HAMBURG - Der Chefvolkswirt des Bankhauses Berenberg, Holger Schmieding, sieht nach den jüngsten Entscheidungen der Europäischen Zentralbank (EZB) möglicherweise einen Wendepunkt in der Euro-Schuldenkrise. Die Aussicht auf ein Eingreifen der Notenbank im Kampf gegen die Krise habe die Chance erhöht, dass der Höhepunkt der Krise schon bald vorüber sei, schrieb Schmieding in einer am Montag veröffentlichten Analyse.
Zwar werde die EZB die Krise nicht im Alleingang lösen, hieß es weiter. Die Notenbank könne aber "mit starken Interventionen Zeit für die notwendigen Strukturreformen und die Haushaltssanierung in den angeschlagenen Staaten der Eurozone kaufen". Noch könnte allerdings ein möglicher Euro-Austritt Griechenlands oder eine Ablehnung des permanenten Rettungsschirms ESM durch das Bundesverfassungsgericht am 12. September zu "signifikanten Turbulenzen" an den Finanzmärkten führen.
"Alles in allem sind die Chancen aber gestiegen, dass das Schlimmste der Euro-Krise bald überstanden sein könnte", schrieb Schmieding weiter. "Mit Glück" könnten die jüngsten Aussagen der EZB und der Hinweis auf mögliche Käufe von Staatsanleihen der Notenbank unter bestimmten Bedingungen weitere Panikattacken an den Finanzmärkten vermeiden.
Sollte eine weitere Panikreaktion der Märkte mit Blick auf die angespannte Lage in den Euro-Krisenländern Spanien und Italien ausbleiben, sei von beiden Staaten nicht mit einem Ruf nach internationaler Finanzhilfe zu rechnen. Allerdings müssen die Investoren überzeugt sein, dass Italien und Spanien im Fall der Fälle tatsächlich offizielle Hilfsanträge stellen werden und dass Deutschland und andere Kreditgeber dann auch helfen werden./jkr/hbr
AXC0138 2012-08-06/14:50