21. März 2018. FRANKFURT. Es sind vor allem zwei Dinge, die die Börsianer derzeit stark beschäftigen. Das eine Thema wird sich womöglich schon heute Abend erledigt haben, wenn die US-Notenbank ihren jüngsten Zinsentscheid bekannt gibt. Viel interessanter als die wahrscheinlich zu 100 Prozent eingepreiste Leitzinserhöhung dürfte allerdings der ökonomische Ausblick der Mitglieder des Offenmarktausschusses sein, der sich in Form von neuen Wachstums- und Inflationsprognosen äußern wird und damit möglicherweise auch geänderte, aufwärts gerichtete Zinsprojektionen miteinschließt. Denn letztlich scheinen immer mehr Akteure davon auszugehen, dass sich die Fed in diesem Jahr womöglich nicht mit drei Zinserhöhungen zufrieden geben wird. Das andere Thema ist die Angst vieler Investoren vor einem Handelskrieg - er wird nach der jüngsten Umfrage unter internationalen Fondsmanagern der BofA Merrill Lynch derzeit als größte Gefahr für die Finanzmärkte gesehen.
Und so wundert es nicht, dass sich die Stimmung der von uns befragten mittelfristig orientierten institutionellen Investoren weiter verschlechtert hat. Denn der Börse Frankfurt Sentiment-Index ist nun das zweite Mal hintereinander gefallen - heute um 9 Punkte auf einen Stand von -2 Punkte. Diese Verschlechterung geht in gleichem Maße sowohl auf das Konto ehemaliger Bullen als auch auf das zuletzt seitwärts eingestellter Akteure. Nur einmal war die Stimmung in diesem Jahr schlechter, und zwar vor der vergangenen Sitzung der US-Notenbank Ende Januar. Gut möglich, dass sich zumindest kurzfristig eine gewisse Risikoaversion breitgemacht hat, denn die implizite Wahrscheinlichkeit, dass die US-Notenbank in diesem Jahr von drei auf vier Zinsschritte umschalten könnte, lag immerhin zuletzt bei fast 40 Prozent (vgl. CME FedWatch Tool).
Privatanleger auch nicht in Kauflaune
Etwas verbessert hat sich dagegen die Stimmung bei den Privatanlegern. Dort steigt der Börse Frankfurt Sentiment-Index immerhin um 3 Punkte auf einen Stand von +7 Punkte. Aber nicht, weil sich in diesem Panel große Kauflaune breitgemacht hätte. Vielmehr bleibt der Anteil der Optimisten auf dem Stand der Vorwoche. Damit geht die Stimmungsverbesserung alleine auf eine leichte Verringerung des Bärenlagers (Gewinnmitnahmen) zurück.
Glücklicherweise haben sich unsere Befürchtungen etwaiger Kapitalabflüsse aus der Eurozone in Richtung USA bis jetzt nicht wirklich bestätigt. Denn die gestern publizierte BofA Merrill Lynch Fondsmanager-Umfrage zeigt, dass immer noch netto 40 Prozent der Investoren in Titeln der Eurozone übergewichtet sind. Das ist gerade einmal 1 Prozent weniger als vor Monatsfrist, aber doch deutlich weniger als im vergangenen Oktober, als diese Übergewichtung noch netto 58 Prozent der Befragten ausmachte (vgl. Börsenzeitung).
Damit hat sich die stimmungstechnische Situation im Vergleich zur Vorwoche fast nicht verändert. Auch wenn bei den Privatanlegern absolut betrachtet noch ein gewisser Optimismus vorhanden ist, zeigt die relative Beurteilung im 3- und 6-Monatsvergleich, dass sich das Sentiment vom Jahrestief der Vorwoche nicht wirklich erholt hat, sondern weiterhin als pessimistisch einzustufen ist. Mehr noch trifft dies allerdings auf die institutionellen Pendants zu.
Die Kursentwicklung der vergangenen Woche in einer Bandbreite von etwas mehr als 2 Prozent und einem DAX, der sich zum Erhebungszeitpunkt fast in der Mitte dieser Zone befindet, verdeutlicht, dass es derzeit keine allzu guten Handelsgelegenheiten gibt. Dies gilt insbesondere für etwaige Aktienkäufer, die sich jedoch angesichts der oben genannten Risiken nur mit einem satten Abschlag (vermutlich 2-3 Prozent, bezogen auf den heutigen Erhebungskurs von 12.300 DAX Zählern) aus der Reserve locken lassen dürften. Es ist diese Nachfrage auf tieferem Niveau, die das Börsenbarometer am Ende weiterhin stützt.
21. März 2018, © Goldberg & Goldberg für boerse-frankfurt.de
(Für den Inhalt der Kolumne ist allein Deutsche Börse AG verantwortlich. Die Beiträge sind keine Aufforderung zum Kauf und Verkauf von Wertpapieren oder anderen Vermögenswerten.)
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