Dieselzoff und internationale Handelskonflikte
- die Aussichten für den Stuttgarter Autobauer Daimler
Die Auto- und Zuliefererbranche stellte kurz nach Handelsbeginn die vier schwächsten Werte im Dax: Die Daimler-Aktie verlor 2,8 Prozent, BMW-Papiere traf es mit einem Abschlag von 2,3 Prozent. Volkswagen verloren 1,4 Prozent und Continental gaben 1,0 Prozent ab.
Bislang hatte Daimler-Chef Dieter Zetsche für 2018 einen Gewinn vor Zinsen und Steuern (Ebit) leicht über dem Vorjahreswert von 14,7 Milliarden Euro angepeilt. Doch nun gehen die Stuttgarter davon aus, dass sie in diesem Jahr leicht darunter liegen werden, wie sie am Mittwochabend mitteilten.
Der Konzern wird Opfer des Handelskonflikts zwischen den USA und China. Das asiatische Land ist ein sehr wichtiger Absatzmarkt für deutsche Autobauer wie Daimler, der auch Werke in den USA hat. Die höheren Zölle, die China künftig auf in den Vereinigten Staaten produzierte Wagen verlange, könnten nicht vollständig an Kunden weitergegeben werden, argumentiert der Konzern nun. Daimler stellt in den USA in großem Stil Fahrzeuge auch für den Weltmarkt her, rund zwei Drittel gehen nach Angaben eines Sprechers in den Export. Im vergangenen Jahr liefen in den US-Werken knapp 290 000 Fahrzeuge bei Daimler vom Band.
Darunter befinden sich auch die in China sehr begehrten großen Geländewagen (SUV). Nun fürchten die Stuttgarter, dass deren Absatz dort künftig niedriger als bisher erwartet ausfallen wird - und nicht durch andere Länder ausgeglichen werden kann. Zuletzt waren vor allem die SUVs die Treiber des steigenden Daimler-Absatzes in China.
Nachdem China vor wenigen Wochen noch mit der Aussicht auf niedrigere Einfuhrabgaben den Aktien von Autobauern Rückenwind verliehen hatte, hat sich das Blatt mittlerweile gewendet. Die USA und China steuern auf einen handfesten Handelskrieg zu. So hatte Peking Vergeltung angekündigt, kurz nachdem das Weiße Haus die Prüfung von weiteren Zöllen in Höhe auf chinesische Waren im Wert von 200 Milliarden US-Dollar in Auftrag gegeben hatte.
Daimler geht derzeit laut dem Sprecher davon aus, dass die Chinesen ihre Importzölle ab Juli von 25 auf 40 Prozent anheben werden. Analyst Jose Asumendi von der US-Bank JPMorgan senkte deshalb seine eigenen Gewinnschätzungen für den Konzern für die Jahre 2018 und 2019. Metzler-Analyst Jürgen Pieper schrieb, dass der operative Gewinn auch des Konkurrenten BMW im zweiten Halbjahr fallen könnte - grobgeschätzt um 100 bis 200 Millionen Euro.
Als weiteren Grund für die gekappte Prognose führen die Stuttgarter Belastungen im Zusammenhang mit dem neuen WLTP-Verfahren für Verbrauchs- und Abgastests ins Feld, welche Asumedi aber eher als temporär einstuft. Eine rückläufige Nachfrage aus Lateinamerika dürfte laut Daimler zudem das Busgeschäft negativ beeinflussen.
Darüber hinaus entstehen Daimler Belastungen durch den Rückruf von
Dieselfahrzeugen. Denn der Dieselskandal, der lange nur VW
Die deutschen Behörden hatten im Zusammenhang mit den Vorwürfen manipulierter Motoren zuletzt die Zügel mächtig angezogen. Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer (CSU) hatte Daimler den Rückruf der Fahrzeuge auf einen Schlag verordnet. Die Stuttgarter wollen den Rückruf umsetzen, haben unlängst aber Widerspruch angekündigt./tav/jsl/jha/
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AXC0066 2018-06-21/09:39