Deutsche Fluggesellschaften verloren 2017 weiter Marktanteile
Von Stefanie Haxel
FRANKFURT (Dow Jones)--Die Luftfahrt boomt, aber die deutschen Fluggesellschaften verlieren Marktanteile. Im vergangenen Jahr wuchs der Luftverkehr weltweit um 7,6 Prozent, wie der Branchenverband BDL in seiner Jahresbilanz mitteilte. Besonders stark war das Wachstum in Europa mit 8,2 Prozent - die deutschen Fluggesellschaften konnten den Daten zufolge aber lediglich um 3,1 Prozent zulegen.
Das war nur zum Teil Folge der Insolvenz von Air Berlin. Ohne die hätte das Wachstum bei rund 5 Prozent gelegen, wäre damit aber trotzdem unter dem europäischen Schnitt geblieben.
"Die im europäischen Vergleich erneut unterdurchschnittliche Wachstumsdynamik ist ein Beleg für strukturelle Benachteiligungen, die in Deutschland vom Gesetzgeber hausgemacht sind", erklärte Matthias von Randow, Hauptgeschäftsführer des Bundesverbandes der Deutschen Luftverkehrswirtschaft (BDL).
Sonderbelastungen wie die Luftverkehrssteuer und die Luftsicherheitskosten sowie Betriebsbeschränkungen an den Flughäfen müssten abgebaut werden, appellierte von Randow in Richtung Politik.
Der Trend habe sich durch die Insolvenz von Deutschlands zweitgrößter Airline Air Berlin noch verschärft. Seit 2011 sei der Marktanteil der deutschen Fluggesellschaften an hiesigen Flughäfen von 62 Prozent auf 55 Prozent gesunken.
Dort wurden 2017 insgesamt rund 235 Millionen Fluggäste abgefertigt, das waren 5,2 Prozent mehr als im Jahr zuvor. Der Zuwachs war zwar deutlich größer als 2016 mit 3,4 Prozent, lag aber ebenfalls weit unter dem europäischen Durchschnitt von 8,8 Prozent.
Das Wachstum an deutschen Flughäfen wird laut BDL zudem wesentlich von ausländischen Airlines getrieben, die hierzulande Kapazitäten aufbauen und ihre Position im deutschen Markt stärken.
Wesentlicher Treiber sei zudem das Low-Cost-Segment: Die Verkehre von Billigfluggesellschaften seien seit 2011 um 187 Prozent gestiegen. Im gleichen Zeitraum hätten europäische Netzwerk-Fluggesellschaften ihr Angebot um 19 Prozent reduziert, u.a. weil sie Flüge auf eigene Low-Cost-Anbieter verlagert haben, um wettbewerbsfähig zu bleiben.
Die Tendenz werde sich voraussichtlich weiter verstärken, auch weil die Kapazitätslücke, die durch die Air-Berlin-Insolvenz entstanden ist, zurzeit vor allem mit Low-Cost-Angeboten aufgefüllt werde, auch aus dem Ausland; zum anderen, weil billige Flüge auch im Langstreckenmarkt eine immer größere Rolle spielen.
Wegen der Insolvenz von Air Berlin wurden allein im innerdeutschen Luftverkehr im Dezember 1,2 Millionen Sitze weniger angeboten als im Oktober, das entsprach einem Rückgang um 21 Prozent. Bis März dürften 97 Prozent des Rückgangs aber durch andere Anbieter kompensiert werden, so der BDL. Bis zur Jahresmitte dürften die weggefallenen Kapazitäten sogar überkompensiert worden sein.
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February 01, 2018 06:00 ET (11:00 GMT)
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