New York (BoerseGo.de) – Jetzt ist es offiziell, der Dow Jones befindet sich nach einem Kursrückgang von mehr als 20 Prozent vom Oktoberhoch in Bärenmarkt-Territorium. In dem heute wegen des Independence Day's letzten vollständigen Handelstag belastete ein neuer Rekordölpreis und negative Analystenkommentare zu General Motors die Stimmung an den US-Börsen. Gestern noch der gefeierte Held, folgt bereits heute der tiefe Absturz. Die Aktie des größten US-Automobilherstellers General Motors beendet den Handel mit einem Verlust von 15 Prozent und notiert das erste Mal seit dem September 1954 wieder unter 10,00 Dollar. Grund für den Absturz der Aktie ist Analyst John Murphy vom Investmenthaus Merrill Lynch. Gemäß dem Finanzexperten benötigt General Motors zum Überleben eine Kapitalspritze in Höhe von 15 Milliarden Dollar. Falls sich das aktuelle Marktumfeld weiter verschlechtert, schließt der Analyst einen Konkurs nicht aus. Der Finanzexperte reduziert sein Rating für die Aktie von Buy auf Underperform und kappt sein Kursziel von 28 Dollar auf 7 Dollar.
Auch die einflussreiche Wall-Street-Analystin Meredith Whitney vom Investmenthaus Oppenheimer holt erneut zum Kahlschlag aus. Die Finanzexpertin prognostiziert für die US-Investmentbank Merrill Lynch aufgrund weiterer Abschreibungen tiefrote Zahlen für das zweite Quartal und das Geschäftsjahr 2008. Aufgrund der sich zuspitzenden Lage an den Kreditmärkten erwartet Analystin Meredith Whitney für das zweite Quartal für die US-Investmentbank einen Abschreibungsbedarf in Höhe von 5,8 Milliarden Dollar.
Die Aktie von Yahoo feiert dagegen ein beachtliches Comeback. Nachdem die Aktie des Internetkonzerns Yahoo gestern noch unter die Marke von 20,00 Dollar abrutschte, verbucht das Papier aktuell einen deutlichen Kursgewinn. Grund für den Kursanstieg ist ein Bericht im Wall Street Journal, wonach der Softwareriese Microsoft einen weiteren Versuch erwägt, den Internetkonzern Yahoo zu übernehmen. Zu diesem Zweck sei Microsoft an andere Medienkonzerne herangetreten, um mit diesen über eine Allianz zu sprechen. Zum Kreis der potenziellen Partner würden unter anderem Time Warner und News Corp. zählen. Die Aktie gewinnt 3,36 Prozent auf 20,88 Dollar.
Deutlich bergauf ging es auch mit der Aktie des US-DVD-Verleihers Blockbuster, nachdem das das Unternehmen von seinen Übernahmeplänen für den Elektronikhändlers Circuit City abgerückt ist. Der DVD-Verleiher wollte sich ursprünglich die Übernahme der Elektronikkette 1,35 Milliarden Dollar kosten lassen. Das Management begründet die Kehrtwende mit der gegenwärtigen Marktlage und der wirtschaftlichen Situation von Circuit City. Die Aktie von Blockbuster gewinnt 5,58 Prozent auf 2,65 Dollar, das Papier von Circuit City verliert 9,02 Prozent auf 2,32 Dollar.
Gemischte Signale kamen von der Konjunkturfront. Gemäß dem Arbeitsmarkt-Dienstleister Automatic Data Processing Inc (ADP) gibt es aktuell in den USA so viele Jobverluste wie seit 6 Jahren nicht mehr. Gemäß der vom ADP erstellten Umfrage gingen in den USA im Juni im Bereich privater Unternehmen 79.000 Jobs verloren. Dies entspreche dem größten Stellenrückgang seit November 2002. Die durchschnittlichen Erwartungen der Volkswirte sehen dagegen einen Rückgang von rund 40.000 Stellen vor, nachdem im Mai die Beschäftigung um 49.000 gesunken ist. Im Dienstleistungssektor soll die Beschäftigung um 3.000 gesunken sein. Damit entwickle sich die Stellenzahl in jenem Sektor erstmals seit November 2002 rückläufig. Die Arbeitsmarktdaten für Juni werden vom Arbeitsministerium am heutigen Donnerstag bekannt gegeben.
