ROM (dpa-AFX) - Zum Abschluss des Wahlkampfes in Italien hat der Chef der regierenden Sozialdemokraten, Matteo Renzi, vor Extremisten an der Macht gewarnt. Sollte seine Partei PD bei der Parlamentswahl an diesem Sonntag nicht stärkste politische Kraft werden, "dann riskieren wir eine extremistische Regierung", sagte der Ex-Ministerpräsident der Zeitung "La Repubblica". Alle Parteien richteten am Freitag noch einmal letzte Appelle an die Wähler, um die vielen Unentschiedenen zu mobilisieren. Am Samstag sind Wahlkampftermine untersagt.
Ex-Ministerpräsdient Silvio Berlusconi rief die Wähler auf: "Nehmt eure Tanten und Mütterlein und ruft sie zum Wählen auf". In Umfragen liegt das Bündnis aus Berlusconis konservativer Forza Italia und rechten sowie europakritischen Parteien wie der Lega vorne, allerdings ohne Aussicht auf eine regierungsfähige Mehrheit.
Die populistische und europakritische Fünf-Sterne-Bewegung könnte stärkste politische Kraft im Parlament werden werden, während sich Renzis Sozialdemokraten auf eine Niederlage gefasst machen müssen. Als wahrscheinlich gilt eine Pattsituation nach der Wahl. Es könnte deshalb eine lange Hängepartie bei der Regierungsbildung folgen.
Da Berlusconi wegen einer Verurteilung nicht selbst kandidieren darf, hat er den derzeitigen EU-Parlamentspräsidenten Antonio Tajani als Kandidaten für das Amt des Ministerpräsidenten vorgeschlagen, falls die Forza in dem Bündnis die stärkste Kraft wird.
Die Lega sieht in Tajani allerdings einen Interessenvertreter der ungebliebten EU. "Verglichen mit Tajani habe ich eine wesentlich klarere Vision. Die irrsinnigen europäischen Normen haben unsere Wirtschaft ruiniert", erklärte Parteichef Matteo Salvini auf Twitter vor der Abschlusskundgebung in seiner Heimatstadt Mailand. Renzi wird am Abend in Florenz erwartet.
Der Lega-Spitzenkandidat Luigi Di Maio sollte am Abend in Rom sprechen. Fünf-Sterne-Gründer Beppe Grillo schrieb auf seinem Blog: "Die Kaste (...) zu beseitigen, die den normalen Kurs der Demokratie in unserem Land blockiert. Das ist das Ziel unserer Bewegung." Für die Italiener solle sich das Land nicht länger als "Demokratie zweiter Klasse" anfühlen, in der die Bürger nichts zu sagen hätten.
Italien ist hoch verschuldet, und erst seit kurzem zieht die Wirtschaft wieder etwas an. Daher blickt auch Europa mit Sorgen auf die Wahl.
Italien habe das Potenzial, die Euro-Zone nach der Wahl in eine tiefe Krise zu stürzen, sagte der Vorsitzende der Denkfabrik Centrum für Europäische Politik der "Neuen Osnabrücker Zeitung" (Samstag). "Denn jede der zu erwartenden Koalitionen würde angesichts der gemachten Wahlversprechen zu einem weiteren Aufbau des Schuldenbergs führen."
Analysten der Commerzbank wiederum halten das Risiko, das von der Wahl ausgeht, für "überschätzt". "Ein Austritt aus dem Euro steht wohl in keinem Szenario zur Debatte", hieß es. Allenfalls könnte eine Mitte-Rechts-Regierung unter Führung der Lega für Unruhe an den Märkten sorgen./reu/DP/jha
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