Von Archibald Preuschat
Die Lufthansa will mit ihrem laufenden Sparprogramm noch weitere Ergebnisverbesserungen erzielen. Das 2012 aufgelegte Programm "Score" wird auch im kommenden Jahr fortgesetzt. "Wir sind Mitte 2014 noch nicht auf der Ziellinie," sagte der scheidende Lufthansa-Chef Christoph Franz am Montagabend vor Journalisten in Frankfurt.
Ursprünglich hieß es, das Programm laufe Ende diesen Jahres aus. Die Ergebnisse sollten dann in der Jahresbilanz 2015 sichtbar werden. Verglichen mit 2011 sollte das operative Ergebnis ursprünglich um 1,5 Milliarden Euro höher liegen, jetzt werden im nächsten Jahr 2,65 Milliarden Euro angepeilt.
Die fortgesetzten Sparanstrengungen sind laut Franz notwendig, um Lufthansa die "Freiheit zu geben, irgendwann mal einen Konsolidierungsschritt zu tun". Franz schränkte zugleich ein, dass ein Zukauf zur Zeit nicht geplant sei. Allerdings habe er die Konsolidierung in der europäischen Luftfahrt-Branche stets als sinnvoll erachtet. Ihm selbst sei aber eine aktive Rolle, sprich Zukäufe, in seinen rund dreieinhalb Jahren an der Spitze von Deutschlands größter Airline nicht vergönnt gewesen.
Franz wiederholte, dass auch 2015 das Sparziel nicht erreicht sein werde. Auch in den Folgejahren sollen Maßnahmen aufgelegt werden, die den operativen Gewinn steigern sollen. "Die Zitrone ist niemals ausgepresst," sagte Franz, dem ab Mai Carsten Spohr folgen wird. Spohr verantwortet gegenwärtig die Lufthansa Passage, also das Passagiergeschäft, das mit Abstand größte Geschäftsfeld der Lufthansa.
Auf der Veranstaltung, an der Spohr nicht teilnahm, bemühten sich die federführenden Manager darum, Score als mehr als nur ein reines Kostensenkungsprogramm darzustellen. Vielmehr gehe es auch darum, Wege zu ermitteln, den Umsatz zu steigern.
So ist es bei der Lufthansa-Tochter Austrian Economy-Passagieren seit kurzem möglich, ein Gebot für einen Platz in der Business-Class abzugeben. Die Höchstbietenden werden 72 Stunden vor Abflug informiert, dürfen dann vorne in der Maschine Platz nehmen und mehr Komfort genießen.
An 70 Flughäfen außerhalb ihrer Heimatmärkte bündelt die Lufthansa auch den Check-in für die Economy Class. Passagiere aller vier Airlines der Gruppe - neben der Lufthansa auch Swiss, Austrian und Brussels Airlines - werden dann an einem Schalter eingecheckt. Das spart dem Konzern Geld, weil an den Flughäfen weniger Counter angemietet werden müssen, soll zugleich aber auch den Komfort für die Fluggäste erhöhen, weil die Schalter länger geöffnet sind - heißt es zumindest seitens der Manager. Starten will die Lufthansa mit dem gebündelten Check-in noch in diesem Monat am Amsterdamer Flughafen Schiphol.
Dennoch geht Score nicht ohne Arbeitsplatzverluste. In den vergangenen Jahren war der Abbau von 3.500 Stellen, darunter 2.500 in Deutschland und großteils in der Verwaltung, ebenfalls Teil des Sparprogramms.
Widrigkeiten, wie etwa die jüngsten Streiks von verdi und der Vereinigung Cockpit, ändern für Franz nichts an den Zielen für die Ergebnissteigerung. "Wir buchen da nichts ab, genauso wenig, wie wir zubuchen, wenn der Ölpreis fällt", sagte er. Treibstoffkosten sind in der Luftfahrt ein dominanter Kostenblock.
Im langjährigen Schnitt betragen ergebnisbelastende Effekte, Lufthansa spricht in Anlehnung an die Fliegersprache gerne von Headwinds, etwa 2 Prozent der Gesamtkosten. Im vergangenen Jahr beliefen sich die Gesamtkosten auf 31,3 Milliarden Euro, sagte Franz. Allerdings schwanke die Summe der ergebnisbelastenden Effekte stark von Jahr zu Jahr.
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April 15, 2014 06:00 ET (10:00 GMT)
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