Intercore Financial Research - Pascal Höfliger- Die Stimmung in China hat sich gedreht. Nach einer gewissen Resignation und der Angst vor dem wirtschaftlichen Stillstand schaut man nun wieder optimistischer in die Zukunft. Nach der durchlebten Depression zeigen die Märkte derzeit ganz klar eine Phase der Erholung. Im Vergleich zu den ersten beiden Quartalen 2012 ist das chinesische Bruttoinlandsprodukt im ersten Halbjahr 2013 um 7,6 Prozent gewachsen. Das Land hat sich voll und ganz der Innovation verschrieben und will dadurch nicht nur mit großen Schritten einer besseren Lage entgegengehen, sondern diese auch langfristig halten. Klare Grundvoraussetzung um diesen Ziel zu halten ist laut vieler Experten die weitere Reformentwicklung. China muss sich noch weiter der Weltwirtschaft öffnen, damit das Land sich nachhaltig profilieren kann.
Unberechtigte Sorgen
Die Wirtschaft in China ist im Jahr 2012 um insgesamt 7,7 Prozent gewachsen. Zwar war man zuvor von 7,8 Prozent ausgegangen, doch die jetzt nachträglich erfolgte geringe Korrektur nach unten sollte kein Anlass zur Besorgnis sein. Sorgen sind aufgrund der allgemeinen Krisenstimmung zwar nie ganz unangemessen, doch Beobachter der chinesischen Wirtschaftslage sehen eine gar allzu negative Stimmung mancher Kollegen als unsinnig und als pure Panikmacherei an. So wie die USA, der europäische Markt und auch Japan aktuell auf den Wegen aus der Krise sind, wird auch China sein Wachstum weiter fördern. Das Finanzsystem ist im Vergleich zur Lage in den 1990er-Jahren definitiv gesichert. Allein ein Blick auf die Reserven bei den Devisen sprechen klar für China und die Fähigkeit, mit Risikokalkulierung umzugehen.
Politik unterstützt das Wachstum durch Reformen
Die chinesischen Politiker haben sich klar geäußert: Zum Wohl der nationalen Wirtschaft will man den bereits begonnenen Kurs der Öffnung konsequent weiterfahren und sich so einen gesunden Markt aufbauen und erhalten. Diese Aussage und das Versprechen, weiterhin Steuer- und Verwaltungsreformen zu erarbeiten, sollten den meisten Korrektur-Kritikern den Wind aus den Segeln nehmen. Vor allen Dingen den bürokratischen Aufwand beim Überprüfen von Anträgen und dem allgemeinen Aufwand zum Erstellen einer Genehmigung will China nun radikal vereinfachen. Davon soll besonders der Dienstleistungssektor profitieren. In puncto Steuern möchte die Regierung die Immobiliensteuer erneuern und weitreichende Veränderungen der Ressourcensteuer beschließen. Außerdem sollen die Zinssätze liberalisiert werden.
Eine berechtigte Sorge bleibt dann doch
Das aktuelle Wirtschaftswachstum kann also zurecht begrüßt werden. Ein kritische Stimme setzt sich aber trotz dieses Faktes durch: China benötigt noch eine Lösung des Ressourcen-Problems. Aufgrund seiner Bevölkerungsstärke hat das Land ausgerechnet durch den Wirtschaftsaufschwung gleichzeitig ein Problem. Je mehr Menschen die Schwelle zu einem Leben mit höheren Lebensstandard überschreiten, desto mehr Ressourcen werden benötigt. Dabei ist nicht nur die Rede von all jenen, die bisher in eher einfachen Verhältnissen lebten und nun zu dem aufsteigen, was man hierzulande gern ?Mittelschicht? nennt. Der aktuelle Trend in China geht zum Reichtum. Immer mehr Menschen vor Ort leben mit Millionen und Milliarden auf ihrem Konto. Allein bei den Milliardären hat man inzwischen 315 dieser Reichen und damit ganze 25 Prozent mehr als noch 2012. Die zur Verfügung stehenden Ressourcen werden daher ohne Gegenmaßnahmen bei diesem Aufwärtstrend irgendwann erschöpft sein. Falls es so weit kommt, dürfte die Wirtschaft nicht nur erneut schwächeln, sondern könnte sich in eine fatale Gegenrichtung bewegen. Lösungen sind daher gefragt