Intercore Financial Research - Pascal Höfliger- Australien kann von sich etwas behaupten, dass vielen Nationen derzeit nur ein sehnsüchtiges Seufzen entlocken dürfte: Man befindet sich seit guten 20 Jahren in einem Wirtschaftswachstum. Von einer erfreulichen ?Phase? kann man bei diesem langen Zeitraum nicht mehr reden, denn 20 Jahre sprechen für Dauererfolg. Allerdings könnte diese Erfolgswelle zerschellen, denn die Veränderungen in China werfen ihren Schatten auf Australien.
Nicht einmal die Wirtschaftskrise konnte Australien etwas anhaben
Dank guter Wirtschaftspolitik musste Australien über die mannigfaltigen Probleme und Auswirkungen der Wirtschaftskrise zwar nachdenken, konnte aber sicher durch den Sturm hindurch manövrieren. Man hatte schlicht und ergreifend die richtigen Segel gesetzt und so profitierte Jahr für Jahr die Gesamtwirtschaft, Krise hin und Krise her. Die gute Stimmung war auch bei den Parlamentswahlen im September 2013 spürbar und alle erhoffen sich, dass es unter der Abbott-Regierung ebenso gut weitergeht, wie zuvor unter Rudd. Zuletzt durfte man 2012 einen Wachstum von 3,1 Prozent vermelden und die aktuelle Verschuldung ist in Australien fast getilgt. Zwar ist die Quote der Arbeitslosigkeit mit derzeit 5,8 Prozent für australische Verhältnisse vergleichsweise hoch, doch der Arbeitsmarkt befindet sich im Gesamtbild gesehen in einer gesunden Verfassung. Auch der australische Dollar ist dieser Tage sehr stark. Als Reaktion darauf hat die Zentralbank ihren Leitzins im September 2013 weiter gesenkt, sodass er sich derzeit bei 2,5 Prozent befindet. Man möchte so dem Aufwertungsdruck politisch entgegen steuern.
Stolperstein China?
Die allgemeine Euphorie über die gute Wirtschaftspolitik sorgte dafür, dass im Frühling 2013 ein Haushaltsentwurf vorgelegt wurde, der mehr als rosig war: Für das kommende Jahr hatte man es sich zum realistischen Ziel gemacht, das Wirtschaftswachstum auf rund sieben Prozent anzuheben. Von dieser Vorstellung hat man in den letzten Monaten aber Abstand genommen, denn China wirft einen bedrohlichen Schatten auf Australien. Der Name dieses Schattens: Sättigung. Zu einem großen Teil verdankt man den Dauererfolg der großen Rohstoffnachfrage durch China. Als ?Großkunde? nahm China vor allen Dingen Uran, Eisenerz und Kohle in großen Mengen ab. Australien stellte sich darauf ein und machte sich so ungewollt von China abhängig. Die Aussicht auf ein Ende dieses Booms bereitet den Wirtschaftsexperten nun einiges an Kopfzerbrechen. Die gesunkene Nachfrage lässt sich auf einen neuen Trend in China zurückführen. Im Land ist das Wachstum gesunken, was innenpolitisch zwar Vorteile mit sich bringt, doch gleichzeitig auch die Frag nach Importgütern sinken lässt. Und dies wird für Australien zum Problem. Bereits im Sommer 2013 hat die damalige Regierung unter Kevin Michael Rudd bekannt gegeben, dass in den kommenden Jahren einige Einnahmeausfälle ins Haus stehen. Umgerechnet sprach man von gut 23 Milliarden Euro. Als Hauptproblem nannte man dafür die stark gesunkene Nachfrage an australischen Rohstoffen. Die just im September 2013 neu gewählte Regierung unter Tony Abbott will sofort mit wirtschaftspolitischen Maßnahmen reagieren. Man plant eine Abschaffung der CO2-Steuer und will zudem die Bergbausteuer auflösen. Dies wird zwar weitere Ausfälle bei den Staatseinnahmen mit sich bringen, soll aber die Wirtschaft abfedern. Inwiefern dies gelingt, müssen die nächsten Monate zeigen. Die bisherigen wirtschaftspolitischen Entscheidungen machen jedoch Hoffnung, dass Australien auch dieses Problem überwinden und nicht in eine Krise abrutschen wird.