Von Olga Razumovskaya und Saabira Chaudhuri
SAN FRANCISCO (Dow Jones)--Der Lebensmittelkonzern Nestle steigt beim US-Essenslieferdienst Freshly ein. Nestle USA hat sich als führender Investor an der Finanzierungsrunde im Gesamtvolumen von 77 Millionen US-Dollar beteiligt, wie das Startup mitteilte. Der Anbieter von frisch zubereiteten Mahlzeiten will mit dem Geld in ganz Amerika expandieren.
Nestle reagiert damit auf das sich zunehmend ändernde Marktumfeld. Während dem Markt für Lieferdienste mit frischen Mahlzeiten enorme Wachstumsraten vorausgesagt werden, ist Nestle mit einer insgesamt schwachen Nachfrage konfrontiert. Konsumenten fragen zunehmend gesündere und frisch zubereitete Mahlzeiten nach. Zudem steht der Nestle-Chef Ulf Mark Schneider unter Druck einiger Investoren, neue Wachstumschancen ausfindig zu machen. Allein der US-Markt für im Internet zusammengestellte Menüs wird auf 10 Milliarden Dollar geschätzt.
Angesichts dieses Wandels drängen immer mehr Unternehmen in diesen Markt. In den USA will der defizitäre Kochboxen-Anbieter Blue Apron, der unter anderem mit der Rocket-Internet-Beteiligung Hellofresh konkurriert, an die Börse. Andere Unternehmen, wie etwa Sprig oder Maple Food, sind dagegen bereits gescheitert.
Freshly grenzt sich von der Konkurrenz ab
Die vor zwei Jahren gegründete Freshly Inc beschäftigt derzeit etwa 400 Mitarbeiter. Über die Internetplattform werden wechselnde Menüs angeboten, die dann wöchentlich den Kunden geliefert werden. Im Gegensatz zu Konkurrenten, die ihre Waren häufig tiefgekühlt anbieten, wirbt Freshly mit frisch zubereiteten Menüs in wiederverwertbaren Verpackungen.
Nestle erhält mit dem Einstieg bei Freshly Zugang zu den Kundendaten in den USA. Damit kann der Lebensmittelkonzern Produkte gezielter verkaufen. Das war auch ein Grund, warum der Konkurrent Unilever vergangenes Jahr 1 Milliarde Dollar in das Rasierer-Startup Dollar Shave Club investiert hat: Zugang zu Kundendaten.
Genauso wie Unilever wird auch Nestle zunehmend von Amazon bedroht. Der US-Konzern baut seinen eigenen Essens-Lieferdienst aggressiv aus. Zudem kündigte Amazon vergangene Woche die Übernahme der US-Supermarktkette Whole Foods für 13,7 Milliarden Dollar an.
Die größte Auswahl habe der Kunde bei Nahrungsmitteln weiter in den Supermärkten, meint Nestle-US-Chef Paul Grimwood. Es sei aber klar, dass die Konsumenten auf das enorm steigende Angebot aus direkten Lieferangeboten reagierten. Durch den Einstieg bei Freshly werde Nestle von dem US-Startup lernen, vor allem was das Vertriebsnetz angehe.
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June 20, 2017 05:05 ET (09:05 GMT)
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