen aufwarten könnte.
Und so sollte es auch nicht verwundern, dass zu Beginn des neuen Quartals der Optimismus der von uns befragten mittelfristig orientierten institutionellen Investoren zurückgekehrt ist. Denn der Börse Frankfurt Sentiment-Index springt um 19 Punkte auf einen Stand von +20 Punkte. Dabei haben sich vor allen Dingen bearish eingestellte Akteure von ihren Absicherungen getrennt - das Bärenlager hat sich um fast 30 Prozent reduziert, wobei sich fast drei Viertel der Wechselwilligen direkt auf die Bullen-Seite begeben haben.
Neben den vorgenannten Argumenten könnten für diese Neuorientierung allerdings auch rein kurstechnische Gründe eine Rolle gespielt haben. Zumindest vermittelt das Kursbild wenige Stunden nach unserer vergangenen Erhebung, dass es durchaus bei 11.800 DAX-Zählern im Rahmen eines erneuten Rücksetzers Kaufinteresse gegeben haben dürfte - ein Niveau, das nicht nur deutlich unter der 12.000er Marke liegt, sondern auch noch nicht allzu weit vom bisherigen Jahrestief von 11.730 Zählern.
Privatanleger von Hundert auf Null
Im Vergleich dazu wirkt das heutige Stimmungsbild der Privatanleger auf den ersten Blick etwas verblüffend. Denn deren Börse Frankfurt Sentiment-Index ist im Gegensatz zu den institutionellen Pendants um 14 Punkte gefallen und liegt nun bei 0 Punkten.
Wenn man allerdings die Vorgeschichte dieser Entwicklung kennt, wird der entgegengesetzte Stimmungsumschwung verständlich. Denn in der Befragung der Vorwoche hatten sich private Investoren (im Gegensatz zu den Institutionellen) wieder einmal als Käufer in die Schwäche betätigt. Wie wir vermuteten, hielten diese dem DAX nicht allzu lange die Treue. Und wer vor Ostern seine Engagements zu den Höchstkursen am Gründonnerstag glattstellte, konnte sich über einen Gewinn von 2,6 Prozent (also innerhalb der von uns prognostizierten Spanne von 2 bis 3 Prozent) freuen.
Betrachtet man das heutige Stimmungsergebnis der Privatanleger, kann man nicht von einer neutralen Einstellung sprechen. Vielmehr zeigt die relative Drei- bzw. Sechs-Monatsbetrachtung, dass die Stimmung in diesem Panel sogar verhältnismäßig schlecht ist. Nicht zuletzt, weil über die Hälfte der vormaligen Optimisten direkt auf die Bärenseite gewandert ist.
Wie ist dagegen der Optimismus der institutionellen Anleger zu bewerten? Ein Börse Frankfurt Sentiment-Index von +20 Punkten spricht absolut betrachtet nicht für überbordenden Optimismus - in der relativen Sichtweise nimmt er sich sogar recht bescheiden aus.
Was allerdings etwas irritiert: Per Saldo ist der DAX trotz dieser deutlichen Käufe seit der vergangenen Erhebung gerade einmal um 0,4 Prozent gestiegen. Dass diese Ausbeute vergleichsweise gering ist, dürfte ganz bestimmt nicht an den Abgaben der Privatanleger während dieses Zeitraums liegen. Vielmehr steht zu befürchten, dass es auch langfristige, leichte Kapitalabflüsse aus dem Ausland gegeben hat, die womöglich noch nicht zu Ende sind.
Mit anderen Worten: Die heute zu Tage getretenen Käufe sehen zwar günstig aus, aber vielleicht geht es noch günstiger. Immerhin haben die von uns befragten Akteure noch nicht ihre Kaufmunition verbraucht. Diese kommt vermutlich dann zum Einsatz, sobald der DAX noch einmal ein neues Jahrestief (also unter 11.700 Zählern) markieren sollte.
4. April 2018, © Goldberg & Goldberg für boerse-frankfurt.de
(Für den Inhalt der Kolumne ist allein Deutsche Börse AG verantwortlich. Die Beiträge sind keine Aufforderung zum Kauf und Verkauf von Wertpapieren oder anderen Vermögenswerten.)
AXC0183 2018-04-04/16:22