Von Christian Grimm
BERLIN (Dow Jones)--Nach der größer als erwartet ausgefallenen Zustimmung der SPD-Mitglieder zur großen Koalition herrscht bei der Parteijugend Frustration. "Bei mir und vielen Jusos überwiegt heute die Enttäuschung", sagte Juso-Chef Kevin Kühnert nach der Bekanntgabe des Ergebnisses des Mitgliedervotums in Berlin.
Kühnert war in den vergangenen Wochen zum Gesicht der GroKo-Gegner geworden und hatte den Widerstand gegen eine Neuauflage eines schwarz-roten Bündnisses unter Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) getragen. "Wir sind zu dieser Abstimmung angetreten, weil wir uns durchsetzen wollten", beschrieb Kühnert noch einmal das Ziel seiner Kampagne. Zwei Drittel der Genossen, die an der Mitgliederbefragung teilgenommen hatten, hatten schließlich nach wochenlangen Diskussionen für die Koalition gestimmt.
Trotz der Niederlage gab sich Kühnert kämpferisch. "Wir werden der Regierung auf die Finger schauen", sagte der 28-Jährige. Die Erneuerung der Partei müsse ins Rollen kommen.
Die designierte SPD-Chefin Andrea Nahles gab sich am Morgen erleichtert. Sie sei froh, dass es so gekommen sei, sagte sie. Sie habe zuletzt "mit gar nichts mehr gerechnet". Bis zuletzt galt ein Nein zur Neuauflage der großen Koalition als denkbar.
SPD-Vize Ralf Stegner wertete das Votum der Genossen als "gute Basis für die Regierungsarbeit". In der SPD müssten nun wieder die wichtigen Debatten um die Zukunft der Gesellschaft stattfinden. Die Entscheidung von einem Drittel der Parteimitglieder, gegen die Koalition zu stimmen, sei "eine Mahnung, die dran steckt, dass wir das verstanden haben", so Stegner weiter.
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March 04, 2018 04:37 ET (09:37 GMT)
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