Von Artur P. Schmidt.Am 22. Juli 2011 ereignete sich in Norwegen eine Tat, die in Ihrer Grausamkeit eine neue Stufe der Eskalation des Massenmordes durch einen Einzeltäter repräsentiert. Damit wurde die bisher grausamste Tat eines Killers aus Süd-Korea aus dem Jahr 1982, wo 58 Menschen ums Leben kamen, nahezu verdoppelt. Auf einer Twitter-Seite unter seinem Namen postete der festgenommene Täter, Anders Behring Breivik, der wahrscheinlich mehr als 90 Menschen auf dem Gewissen hat, am 17 Juli: "Eine Person, die an sich glaubt, ist genauso stark wie 100'000 mit Einzelinteressen." Der Freimaurer, der am liebsten Techno Trance Musik hörte und die Serie Dexter, ein TV-Drama über einen Serienkiller ansah, plante seinen Anschlag bis ins Detail und nutzte das Chaos, welches er mit seinem Bombenanschlag in Oslo anrichtete, wo mindestens 7 Menschen umkamen, um in aller Seelenruhe während einer Stunde mehr als 85 Jugendliche in einem Feriencamp etwa eine Autostunde von der Hauptstadt entfernt, mit einer Pistole und einem Gewehr bewaffnet in Gestapo-Manier hinzurichten. Es scheint so, dass er - wie sein filmisches Vorbild Dexter -, seit seiner Kindheit traumatisiert ist und eine Art Doppelleben führte. Sein Vorgehen offenbart einen unstillbaren Drang zu töten, ohne jegliche Emotionen an den Tag zu legen. Die vor einigen Tagen eingerichtete Facebook-Seite des Killers enthält den Song "Sound of Goodbye" (https://www.youtube.com/watch?v=6qf8Ypw7KGc) und wirkt wie eine Art postmodernes Testament eines Techno-Süchtigen (https://mg.co.za/uploads/2011/07/23/andersbehringbreivikfacebook.pdf), der jeglichen Bezug zur Realität verloren hat. Noch ist die Frage offen, ob es wegen der hohen Opferzahl einen Komplizen gab.Warum töten Menschen? Die Amokläufe der letzten Jahrzehnte zeigen, dass Einzeltäter oder eine kleine Gruppe von Tätern verheerende Massaker anrichten können. Die Gründe, warum Menschen töten, sind vielschichtig und werden von Soziologen eingehend untersucht. Zu den Motivationen gehören unter anderem eine chronische Aggressivität, die vor allem durch Alkohol und Drogen ausgelöst werden kann, passive Gutmenschen, aus denen urplötzlich Feindseligkeit hervorbricht, Menschen, die sich ungerecht behandelt und verletzt fühlen, traumatisierte Täter, insbesondere wenn ihre Identität angegriffen wird, von einer Idee besessene Menschen, insbesondere wenn sie bestimmten religiösen Gruppen oder politischen Ideologien angehören, paranoide Spinner, die aus Eifersucht oder Isoliertheit töten sowie kranke Psychopathen, die unter einem völligen Realitätsverlust leiden. Insgesamt kann festgestellt werden, dass die Gewaltbereitschaft in der Gesellschaft in den letzten Jahren immer mehr zugenommen hat, was auch die zahlreichen Ausflipp-Attacken von immer jüngeren Jugendlichen in deutschen U-Bahnen belegen. Die Angriffe sind derart erbarmungslos, dass der Tod der Attackierten billigend in Kauf genommen wird.Verbote sind nicht wirksam Das Problem bei Amokläufen ist, dass es im Grunde genommen keinen Schutz vor solchen irrationalen Aktionen gibt, es sei denn, man geht der eigentlichen Ursache derartiger Tötungsorgien auf den Grund. Viele meinen, dass ein Verbot von Waffen das Problem lösen würde. Doch dies ist zu bezweifeln, denn alles, was verboten wird, übt eine nur noch grössere Anziehung aus. Gleiches gilt wohl auch für das Verbot von Killerspielen, das Verbot von rechtsradikalem Gedankengut oder von Alkohol, wie die Prohibition zeigte. Der Mensch hat die besondere Neigung, sich gerade von Verbotenem angezogen zu fühlen. Auch ein Verbot von Psychopharmaka dürfte nichts bringen, jedoch stellt sich hier die Problemlage deutlich anders, da diese Mittel viel zu leichtfertig von Ärzten verschrieben werden und von der Pharmalobby aus reiner Profitgier massenhaft in Umlauf gebracht werden. Durch den blinden Wachstumswahn von Grosskonzernen, welche die Einnahme von Blockbuster-Ddrogen forcieren, werden Substanzen verschrieben und verkauft, die