Am neuen französischen Atomreaktor in Flamanville am Ärmelkanal sind "Qualitätsabweichungen" an Schweißnähten gefunden worden. Diese fielen bei einer vorgeschriebenen Begehung im Vorfeld der Inbetriebnahme auf, wie der Betreiber EDF am Dienstag mitteilte. Es geht um Schweißnähte an Rohrleitungen des Sekundärkreislaufs. EDF habe zusätzliche Kontrollen für die 150 Schweißnähte des Kreislaufs angesetzt.
Der Sekundärkreislauf ist einer der beiden Kühlkreisläufe des Reaktors. Das in ihm fließende Wasser ist im Gegensatz zum Primärkreislauf nicht radioaktiv. Es nimmt die Wärme des Primärkreislaufs über einen Dampferzeuger auf, der entstehende Wasserdampf dient dann zur Stromerzeugung.
Mit dem neuen Europäischen Druckwasserreaktor (EPR) ist das Schicksal des umstrittenen Atomkraftwerks Fessenheim im Elsass verknüpft. Die Anlage unmittelbar an der deutschen Grenze soll abgeschaltet werden, wenn der Neubau in Flamanville ans Netz geht.
EDF kann nach eigener Aussage erst nach den laufenden Untersuchungen und einer Einschätzung der Atomaufsicht sagen, ob sich das Kraftwerksprojekt Flamanville durch die Auffälligkeiten verzögert oder die Kosten steigen. Bislang ist vorgesehen, den Reaktorkern Ende dieses Jahres mit nuklearem Brennstoff zu beladen.
Die Fertigstellung des neuen Atomreaktors von Flamanville hatte sich schon mehrfach verzögert, die Kosten haben sich gegenüber den ursprünglichen Plänen auf 10,5 Milliarden Euro mehr als verdreifacht.
Die Vorsitzende des Bundestags-Umweltausschusses, Sylvia-Kotting-Uhl, kritisierte, die Sicherheitskultur bei dem Neubauprojekt sei "desaströs". Die Bundesregierung müsse sich dafür einsetzen, dass Fessenheim unabhängig von Flamanville abgeschaltet wird, forderte die Grünen-Politikerin in einer Mitteilung./sku/DP/fba
AXC0324 2018-04-10/19:08