Von Andreas Kißler
BERLIN (Dow Jones)--Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) hat sich hoffnungsvoll gezeigt, dass jüngste Gespräche europäischer Politiker in den USA ein Inkrafttreten der angekündigten US-Strafzölle auf Stahl und Aluminium noch verhindern können. "Wir wollen keine protektionistischen Maßnahmen", sagte Merkel bei einer Pressekonferenz mit dem irischen Premierminister Leo Varadkar in Berlin. "Wir hoffen, dass wir nicht reagieren müssen auf zusätzliche Zölle."
Merkel verwies auf den Besuch von Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier (CDU) bei US-Handelsminister Wilbur Ross vom Montag und das zugleich in Buenos Aires stattfindende Finanzministertreffen der 20 führenden Industrie- und Schwellenländer (G20). "Ich hoffe vielleicht, dass daraus auch Lösungen erwachsen können", sagte die Kanzlerin. "Ich würde es mir jedenfalls sehr wünschen."
Varadkar sprach von "großen Sorgen über die direkten und indirekten Folgen" der Pläne von US-Präsident Donald Trump, die am Freitag in Kraft treten sollen. Man wolle von der EU-Kommission mehr über Ausnahmeregelungen erfahren und hoffen, dass dies beim EU-Gipfel am Donnerstag und Freitag in Brüssel geschehe. Es sei "sehr wichtig, gemeinsam die Differenzen zu besprechen", sagte er mit Blick auf die laufenden Gespräche in den USA, bei denen europäische Politiker auf Hochtouren versuchen, Ausnahmen für Produkte aus der EU zu erreichen.
EU-Handelskommissarin Cecilia Malmström führt dazu in Washington Verhandlungen mit US-Handelsminister Wilbur Ross. Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier (CDU), der am Vortag mit Ross gesprochen hatte, setzt seine Gespräche mit Vertretern der US-Administration fort.
Auf beiden Seiten sei der "Eindruck" entstanden, dass es möglich sei, noch in dieser Woche eine "Lösung" zur Vermeidung eines schweren Handelskonflikts zwischen den USA und der EU zu finden, hatte Altmaier nach seinem Treffen mit Ross am Montag gesagt. Bundesfinanzminister Olaf Scholz (SPD) hatte bei dem G20-Treffen in Buenos Aires betont, wichtig sei, "dass wir miteinander reden, dass wir das die ganze Zeit tun und nicht damit aufhören".
Merkel und Varadkar trafen sich in Berlin, um den EU-Gipfel vorzubereiten. In Brüssel sollten am Freitag Leitlinien für die Verhandlungen über die künftigen Beziehungen der EU zu Großbritannien beschlossen werden, erklärte die Kanzlerin. Sie lobte die am Vortag von der EU mit London vereinbarte Übergangsfrist. "Das haben wir gestern mit großer Freude vernommen." Jedoch seien noch "sehr viele Probleme zu lösen".
Von zentraler Bedeutung sei die Frage der Grenze von Irland zu Nordirland. "Hier muss eine Lösung gefunden werden", forderte Merkel. Deutschland unterstütze die irische Position "vollkommen". Varadkar nannte es "absolut notwendig zu verhindern, dass hier etwa eine harte Grenze entsteht". Es müsse eine Möglichkeit geben, die dann auch wirklich in der Praxis funktioniere.
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March 20, 2018 09:49 ET (13:49 GMT)
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