(Neu: Mehr Hintergrund, Details zu den Zugeständnissen, Kursentwicklung)
BRÜSSEL (dpa-AFX) - Die EU-Wettbewerbshüter haben unter strengen
Auflagen grünes Licht für die milliardenschwere Übernahme des
US-Saatgutproduzenten Monsanto
Der Leverkusener Konzern will den US-Konkurrenten für etwa 62,5 Milliarden US-Dollar (etwa 51 Milliarden Euro) übernehmen. Bayer würde damit zum größten Saatgut- und Pflanzenschutzkonzern der Welt aufsteigen. Staaten wie China, Südafrika und Brasilien haben bereits zugestimmt, das Okay der US-Behörden steht aber noch aus.
Die Begeisterung der Investoren hielt sich denn auch in Grenzen - zumal das 'Ja' aus Brüssel erwartet worden war. Nach einem anfänglichen kleineren Kurssprung drehten die Aktien wieder ins Minus und gaben mit dem Gesamtmarkt leicht nach. Anleger richten die Blicke nun auf die USA. Die Frage ist, ob der zuständigen Abteilung des US-Justizministeriums die nun der EU gemachten Zusagen auch ausreichen. Die Prüfung könnte sich noch länger hinziehen. Bayer will sie im zweiten Quartal abschließen. Ursprünglich war Ende 2017 angestrebt worden.
Der Schwerpunkt von Bayers bisherigem Agrargeschäft liegt auf Pflanzenschutzmitteln, Saatgut macht nur einen kleinen Teil aus. Bei Monsanto ist es anders herum: Im Saatgut-Geschäft sind die US-Amerikaner stark und im Pflanzenschutz eher schwach. Es war früh klar, dass Bayer Abstriche machen und Geschäftsteile verkaufen muss.
Die Leverkusener müssen nun mehr Aktivitäten verkaufen, als
ursprünglich geplant. Die EU-Wettbewerbshüter verpflichten Bayer
dazu, Geschäfte mit einem Jahresumsatz von etwa 1,7 Milliarden Euro
abzugeben. Das spült dem Konzern mehrere Milliarden Euro in die
Kassen: Vertraglich ist bereits vereinbart, dass BASF
Überschneidungen zwischen Bayer und Monsanto in den Bereichen Saatgut und Pflanzenschutzmittel müssten beseitigt werden, hieß es aus Brüssel. So muss das Leverkusener Unternehmen unter anderem seine weltweite Entwicklung von Saatgut und seine Forschungssparte zur Entwicklung eines Konkurrenzprodukts für den Monsanto-Unkrautvernichter Glyphosat abgeben.
Bayer macht gut ein Viertel seines Umsatzes in seiner Agrarsparte, in der gut 20 000 Mitarbeiter tätig sind. 2017 kam der Konzern hier auf Erlöse von 9,6 Milliarden Euro. Der US-Konzern Monsanto aus Saint Louis brachte es mit seinen ebenfalls rund 20 000 Mitarbeitern zuletzt auf einen Jahresumsatz von 14,6 Milliarden Dollar (11,8 Milliarden Euro).
Dem Verkauf an BASF müsste die EU-Kommission noch zustimmen, die Frist dafür laufe bis zum 16. April, sagte Vestager. Erst dann könne es das endgültige Okay für den Bayer-Monsanto-Deal geben.
Gegen die Übernahme habe es erhebliche Bedenken gegeben, sagte Vestager weiter. "Viele Bürger haben uns mit Sorgen angesprochen, die über das Wettbewerbsrecht hinaus gehen", sagte sie. Die EU-Kommission habe eine Million Schreiben, Mails und Twitter-Mitteilungen erhalten. Dabei sei es etwa um genmanipulierte Lebensmittel und Risiken für die Gesundheit und die Umwelt gegangen. "Wir haben strikte regulatorische Standards in Europa", sagte Vestager. Diese würden auch nach der Bayer-Monsanto-Fusion Bestand haben.
Bayer zeigte sich erleichtert über das grüne Licht aus Brüssel. Dies sei "ein großer Erfolg und ein bedeutender Meilenstein", sagte der Vorstandsvorsitzende Werner Baumann. Gemeinsam mit Monsanto wolle man Landwirten helfen, "mehr und bessere Nahrungsmittel nachhaltiger zu produzieren". Davon profitierten die Umwelt und die Verbraucher, so Baumann.
Umweltschützer und Grünen-Politiker sind ganz anderer Auffassung - sie warnen vor zu großer Marktmacht des Konzerns. Dementsprechend enttäuscht reagierten sie. "Die Fusion lässt die Landwirte im Regen stehen, die sich gegen die Marktmacht der Monopole wehren", sagte der Grünen-Europaabgeordnete Martin Häusling. Vom Naturschutzbund Nabu hieß es, dies sei "das falsche Signal aus Brüssel für die dringend notwendige weltweite Umsetzung von Nachhaltigkeitszielen".
In der Saatgut- und Pflanzenschutz-Branche läuft ein
Konzentrationsprozess. So schluckte das chinesische
Staatsunternehmen Chemchina vor einiger Zeit den Schweizer Konzern
Syngenta
ISIN DE000BAY0017 DE000BASF111 CH0011037469 US61166W1018
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