Von Manuel Priego Thimmel
FRANKFURT (Dow Jones)--Der zum Jahreswechsel ausgeschiedene Chef der Deutschen Börse, Carsten Kengeter, musste sich 2017 mit einem geringeren Gehalt zufriedengeben. Wie dem Geschäftsbericht für das abgelaufene Jahr zu entnehmen ist, belief sich dessen Gesamtvergütung auf rund 4,9 Millionen Euro nach 7,3 Millionen Euro im Vorjahr.
Der stellvertretende Vorstandsvorsitzende Andreas Preuß kam auf 3 Millionen Euro nach 4,3 Millionen Euro im Vorjahr. Finanzvorstand Gregor Pottmeyer kassierte 2,5 Millionen Euro nach 3,2 Millionen Euro. Insgesamt beliefen sich die Vorstandsvergütungen 2017 auf 15,3 Millionen Euro nach 20,4 Millionen Euro zuvor.
Die geringeren Auszahlungen haben nichts mit der gescheiterten Fusion zwischen der Deutschen Börse und der London Stock Exchange (LSE) zu tun, sondern stehen im Zusammenhang mit der schwächeren Geschäftsentwicklung des Börsenbetreibers im vergangenen Jahr. Wegen der niedrigen Volatilität an den Finanzmärkten erreichten die Eschborner nämlich ihre selbstgesteckten Ziele nicht.
Noch kein finanzieller Schlussstrich unter Kengeter-Ära
Mit dem Salär für das Jahr 2017 ist aber noch kein finanzieller Schlussstrich unter die Ära Kengeter gezogen. Nicht nur stehen Kengeter in den kommenden Monaten weitere Gehalts-Zahlungen zu. Viel wichtiger: Noch ist unklar, wieviel Geld Kengeter aus dem umstrittenen Co-Performance-Shares-Programm beziehen wird, das ihn letztlich den Chefposten kostete.
Kengeter hatte im Dezember 2015, im Rahmen eines vom Aufsichtsrat geschnürten Bonusprogramms, mit eigenen Mitteln Aktien der Deutschen Börse für 4,5 Millionen Euro erworben. Die Deutsche Börse selbst steuerte noch einmal knapp 69.000 Aktien bei. Der Wert des auf fünf Jahr angelegten Programms sollte von der Aktien- wie auch der Geschäftsentwicklung der Deutschen Börse abhängen.
So weit kam es aber nicht. Knapp zwei Monate nach den Aktienkäufen wurde nämlich bekannt, dass sich Deutsche Börse und LSE in Verhandlungen über einen Zusammenschluss befanden. Wegen des Verdachts auf Insiderhandel nahm die Staatsanwaltschaft später Ermittlungen gegen Kengeter auf.
Rückstellungen für Bonusprogramm im einstelligen Millionenbereich gebildet
Geht es nach der Deutschen Börse, sollen Kengeter wegen seines frühen Ausscheidens nur drei Fünftel der Laufzeit des Co-Performance-Shares-Programm ausgezahlt werden. Laut dem Geschäftsbericht haben die Eschborner dafür bereits Rückstellungen von 7,5 Millionen Euro gebildet.
Kengeter und der Aufsichtsrat der Deutschen Börse verhandeln derzeit über die Höhe der Zahlung. Der Ausgang der Verhandlungen dürfte im entscheidenden Maße von der weiteren Entwicklung der staatsanwaltlichen Ermittlungen abhängen. Kengeter wird wohl noch eine ganze Weile auf seine letzte Gratifikation warten müssen.
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March 16, 2018 13:33 ET (17:33 GMT)
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