Zunehmende geopolitische Risiken, insbesondere die Ukraine-Krise, sorgen für kurzfristigen Abgabedruck an den Aktienmärkten
Wir hatten ja bereits vor einigen Wochen an dieser Stelle darauf hingewiesen, dass wir uns mitten im "Sommerloch" befinden. Dieses "Sommerloch" war, ist und bleibt eigentlich gekennzeichnet von tendenziell schwächeren Handelsumsätzen sowie eher zufälligen Kursbewegungen. Wenn dann noch, wie just in diesem Sommer geschehen, zunehmende geopolitische Risiken auf die Märkte einprasseln, so kann dies sehr schnell zu deutlich nachgebenden Kursen führen. Nichts anderes haben wir in den letzten Wochen, natürlich insbesondere nach dem Abschuss von MH17 und der erneuten Zuspitzung in der Ukraine-Krise, gesehen. Zumal dann auch noch neue Ängste über eine Rückkehr der eigentlich totgeglaubten "Euro Krise" - nach der Pleite der portugiesischen Bank Banco Espirito Santo (BES) - hinzu kamen.
Kursverluste zuletzt zwar ärgerlich, aber noch lange kein Grund zur Panik!
Das glauben Sie nicht? Sie glauben vielmehr, uns stünde ein massiver "Crash" bevor oder habe bereits begonnen, so wie es einige selbsternannte "Börsengurus" schon so lange predigen? Nun, ganz ausschließen kann man das zwar natürlich nicht. Aber die Wahrscheinlichkeit hierfür ist doch sehr gering. Warum wir uns da so sicher sind? Nun, ein wie auch immer gearteter "Crash" müsste eigentlich von den Weltleitbörsen ausgehen. Und diese Weltleitbörsen sind nun einmal die NASDAQ (am Times Square) sowie die NYSE (an der Wall Street) in New York City (USA). Hier aber sind wir von einem "Crash" noch meilenweit entfernt.
So haben Dow Jones Industrial Average (DJIA), NASDAQ Composite sowie NASDAQ-100 gerade einmal ca. -4% von ihren zuvor erreichten Allzeithochs verloren, wobei der Dow Jones Industrial noch der Index ist, der den stärksten Kursrückgang zu verzeichnen hatte. Auch dies passt kaum in ein "Crash"-Szenario, denn in einem "Crash" müssten gerade die spekulativen Technologiewerte überdurchschnittlich starke Abgaben verzeichnen.
Einzelne Aktien zu Recht abgestraft, wobei die Ukraine-Krise zum Teil nur vorgeschoben wurde
Womit wir auch schon bei den beiden Aktien angekommen wären, die zuletzt verstärkt im Fokus unserer sharewise Community standen, nämlich den Papieren der adidas AG sowie der Rheinmetall AG. So musste die adidas AG zuletzt zum wiederholten Male ihre Prognosen senken, was zu einem totalen Ausverkauf der Aktie führte. Als Grund für die erneute Prognosesenkung nannte adidas-Vorstandschef Herbert Hainer die Ukraine-Krise, durch die die Geschäftsentwicklung auf dem russischen Markt stark beeinträchtigt werde. Darüber hinaus gebe es jedoch auch Probleme in der Golfsparte TaylorMade.
Grundsätzlich erscheinen diese Erklärungen auch glaubwürdig, dennoch sind sie wohl nur die halbe Wahrheit. Denn die Ukraine-Krise und die Probleme bei TaylorMade können nicht eine so drastische Senkung der Gewinnprognosen erklären, wie sie adidas AG zuletzt vornehmen musste (von zuvor über 800 Mio. Euro auf nunmehr nur noch 650 Mio. Euro). Zumal die Geschäfte beim direkten Konkurrenten Nike Inc. (NYSE: NKE) rund liefen. Insofern gilt es für die adidas AG, sowie ihren bis dato eigentlich recht erfolgreichen CEO Herbert Hainer, dass man die nun aufgetauchten Probleme aktiv angehen sollte. Zumal es ja auch, wie bereits angesprochen, nicht die erste Prognosesenkung der adidas AG war. Die Aktie der adidas AG jedenfalls hat aus unserer Sicht noch keinen nachhaltigen (charttechnischen) Boden gefunden, so dass man noch die Finger von der Aktie lassen sollte!
Anders dagegen die Situation bei der Rheinmetall AG. Die Rheinmetall AG hatte nämlich einen Gefechtsstand an das russische Militär verkauft und bereits die Genehmigung zur Auslieferung dieses Gefechtsstands von den zuständigen Stellen erhalten. Nach der Verschärfung der Ukraine-Krise in den letzten Tagen und Wochen, wurde diese Erlaubnis dann jedoch - im Zuge der Sanktionen gegen Russland - zurückgezogen. Nach heutigem Stand ist daher ein Vollzug dieses Geschäfts nicht mehr möglich, was wiederum zu einer Umsatz- und Gewinnwarnung des Unternehmens führte.
Gute Nachrichten sind das zwar auch nicht gerade, allerdings handelt es sich hier - anders als bei der adidas AG - zunächst einmal wirklich nur um einen Einmaleffekt. Insofern ist die Reaktion der Börse, die mit nur verhaltenen Kursverlusten auf diese Umsatz- und Gewinnwarnung reagierte, durchaus nachvollziehbar. Dies gilt natürlich umso mehr, da die Gesellschaft mit der Bundesregierung über etwaige Schadenersatzzahlungen verhandeln möchte und sich ggf. auch juristische Schritte vorbehalten hat. Im Zweifel könnte sich ein entsprechender Gerichtsprozess zwar über Jahre hinziehen, letztendlich stehen die Chancen vor Gericht jedoch nicht schlecht. Schließlich haben auch die - im Zuge der Energiewende unter Druck geratenen - deutschen Energieversorger zuletzt entsprechende Gerichtsverfahren für sich entscheiden können.