Laut dem Census Bureau, dem amerikanischen Amt für Bevölkerungsstatistik, sind im Mai die Auftragseingänge der US-Industrie um 0,6 Prozent gestiegen, Volkswirte sind von einem Anstieg von 0,5 Prozent ausgegangen. Damit bleiben die US-Auftragseingänge weiter robust, der Anstieg im Mai ist hauptsächlich auf eine starke Nachfrage nach Computern und militärischen Gütern zurückzuführen. Die Industrieauftragseingänge berücksichtigen sowohl den Umsatz langlebiger Wirtschaftsgüter wie auch den Absatz von Verbrauchsgütern. Verbrauchsgüter machen etwa 47 Prozent aller Industrieumsätze aus, langlebige Wirtschaftsgüter den Rest. Die Auftragseingänge für langlebige Wirtschaftsgüter zeigten keine nennenswerte Veränderung gegenüber dem Vormonat, während die Auftragseingänge für Verbrauchsgüter um 1,2 Prozent gestiegen sind.
Der Preis für ein Barrel Rohöl der US-Sorte West Texas Intermediate (WTI) steigt an der New Yorker Terminbörse Nymex um 2,61 Dollar auf einen Rekordschlusstand von 143,58 Dollar. Händler begründen den Preisanstieg des schwarzen Goldes mit der Dollarschwäche und dem überraschenden Rückgang der US-Öllagerbestände. Die US-Rohöllagerbestände sind nach Angaben des Energieministeriums der USA in der letzten Woche um 2,0 Millionen Barrel auf 299,8 Millionen Barrel und damit auf das niedrigste Niveau seit Januar gesunken. Experten sind von einem Anstieg von 500000 Barrel ausgegangen. Der Preis für die Feinunze Gold steigt um 1,90 Dollar und notiert zum Handelsschluss bei 946,40 Dollar. Händler führen den Kursanstieg des Edelmetalls auf die Dollarschwäche und den hohen Ölpreis zurück.
Der Dow-Jones-Index der Standardwerte beendet den Handel mit einem Minus von 1,46 Prozent auf 112154 Punkten. Der breiter gefasste S&P-500 verliert 1,82 Prozent auf 1261 Zähler. Der Index der Technologiebörse Nasdaq gibt um 2,32 Prozent auf 2251 Punkte nach. Sieger im Dow ist die Aktie von JP Morgan Chase mit einem Plus von 1,70 Prozent auf 34,60 Dollar. Bei den Techs überzeugt SanDisk Corporation mit einem Plus von 6,24 Prozent auf 18,72 Dollar. An der New York Stock Exchange wechselten 1,52 Milliarden Aktien den Besitzer. 824 Werte legten zu, 2341 gaben nach. An der Nasdaq gab es bei Umsätzen von 2,43 Milliarden Aktien 739 Gewinner und 2113 Verlierer.
Apollo Group mit Kursexplosion
Die Aktie von Apollo Group ist der heutige Top-Performer aus dem Nasdaq 100-Index. Das Unternehmen, das Studenten bei der Ausbildung unterstützt, hat im gerade abgelaufenen dritten Quartal die Gewinn- und Umsatzprognosen der Analysten übertroffen. Das Investmenthaus Stifel Nicolaus bestätigt sein Buy Rating und erhöht sein Kursziel von 66 Dollar auf 70 Dollar. Die Aktie gewinnt 18,42 Prozent auf 54,78 Dollar.
