Intercore Financial Research - Pascal Höfliger- Durch die reichlich vorhandene Liquidität klettert die US-Börse auf ein Rekordniveau. Sogar der deutsche Markt steuert auf eine Bestmarke von 8800 zu. Allerdings gibt es etwas, was den DAX noch zurückhält. Am Jahresende werden diejenigen die Dummen sein, die sich nicht getraut und auf fette Kursgewinne verzichtet haben. Wer aber auch die Warnungen und dunklen Vorausahnungen nicht für bare Münze genommen hat, wird mit großen Verlusten rechnen müssen. Doch schein momentan den Mutigen die Börsenentwicklung Recht zu geben. Denn die Aktienmärkte klettern fast unmerklich und sachte auf neue Höchststände zu. Die Wall Street strahlt momentan die meiste Energie aus und verzeichnet beim Leitindex S[&]P500 stieg auf ein neues Verkaufs-Rekordhoch. Auch der bekannte Dow Jones ist im Aufschwung und pendelt sich bei 15.400 Punkten ein. Das deutsche Börsenbarometer Dax hat seine Bestmarke noch nicht erreicht, doch die Chancen sehen gut aus, dass der Leitzins in diesem Jahr weitere Rekordstände zeigen wird. Die Gründe für die Korrektur sind fast komplett aus dem Weg geräumt. Die Ängste vor unüberschaubar steigenden Zinsen sind von den Notenbanken entschärft worden. Mario Draghi, Chef der Europäischen Zentralbank stellte klar, dass das Geld noch recht lange billig bleiben würde. Sein US-Kollege Ben Bernanke tätigte die Aussagen, dass die Liquiditätsspitzen kein abruptes Ende nehmen werden.
Die asiatischen Märkte Unterdessen ließ eine Aussage des chinesischen Finanzministers die Investoren aufhorchen. Seiner Aussage zufolge sinken nicht nur die Wachstumsprognosen auf sieben Prozent. Vielmehr deutete er an, dass die Regierung in Peking auch mit niedrigeren Raten leben könne. Damit hat er alle Hoffnungen der Investoren auf neue Konjunkturpakete zunichtegemacht. Wer einen Blick nach Japan wirft, wird feststellen, dass die am höchsten verschuldete Industrienation, um ihr Überschulungsproblem in den Griff zu bekommen, die Verdopplung der Geldmenge bis 2014 anstrebt. Es ist ein Akt der Verzweiflung. Beispiellos ist dabei die Abwertung des Yen, der bis zu 30 Prozent gegenüber dem Dollar und dem Euro verloren hat. Die heimische Exportindustrie jubelt zwar, aber die importierte Inflation durch die wertlos gemachte Währung wird sich in kürzester Zeit nachteilig herausstellen. Die Zinsen auf japanische Staatsanleihen (JGB) steigen im Zuge der Operation ?Abenomics? so stark an, dass das Land trotz Niedrigzinsen, ungefähr 30 Prozent seiner Steuereinnahmen für den laufenden Zinsdienst aufbringen muss. Schon in kürzester Zeit steht Japan vor einem unlösbaren Haushaltsproblem, was sich auch auf die Weltfinanzmärkte auswirken wird.
Investoren gehen wieder an die Börse
Die Investoren gehen mittlerweile wieder an die Börse. Auch die Zurückhaltung von privaten Anlegern geht zurück. Alleine 17,5 Milliarden Euro flossen vor Kurzem in US-Aktienfonds. Der Stratege Andreas Hürkamp spricht von einer Geldschwemme, die die Kurse auf ein historisch hohes Niveau katapultieren. Anders sieht es allerdings in Deutschland aus, denn die Anleger und Investoren halten sich immer noch etwas zurück. Daher hat das Geld noch nicht den Weg in die Aktienfonds gefunden. Doch könnten die DAX-Papiere durchaus Potenzial haben. Durch die Erschütterungen in den Schwellenländern, wo viele Lieferungen der deutschen Firmen hingehen, hat den DAX etwas schwächeln lassen. Einfluss auf den DAX hatten auch die Unruhen in Brasilien und der Türkei, so wie die Wachstumsabschwächung in China. Mittlerweile gab es von chinesischer Seite Entwarnung. Denn die Führung will das chinesische Wachstum nicht unter sieben Prozent fallen lassen.
Stabilisierung in der Eurozone
Sogar in der Eurozone scheint sich die Konjunktur zu stabilisieren. Das Bruttoinlandsprodukt in Spanien schrumpfte um 0,1 Prozent. Auch Frankreich nähert sich dem Ende der Rezession. Für die zweite Jahreshälfte deuten die Indikatoren auf eine Trendwende hin. Der Einkaufsmanagerindex verzeichnete erstmals nach zwei Jahren ein Wachstum für die verarbeitende Industrie. Die Ampeln stehen für die deutsche und die europäische Börse auf Grün. Durch die Konjunkturbelebung zeichnet sich auch ein Aufschwung an den Aktienmärkten ab. Die Anleger werden für ihr Risiko, welches sie mit dem Kauf von Aktien eingehen, gut belohnt. Denn die Dividenden, die jährlich ausgeschüttet werden, liegen deutlich über dem, was festverzinsliche Wertpapiere hergeben.
Wichtig für einen weiteren Anstieg des DAX sind die künftigen Quartalsberichte. Strategen sehen aber einige belastende Faktoren, die das Wachstum ausbremsen könnten. Dazu zählen unter anderem die Probleme in Griechenland, Portugal, Spanien und die drohende US-Schuldengrenze. Außerdem funktioniert die Börse nur, wenn sich auch eine Gewinnentwicklung in den Unternehmen zeigt. Die Erwartung für eine bessere Ertragslage ist zwar da, doch in Europa sind sie noch nicht so ersichtlich. Ausschlaggebend wirken sich auch die ausstehenden Bundestagswahlen in Deutschland auf die Börsenentwicklung aus. Solange nicht bekannt ist, wer die größte Volkswirtschaft Europas regiert, halten sich viele Banken und Fonds mit ihren Investitionsentscheidungen zurück.