Kurzfristige Stimmung der sharewise Community: Erstmals seit langer Zeit kurzfristig mehr Pessimisten als Optimisten!
Womit wir, wie immer an dieser Stelle, einen Blick auf unsere sharewise Sentimentdaten werfen möchten! Dabei richten wir unseren Fokus natürlich zunächst einmal auf das sehr kurzfristige sharewise Index-O-Meter, dass die Stimmung der sehr kurzfristig orientierten (Day)Trader wiederspiegelt. Vor vier Wochen verzeichneten wir an dieser Stelle noch 62% "Bullen" und 38% "Bären". Nach den deutlichen Kursverlusten zuletzt hat sich hier die Stimmung jedoch komplett gedreht. So verzeichnen wir heute nur noch 48% "Bullen" zu 52% "Bären". Damit deutet nun neben den Fundamentaldaten (Aktien, insbesondere der DAX, sind fundamental günstig bewertet) sowie der Charttechnik (die einen deutlich überverkauften Markt anzeigt) auch noch das sehr kurzfristige Sentiment auf eine baldige Gegenreaktion hin. Shortspekulationen sind daher auf dem aktuellen Kursniveau eher zu meiden, Longspekulationen müssen dagegen sehr engmaschig beobachtet werden.
Während das kurzfristige Stimmungsbild auf Basis des sharewise Index-O-Meter somit Anlass zur Hoffnung gibt, macht uns das mittel- bis langfristige, strategische Sentiment anhand der Empfehlungen zum DAX hier bei uns auf sharewise, zur Zeit ein wenig Sorgen. Denn trotz der deutlichen Kursverluste zuletzt verzeichnen wir hier aktuell sage und schreibe 14 Kaufempfehlungen und nur noch acht Verkaufsempfehlungen mit einem durchschnittlichen Kursziel in Höhe von 10.548 Punkten. Dabei muss zwar auch weiterhin beachtet werden, dass das durchschnittliche Kursziel von einer einzigen Kaufempfehlung mit dem absurd hohen Kursziel von 29.700 Punkten verzerrt wird.Aber selbst um diese Kaufempfehlung bereinigt würden wir immer noch ein durchschnittliches Kursziel in Höhe von 9.636 Punkten verzeichnen.
Die Stimmung hier hat sich also zuletzt, trotz der deutlichen Kursverluste, ganz klar ins Positive verkehrt, was antizyklisch kritisch zu bewerten ist. Schließlich steigen Aktien in der Regel immer entlang einer "Mauer der Angst" ("wall of fear"), wie ja auch die lange Zeit vorherrschende Skepsis gezeigt hat. Wenngleich daher zur Zeit kurzfristige, zum Teil sogar deutliche, Erholungschancen gegeben sind, sollte man eine mittel- bis langfristig mögliche Trendwende an der Börse zur Zeit nicht mehr völlig ausschließen. Dies gilt trotz oder besser gerade wegen der Tatsache, dass wir uns zur Zeit im "Sommerloch" befinden - und daher viele Investoren von einer solchen Trendwende somit völlig überrumpelt werden würden.
Werfen wir aber nun, zum Schluss für heute, noch einen kurzen Blick auf die aktuellen BUY Favoriten sowie SELL Favoriten unserer sharewise Mitglieder!
Aktuelle Favoriten der sharewise Community
BUY Favoriten | SELL Favoriten |
Barrick Gold Corp. | Tesla Motors Inc. |
OAO Gazprom (ADR) | Numericable Group |
Deutsche Bank AG | Santhera Pharmaceuticals Holding AG (ISIN: CH0027148649, WKN: A0L CUK) |
Bank of Ireland Cap. St. | Twitter Inc. (ISIN: US90184L1026, WKN: A1W 6XZ) |
Apple Inc. | GoPro Inc. |
Stand: 7. August 2014
Quellen: http://www.de.sharewise.com/aktien/user/buy, http://www.de.sharewise.com/aktien/user/sell
sharewise Wunschanalyse: DAX-Verlierer unter der Lupe
Zur Zeit befinden wir uns im, für die Börse im Sommer fast schon typischen, sogenannten "Sommerloch". Dieses "Sommerloch" ist gekennzeichnet von relativ dünnen Handelsumsätzen - und folgerichtig zufälligen, meist jedoch tendenziell eher abwärts gerichteten, Kursbewegungen. Doch gerade diese, für den Sommer typische "Saure Gurken"-Zeit gibt Anlegern die Möglichkeit, sich einzelne Aktien genauer anzusehen.
Ob man sich eher auf die Gewinner der letzten Zeit oder ehr die Verlierer der letzten Zeit konzentriert, hängt dabei von der individuellen Investmentstrategie ab. Während die sehr kurzfristig agierenden (Day)Trader - gemäß der Momentumstrategie - eher auf die Gewinner setzen ("the trend is your friend"), fokussieren sich antizyklische Langfristinvestoren eher auf die Verlierer der letzten Zeit. Folgen wir daher heute dem Beispiel von Warren Buffett und Co. und schauen uns die DAX-Verlierer der letzten zwölf Monate genauer an!
Stimmen Sie hier und heute ab, welche Aktie der fünf folgenden DAX-Konzerne unser sharewise Experte Sascha Huber für Sie nächstes Mal an dieser Stelle genauer unter die Lupe nehmen soll:
- Beiersdorf AG
- Deutsche Börse AG
- Deutsche Lufthansa AG
- Lanxess AG
- Volkswagen (VW) AG (St.)