Von Victor Reklaitis und Florian Faust
NEW YORK (Dow Jones)--Die Wall Street hat sich bislang wenig um die geopolitischen Krisenherde gekümmert. Händler sehen wenig Gründe, warum sich dies am Montag ändern sollte. In den USA bleiben die Rentenmärkte wegen des Columbus Day geschlossen, damit dürfte die Wall Street mit angezogener Handbremse fahren. Kurz nach Handelseröffnung markieren Dow-Jones-Index und Nasdaq-Composite Rekordhochs. Der Dow gewinnt aktuell 0,1 Prozent auf 22.798 Punkte, S&P-500 und Nasdaq-Composite ziehen ebenfalls um jeweils 0,1 Prozent an.
Händler zeigen sich verhalten optimistisch, dass die US-Börsen ihre jüngste Rekordjagd zum Wochenbeginn wieder aufnehmen werden. Der Dow hat bislang seit Jahresbeginn um 15 Prozent, der S&P-500 um 14 und der Nasdaq-Composite um satte 22 Prozent zugelegt. "Das größte Risiko für den Markt besteht aus technischer Sicht im Sentiment, welches extrem bullisch ist", warnt BTIG-Analystin Katie Stockton. Ein Rücksetzer von 3 bis 5 Prozent könne den Aufwärtstrend pünktlich zur Jahresendrally wiederbeleben. Allerdings sollten Anleger erst auf eine Verschlechterung der kurzfristigen Indikatoren warten, bevor sie sich für eine Abwärtsbewegung positionierten, heißt es weiter.
Die Geopolitik-Risiken umfassen neben Nordkorea und Spanien nun auch die Türkei. In der schweren diplomatischen Krise zwischen Ankara und Washington hat die Türkei die USA zum Einlenken aufgefordert. Doch Bewegung scheint es nicht zu geben. US-Präsident Donald Trump hat sich derweil erneut mit harschen Worten gegen diplomatische Bemühungen zur Beilegung des Atom- und Raketenstreits mit Nordkorea ausgesprochen. Zugleich verteidigte der nordkoreanische Diktator Kim Jong Un erneut seine atomare Aufrüstung.
In Katalonien haben sich nun erstmals die Gegner einer Unabhängigkeit von Spanien eindrucksvoll zu Wort gemeldet. Am Dienstagabend will der katalanische Regierungschef Carles Puigdemont das Regionalparlament über die "aktuelle politische Situation" informieren. An der Börse wird davon ausgegangen, dass Puigdemont die Abwanderungsdrohungen der Wirtschaft ins Kalkül zieht. "Diese Ereignisse machen eine einseitige Unabhängigkeitserklärung am Dienstag etwas unwahrscheinlicher", urteilen die Volkswirte von Barclays.
Noch immer verdauen Anleger dagegen den schwachen Arbeitsmarktbericht vom Wochenschluss. Die verschiedenen Wirbelstürme hatten die Beschäftigung erstmals seit langem reduziert. Dieser Umstand hatte die US-Börsen am Freitag gebremst. Zugleich legten aber die Stundenlöhne kräftig zu, und auch die separat erhobene Arbeitslosenquote sank.
WTI-Ölpreiserholung dürfte nicht von Dauer sein
Der Erdölmarkt zieht etwas an. Eine sinkende Nachfrage werde von geopolitischen Risiken überlagert. US-Leichtöl der Sorte WTI verteuert sich um 0,8 Prozent auf 49,67 US-Dollar je Fass, die global gehandelte Sorte Brent verbilligt sich dagegen um 0,1 Prozent auf 55,58 Dollar. Zwar sei der türkische Militäreinsatz in der nordsyrischen Provinz Idlib sowie der Streit um das iranische Atomprogramm durchaus geeignet, die Preise zu treiben, aber zugleich laufe die US-Feriensaison aus und die Raffinerien senkten die Ölverarbeitung wegen einsetzender Wartungsarbeiten, heißt es.
Der Goldpreis klettert nach dem schwachen Arbeitsmarktbericht und der Vielzahl an politischen Krisenherden weiter. Die Feinunze verteuert sich um weitere 0,3 Prozent auf 1.281 Dollar, am Freitag hatte das Edelmetall im Tagestief noch rund 1.260 Dollar gekostet. Am Devisenmarkt verteidigt der Euro seine jüngsten Aufschläge nach dem Arbeitsmarktbericht in den USA und zeigt sich mit 1,1732 Dollar wenig verändert zum Wochenschluss. Mächtig unter Druck gerät mit dem Visastreit zwischen den USA und der Türkei die türkische Lira zum Greenback.
GE mit Personalie unter Druck
Am Aktienmarkt verlieren General Electric als schwächster Dow-Wert 1,8 Prozent. Der Industrieriese hat den Weggang mehrerer Führungskräfte angekündigt. Unter anderem wird der langjährige Finanzchef Jeff Bornstein seinen Hut nehmen, ebenso wie der Marketingchef und der Hauptverantwortliche für das internationale Geschäft. Am 1. August war Jeff Immelt als CEO zurückgetreten, seitdem führt John Flannery das Zepter.
Walt Disney führen den Dow mit einem Plus von 0,6 Prozent an. Die Analysten von RBC haben zwar das Kursziel auf 125 von 130 Dollar gesenkt, die Aktie aber zum "Top Pick" erklärt.
=== INDEX zuletzt +/- % absolut +/- % YTD DJIA 22.798,49 0,11 24,82 15,36 S&P-500 2.550,71 0,05 1,38 13,93 Nasdaq-Comp. 6.593,42 0,05 3,24 22,48 Nasdaq-100 6.066,53 0,03 1,96 24,73 DEVISEN zuletzt +/- % Mo, 7.59 Uhr Fr, 17.14 Uhr % YTD EUR/USD 1,1733 -0,03% 1,1737 1,1720 +11,6% EUR/JPY 132,24 +0,08% 132,14 132,24 +7,6% EUR/CHF 1,1501 +0,20% 1,1478 1,1469 +7,4% EUR/GBP 0,8920 -0,39% 0,8954 1,1129 +4,7% USD/JPY 112,72 +0,11% 112,59 112,82 -3,6% GBP/USD 1,3155 +0,37% 1,3106 1,3043 +6,6% ROHÖL zuletzt VT-Settl. +/- % +/- USD % YTD WTI/Nymex 49,62 49,29 +0,7% 0,33 -13,0% Brent/ICE 55,66 55,62 +0,1% 0,04 -5,1% METALLE zuletzt Vortag +/- % +/- USD % YTD Gold (Spot) 1.281,37 1.276,75 +0,4% +4,62 +11,3% Silber (Spot) 16,93 16,82 +0,6% +0,10 +6,3% Platin (Spot) 916,30 916,50 -0,0% -0,20 +1,4% Kupfer-Future 3,02 3,03 -0,3% -0,01 +19,6% ===
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October 09, 2017 09:53 ET (13:53 GMT)
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