Von Andreas Kißler
BERLIN (Dow Jones)--Die deutschen Immobilienmärkte haben sich im vergangenen Jahr "anhaltend stabil" entwickelt - trotz einer zunehmenden Verknappung bei Wohn- und Wirtschaftsimmobilien und einer historisch hohen Nachfrage nach Immobilieninvestments. Zu diesem Schluss kommt der "Rat der Immobilienweisen" in seinem vom Zentralen Immobilienausschuss (ZIA) veröffentlichten Frühjahrsgutachten 2018.
Auf dem gewerblichen Immobilienmarkt Deutschlands wurden demnach im vergangenen Jahr 58,1 Milliarden Euro umgesetzt. Im Vergleich zum Vorjahr spiegele dieses vorläufige Ergebnis einen signifikanten Anstieg von 9,8 Prozent wider. Erneut sei mit 42 Prozent der Großteil des investierten Kapitals in Büroimmobilien investiert worden, was die große Bedeutung dieses Segments für die deutsche Immobilienbranche unterstreiche. Die Büroverknappung in deutschen Großstädten nehme weiter zu, betonte der Spitzenverband der Immobilienwirtschaft.
Die Wohungsmieten stiegen laut der Expertise im vergangenen Jahr um 4,3 Prozent, etwas stärker als im Jahr zuvor, als das Plus 3,1 Prozent betragen hatte. Dagegen fiel der Anstieg der Kaufpreise für Wohnimmobilien mit 7,9 Prozent geringer aus als 2016 mit 8,8 Prozent.
Branche will besseres regulatorisches Umfeld
"Die gute Nachricht unseres diesjährigen Frühjahrsgutachtens ist zweifelsfrei, dass es den deutschen Immobilienmärkten sehr gut geht", sagte ZIA-Präsident Andreas Mattner. Trotz großer Herausforderungen wie der starken Bevölkerungsentwicklung der Groß- und Universitätsstädte, dem anhaltenden Niedrigzinsniveau und politischen Instabilitäten sei die Marktentwicklung stabil.
"Das letzte Jahr hat gezeigt, dass auch in Städten wie Berlin und München 'die Party noch nicht vorbei ist', gleichwohl aber Stabilität einkehrt", betonte er. Hingegen gebe es beim Büromarkt nichts zu feiern. "Wir müssen aufpassen, dass wir nicht in ein nächstes Mangelproblem rauschen", warnte Mattner. Leider habe die Branche bisher auf wenig Unterstützung durch die Politik hoffen können, die sich eher auf Verschärfungen und Eingriffe konzentriert habe.
Der Koalitionsvertrag bedeute im Mietrecht "einen Rückfall ins Zeitalter der hemmenden Regulierung", beklagte er. Ziele wie die Neubauoffensive und die Energiewende müssten durch konkrete Maßnahmen unterlegt werden. "Unser regulatorisches Umfeld muss verbessert werden", verlangte der ZIA-Chef. Die steuerlichen und regulatorischen Belastungen der Immobilienwirtschaft seien vor dem Hintergrund der Entwicklung "zu diskutieren", erklärte auch der Wirtschaftsweise Lars Feld, der für das Gutachten die gesamtwirtschaftliche Entwicklung analysiert hat.
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February 20, 2018 06:13 ET (11:13 GMT)
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