massive Persönlichkeitsveränderungen bei deren Nutzern hervorrufen können. Insbesondere Medikamente, die oft allzu leichtfertig verschrieben werden, führen oftmals zu unkalkulierbaren Amokläufen wie die Auflistung auf ssristories.com zeigt.Stimulierung des Tötens Von Soldaten in Vietnam weiss man, dass diese vorsätzlich unter Drogen gesetzt wurden, um die Kampfbereitschaft zu erhöhen. Während des Vietnamkrieges nahmen viele der amerikanischen Soldaten auch Marihuana, um die Schrecken des Krieges zu verarbeiten. Doch nicht nur dort, auch in anderen Kriegen wurden Drogen als Mittel eingesetzt, um die Bereitschaft zum Töten heraufzusetzen (https://www.highestfive.com/combat/drug-use-and-addiction-in-war/). In den napoleonischen Kriegen war Alkohol ein bedeutendes Aufputschmittel, um die Disziplin aufrechtzuerhalten, da die Soldaten nur durch den Alkohol dem Grauen des Krieges entfliehen konnten. Sowohl bei den Nord- als auch den Südstaaten war während des amerikanischen Bürgerkrieges von 1861 bis 1865 der Drogenmissbrauch von Morphium und Opium weit verbreitet. Im 1. Weltkrieg war ein Teil der Tagesration eines britischen Soldaten eine halbe Flasche Rum und den deutschen Soldaten wurde Bier, Wein und Schnaps als Verpflegung gegeben. Im 2. Weltkrieg erfuhren Drogen in Form von synthetischen Amphetaminen einen Boom als Wachmacher für Soldaten und Beschäftigte in der Rüstungsindustrie. Während des Irak II- und Afghanistankrieges gab es ebenfalls eine exzessive Verbreitung von Drogen und einen massiven Alkoholkonsum bei vielen Soldaten.Die Herabsetzung der Hemmschwelle Der ehemalige amerikanische Dozent für Militärpsychologie und Offizier an der US-Militärakademie in West Point, Dave Grossman, beschrieb in seinem Buch "On Killing", dass lediglich 15 bis 20 % der Soldaten in Kriegen auf einen exponierten Feind geschossen haben. Der Kritiker von Lasertags und Ego-Shootings hat sich jahrzehntelang mit den Faktoren auseinandergesetzt, die das Töten erleichtern oder erschweren. Gesunde, normale Menschen besitzen, wie er beschreibt, einen biologisch machtvollen Widerstand gegen den Akt des Tötens. Die Mehrzahl der Soldaten würde selbst unter eigener Lebensgefahr daneben schiessen, da die Hemmung, Artgenossen zu töten, beim Menschen sehr stark ausgeprägt ist. Deshalb ist es von fundamentaler Bedeutung herauszufinden, was die Hemmschwelle zum Töten beim Menschen herabsetzt. Eine Person muss für das Töten konditioniert werden. Beim Militär geschieht dies durch Training der Soldaten, bei normalen Menschen durch Beeinflussung der Psyche. Eine Brutalisierung und Desensibilisierung, die die Gewaltbereitschaft massiv heraufsetzt, kann durch Psychopharmaka erfolgen, die in den postmodernen Industriegesellschaften immer unbedachter verabreicht werden. Diese können unter anderem manische Reaktionen, Halluzinationen, abnormales Denken, Persönlichkeitsstörungen, emotionale Instabilität, Gedächtnisstörungen, Psychosen, Aufwiegelung zur Gewalt, Alkoholmissbrauch, Medikamentensucht, feindschaftliches Verhalten, Schlafstörungen, paranoides Verhalten, Verwirrung, Ruhelosigkeit, Impulsivität oder massive Entzugserscheinungen auslösen.Killerdroge Prozac? Ein Beispiel hierfür ist die Tat von Steven P. Kazmierczak, einem 27-jährigen amerikanischen Soziologiestudenten, der Anfang 2008 die Droge Prozac (Fluoxetin) gerade erst abgesetzt und dann durch Entzugserscheinungen zum Killer wurde und fünf Studenten der Northern Illinois University sowie sich selbst erschoss. Prozac ist ein gegen Depressionen eingesetzter Arzneistoff, ein sogenanntes Antidepressivum, welches weltweit bereits über 54 Millionen Mal verschrieben wurde und zur Behandlung von Depressionen, Zwangsstörungen und Bulimie eingesetzt wird. Dabei haben Forscher nachgewiesen, dass diese Mittel teilweise gar nicht die gewünschte Wirkung, jedoch erhebliche negative Nebenwirkungen haben. Gemäss dem New England Journal of Medicine (mit einer Analyse auf ...Den vollständigen Artikel lesen ...