Von Christian Grimm
ESSEN (Dow Jones)--Der Energieversorger Innogy wird einen Windpark in Italien übernehmen. Das kündigte Interimschef Uwe Tigges während der Bilanzpressekonferenz bekannt. Die Windfarm Deliceto in der Region Apulien passe ideal in das bestehende Portfolio in Italien, sagte Tigges.
Der kommissarische Vorstandsvorsitzende hielt sich bei dem an den Märkten alles beherrschenden Thema bedeckt. "Uns ist völlig klar, dass unsere Geschäftszahlen und unser Ausblick heute nicht im Mittelpunkt Ihres Interesses stehen. Aber ich muss Sie leider enttäuschen", erklärte er. Das Management werde sich zu einem späteren Zeitpunkt zum Plan von der Konzernmutter RWE und dem Konkurrenten Eon äußern.
Wie beide Unternehmen in der Nacht zum Sonntag bekannt machten, will Eon die RWE-Ökostromtochter kaufen. Das Unternehmen soll anschließend zerschlagen und aufgeteilt werden. Eon wird sich das Netzgeschäft einverleiben, während RWE die erneuerbaren Energien wieder eingliedert. Dazu erhält RWE noch das Grünstromsegment Eons.
Tigges gab sich in seiner Rede alle Mühe, das Gefühl von business as usual zu verbreiten. "Die Gerüchte über weitere, signifikante Planabweichungen entbehren jeder Grundlage", betonte er. Ein Bericht hatte behauptet, dass die Essener deutlich stärker sparen müssten, um die Kosten in den Griff zu bekommen. "Innogy ist ein kerngesundes Unternehmen", sagte Tigges.
Der frühere Vorstandschef Peter Terium war nach einer Gewinnwarnung im Dezember entlassen worden. Der Aufsichtsrat hatte ihm mangelnde Kostendisziplin vorgeworfen. Mit einem neuen Sparprogramm sollen bis 2020 rund 400 Millionen Euro eingespart werden. Ein großer Teil wird nach den Vorstellungen des Vorstands dafür verwendet werden, um inflationsbedingte Kostensteigerungen auszugleichen. Unter dem Strich sollen die Kosten von 4,2 auf 4,1 Milliarden Euro sinken.
Tigges nutzte die Gelegenheit, um noch einmal das Attentat auf Finanzvorstand Bernhard Günther zu verurteilen. "Was ihm zugestoßen ist, ist schlicht unfassbar. Wir sind mit ganzem Herzen bei ihm und seiner Familie." Neue Ermittlungserkenntnisse teilte er nicht mit.
Für Montag wird erwartet, dass die Aufsichtsräte von RWE und Eon grünes Licht geben und das Geschäft besiegeln. Damit verschwände Innogy zwei Jahre nach der Gründung schon wieder vom Markt. Wirksam wird die Neuordnung der deutschen Energiebranche erst, wenn das Kartellamt den Deal durchwinkt.
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March 12, 2018 05:13 ET (09:13 GMT)
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