Von Olaf Ridder
FRANKFURT (Dow Jones)--BASF will ein Herzstück im chemischen Produktionsprozess, den sogenannten Steamcracker, auf Erneuerbare Energien umstellen, um die Emission klimaschädlichen Kohlendioxids deutlich zu senken. Binnen fünf Jahren soll eine elektrische Beheizung entwickelt werden, die den bisherigen Erdgasofen ersetzen kann. Die Labortests seien abgeschlossen, sagte Projektleiterin Kiara Kochendörfer auf der diesjährigen Forschungspressekonferenz des Konzerns.
In Steamcrackern wird bei einer Temperatur von 850 Grad Celsius Rohbenzin (Naphtha) unter Wasserdampf in Ethylen und Propylen aufgespalten. In dem extrem energieaufwändigen Prozess entstehen die chemischen Grundstoffe, aus denen später Kunststoffe, Lacke, Pflanzenschutzmittel oder auch Vitamine hergestellt werden. Würde das Erdgas zur Beheizung des Crackers durch Strom aus Erneuerbaren Energien ersetzt, so könnten 90 Prozent der Kohlenstoffemission vermieden werden.
BASF hat sich vorgenommen, in den nächsten Jahren CO2-neutral zu wachsen. Eine Widerstandsheizung im Steamcracker ist eines von mehreren Projekten, um dieses Ziel zu erreichen. Kochendörfer sagte, auf dem Weg zu einer großtechnisch funktionsfähigen Anlage gebe es noch einige Fragen zu klären. So muss etwa geprüft werden, welche Metallwerkstoffe für die hohen Ströme geeignet sind. Auch die Integration einer solchen Heizung in einen Steam-Cracker bezeichnete sie als Herausforderung.
In dem Projekt geht es zunächst um die technische Machbarkeit und den effizienten Einsatz der neuen Hochtemperaturtechnik im Produktionsprozess. Völlig offen ist allerdings, ob ein elektrisch beheizter Steamcracker überhaupt wirtschaftlich zu betreiben ist. Derzeit ist Strom aus Erneuerbaren Energien dafür noch zu teuer, räumte BASF-Konzernchef Martin Brudermüller ein.
Damit Grünstrom fossile Brennstoffe in der Chemie als Energiequelle ablösen kann, braucht es aus seiner Sicht veränderte Rahmenbedingungen. Unter den aktuellen Bedingungen des Erneuerbare-Energien-Gesetzes kämen Kosten in Milliardenhöhe auf BASF zu.
Einem Einsatz von Kohlendioxid als Rohstoff in der Chemie in großem Maßstab als klimafreundlicher Lösung erteilte Brudermüller eine Absage. Das sei nur in Einzelfällen sinnvoll, sagte der Konzernchef und nannte als Beispiel die Produktion von Harnstoff, den das Unternehmen etwa für SCR-Katalysatoren zur Abgasnachbehandlung von Dieselmotoren produziert.
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January 10, 2019 07:07 ET (12:07 GMT)
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