Intercore Financial Research - Die harten Konjunkturprogramme in Japan zeigen ihre Wirkung. Durch die aggressive Geldpolitik hat im ersten Quartal des Jahres die Wirtschaft kräftig angezogen und die Warenausfuhr ist deutlich angestiegen.
Derzeit wächst Japans Wirtschaft so schnell, wie in keinem anderen großen Industrieland, denn die ?Abe-Ökonomie? geht auf. Die aggressive und umstrittene Wirtschaftspolitik des Ministerpräsidenten Shinzo Abe zeigt, dass das Bruttoinlandsprodukt (BIP) bei einer Hochrechnungsrate im ersten Quartal um 3,5 Prozent angestiegen ist. Die eigentlichen Prognosen der Volkswirte lagen bei 2,7 Prozent. Durch das deutliche Wachstum zu Beginn des Jahres sticht Japan den US-amerikanischen BIP-Zuwachs deutlich aus. Experten zweifeln aber daran, dass dieser erkaufte Boom sich wirklich nachhaltig auswirken wird.
Die japanische Regierung ist der Ansicht, dass die Wirtschaftspolitik von Abe Früchte trägt.
Sie sieht in den massiven Konjunkturprogrammen und der drastischen Lockerung der Geldpolitik eine positive Entwicklung für das Land. Jedoch stehen sie einer möglichen weiteren Abwertung des Yen kritisch gegenüber. Durch eine weitere Abwertung würde das Leben der Menschen negativ beeinflusst werden.
Seit mehr als vier Jahren war der Dollar am vergangenen Freitag erstmals über 103 Yen gestiegen. Die japanische Währung wertete auf Wochensicht um 3 Prozent auf. Seit Beginn der Amtszeit von Abe im November hat der Dollar zum Yen rund 30 Prozent zugelegt. Die Argumente für die Konjunkturprogramme beruhen darauf, dass der Yen gegenüber dem Dollar und dem Euro zu stark geworden sei. Dies begründet sich aus der weltweiten Finanzkrise im Jahr 2008, worunter die japanische Exportwirtschaft litt.
Die japanischen Produkte auf dem Weltmarkt wurden teurer und waren schwerer zu veräußern. Dieses Problem wollen der Ministerpräsident und seine Minister aber noch korrigieren. Mit ihrem Programm wollen sie die Wirtschaft Japans ankurbeln. Die Erreichung des Ziels geschieht über die aggressive geldpolitische Lockerung und die Erhöhung der Staatsausgaben und Deregulierung.
Binnen zwei Jahren will die japanische Notenbank umgerechnet eine Billion Euro in die Wirtschaft stecken. Dies geschieht über den Ankauf von Staatsanleihen, Immobilienfonds und börsengehandelten Indexfonds. Dadurch wird der Export deutlich angekurbelt. Der chronische Wachstumsschwäche und einer Deflation wird so an breiter Front entgegengewirkt.
Durch die Abwertung des Yen in den letzen Monaten befindet er sich jetzt wieder auf Volksniveau. Doch muss sich die Regierung mit der Frage befassen, was im Zuge einer weiteren Abwertung des Yen geschieht. Ein schwächerer Yen bedeutet für die Exporteure höhere Gewinne. Aber gleichzeitig steigen die Kosten für Importe wie beispielsweise Kraftstoff, den Japan einführen muss. Grund dafür ist das Reaktorunglück in Fukushima und die Abschaltung fast aller Kernkraftwerke des Landes.
Der japanische Finanzminister Amari hat große Bedenken bezüglich des schnellen Anstiegs, der am japanischen Aktienmarkt zu verzeichnen ist. Seit Jahresbeginn hat er um 45 Prozent zugelegt. Der Leitindex Nikkei kletterte in der vergangenen Woche seit über fünf Jahren auf über 15.000 Punkte. Dieser Anstieg begründet sich zum größten Teil auf den schwach aufgestellten Yen und der Erwartung, dass exportierende Unternehmen höhere Gewinne einfahren.
Auch wenn die Exportwirtschaft deutlich wächst, wird das internationale Misstrauen, im Bezug auf die japanische Geldpolitik deutlich zunehmen. Denn erhebliche Risiken können auf lange Sicht drohen. Kein anderes Industrieland ist höher verschuldet als Japan. Gegenüber der jährlichen Wirtschaftsleistung ist der Schuldenberg mehr als doppelt so hoch. Der Internationale Währungsfond (IWF) warnt, angesichts der öffentlichen Verschuldung, vor einer finanzpolitischen Stimulierung, denn ohne einen Mittelfristplan zur Konsolidierung ist die Finanzpolitik ein riskantes Unterfangen.