Citigroup stellt Top Pick vor
Für die Investmentabteilung der Citigroup ist die Aktie des Halbleiterspezialisten ON Semiconductor Corporation der Top Pick aus dem Bereich der Small Caps. Das Unternehmen bietet effiziente Lösungen für Kunden in den Märkten Stromerzeugung, Automobil, Kommunikation, Computer, Konsumgüter, Medizin, Industrie, Mobiltelefon und Verteidigung an. Die Analysten gehen davon aus, dass die Aktie gegen Jahresende ihr Kursziel von 14 Dollar erreichen wird. Weiter rechnen die Finanzexperten damit, dass die Mehrheit der Analysten ihre Gewinnschätzungen für das Geschäftsjahr 2009 in den Bereich von 1,05 Dollar pro Aktie nach oben revidieren werden, der aktuelle Konsens für 2009 liegt bei 0,96 Dollar pro Aktie. Die Kollegen von Stifel Nicolaus empfehlen die Aktie ebenfalls mit Kursziel 14 Dollar zum Kauf. Die Aktie verliert 1,65 Prozent auf 9,56 Dollar.
Starbucks Strong Buy
Analyst Mark Basham von Standard & Poor's Equity Research stuft die Aktie der Kaffeehauskette Starbucks mit Strong Buy Rating und Kursziel 24 Dollar ein. Die weltgrößte Kaffeehauskette plant in den USA die Schließung von 600 schlecht laufenden Filialen, ursprünglich sollten nur 100 Filialen betroffen sein. Zusätzlich kündigt das Management einen Stellenabbau von etwa sieben Prozent an. Der Finanzexperte beurteilt die Restrukturierungsmaßnahmen des Unternehmens positiv und erhöht für das Geschäftsjahr 2009 seine Gewinnprognose um 5 Cents auf 1,05 Dollar pro Aktie. Die Aktie 0,38 Prozent auf 15,68 Dollar.
Ölpreis: 160 Dollar bis Dezember
Ökonome des Marktforschungsunternehmens Global Insight halten es für wahrscheinlich, dass der Ölpreis bis Dezember diesen Jahres ein Kursniveau von 160 Dollar erreichen wird und bis zur ersten Hälfte des kommenden Jahres auf hohem Niveau verharren wird bis dann eine sinkende Nachfrage in der zweiten Jahreshälfte für eine Korrektur des Ölpreises sorgen wird. Auch für Nahrungsmittel und Rohmaterialien prognostizieren die Experten bis Mitte nächsten Jahres weitere Preissteigerungen, bevor dann in der zweiten Jahreshälfte für die meisten Rohstoffe eine deutliche Kursabkühlung einsetzen sollte. Chef-Ökonom Nariman Behravesh rechnet bis Ende nächsten Jahres mit einem Ölpreis von 130 Dollar und für 2010 mit einem Ölpreis von 110 Dollar.
Einzelhändler überzeugt mit Zahlen
Der Einzelhändler Family Dollar Stores Inc. erwirtschaftete im dritten Geschäftsquartal einen Nettogewinn von 64,7 Millionen Dollar bzw. 46 Cents je Aktie. Im Vergleichszeitraum des Vorjahres verdiente Family Dollar 60,4 Millionen Dollar bzw. 40 Cents je Aktie. Der Umsatz stieg um 2,9% auf 1,7 Milliarden Dollar. Im Filialumsatzbereich stellte sich ein Plus von 0,1% ein. Der Konsens unter den Analysten liegt bei einem Gewinn von 40 Cents und einem Umsatz von 1,7 Milliarden Dollar. Wie das Unternehmen am Mittwoch weiter mitteilte, wird für das vierte Quartal mit einem Gewinn von 1,58-1,63 Dollar je Aktie gerechnet. Der Filialumsatz soll im Juni um 6% geklettert sein. Die Aktie gewinnt 8,18 Prozent auf 21,95 Dollar.