(Neu: ausführlicher, mehr Details zum Konzernumbau)
WOLFSBURG/BERLIN (dpa-AFX) - Der frühere BMW
VW selbst hatte kurz zuvor in einer Mitteilung an die Finanzwelt angekündigt, man prüfe "eine Weiterentwicklung der Führungsstruktur". Dies schließe Änderungen bei den Verantwortlichkeiten ein, jedoch womöglich auch "eine Veränderung im Amt des Vorstandsvorsitzenden".
Welche Punkte im Einzelnen vorgesehen sind und was dies konkret für die Zukunft Müllers bedeuten würde, war vorher unklar geblieben - Volkswagen machte zunächst keine weiteren Angaben dazu. Der Vertrag von Müller (64) läuft eigentlich noch bis 2020. Diess kam 2015 von BMW und handelte unter anderem das Reform- und Sparprogramm "Zukunftspakt" bei der Stammsparte mit dem mächtigen Betriebsrat aus.
Müller habe seine "grundsätzliche Bereitschaft signalisiert, an den Veränderungen mitzuwirken", erklärte VW. An diesem Freitag soll nach dpa-Informationen der Aufsichtsrat zusammenkommen. Dabei dürfte es um eine mögliche Abspaltung des Lkw-Geschäfts und Top-Personalien gehen.
Bei Volkswagen sind die internen Strukturen seit langem ein zentrales Thema, der riesige Konzern kämpft mit seinem komplexen Aufbau und will den einzelnen Marken und Regionen mehr Verantwortung geben. Außerdem erfordern die Elektromobilität und die Vernetzung viele Veränderungen. Volkswagen investiert hier bereits Milliarden.
Zeitgleich mit den Wolfsburgern ging die Muttergesellschaft Porsche
SE an die Öffentlichkeit und teilte mit, dass Veränderungen im
VW-Vorstand auch zu Änderungen im Vorstand bei der Porsche SE
Müller hatte kürzlich dem "Spiegel" gesagt, aus seiner Sicht müsse das oberste Management von Volkswagen "weiblicher, jünger und internationaler" werden. "Das ist ein riesiges Problem des Konzerns. (...) Ich würde auf jeden Fall gern mit dem Aufsichtsrat diskutieren, wie der Konzern nach meiner Zeit geführt werden soll und von wem." Er selbst könne sich auch eine Aufgabe im Aufsichtsrat vorstellen.
Der frühere Porsche-Chef war im Herbst 2015 an die Spitze von Volkswagen gekommen, nachdem Vorgänger Martin Winterkorn im Zusammenhang mit dem Bekanntwerden des Diesel-Skandals in den USA zurückgetreten war. Weil im Zuge der Affäre um manipulierte Abgastests auch viel grundsätzliche Kritik an den Abläufen bei VW laut wurde, stieß Müller Initiativen zu einem "Kulturwandel" an.
Im vergangenen Jahr konnte Volkswagen erneut stark zulegen. Die Kernmarke warf einen Betriebsgewinn von rund 3,3 Milliarden Euro ab - bereinigt um Sonderkosten für die Diesel-Affäre. Unabhängig von den sehr guten Zahlen müsse der Kulturwandel jetzt jedoch mutig und offen angegangen werden, hieß es aus dem Aufsichtsrat.
Die Grünen kritisierten, Personalpläne änderten wenig daran, dass VW sich aus ihrer Sicht bisher nicht ausreichend aus den Folgen des Diesel-Skandals gelernt habe. "Egal, wer an der Spitze steht: Der Konzern hat sich nach all den Jahren des Betrugs seiner Verantwortung immer noch nicht gestellt", meinte Parteichefin Annalena Baerbock. "Wir brauchen die verpflichtende Nachrüstung für die manipulierten Fahrzeuge auf Kosten der Konzerne." Die Autobauer lehnen Umbauten an der Motor- und Abgas-Hardware für weniger Schadstoffausstoß ab./jap/DP/fba
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