BERLIN (Dow Jones)--In der SPD ist nach der bitteren Wahlniederlage in Bayern die Debatte um den Verbleib in der großen Koalition neu entfacht. Das Bündnis sei "sehr stark belastet", erklärte Generalsekretär Lars Klingbeil im ARD-Morgenmagazin. "Wir liegen jetzt vor sehr entscheidenden Monaten in der großen Koalition", legte er nach. Klingbeil forderte deshalb einen neuen Regierungsstil in Berlin.
Für die SPD setzt sich das Dilemma der vergangenen Legislaturperiode fort. Die Wähler laufen ihr trotz Erfolgen in der Regierungsarbeit davon. Vom Krach zwischen den Schwesterparteien CDU und CSU um die Flüchtlingspolitik können die Sozialdemokraten nicht profitieren - im Gegenteil. In Bayern landeten die Genossen bei knapp unter 10 Prozent und halbierten damit das Ergebnis von 2013. Bundesweit liegt die älteste Partei Deutschlands bei besorgniserregenden 15 Prozent.
Der Chef der SPD-Jugend (Jusos), Kevin Kühnert, hat nach der Bayernwahl seine Partei und die Union davor gewarnt, auf Bundesebene so weiterzumachen wie bisher. "Wer glaubt, nach diesen Landtagswahlen zum sogenannten Tagesgeschäft übergehen zu können, begeht einen folgenschweren Fehler", sagte Kühnert der Rheinischen Post. Auf Floskeln, dass man jetzt "gründlich analysieren müsse" oder der "Streit in der Union nicht hilfreich gewesen sei", habe er keine Lust mehr.
Aus seiner Sicht hätten die Sozialdemokraten jetzt zwei Optionen: "Entweder wir versuchen noch ein weiteres Mal, die Koalitionspartner zur Vernunft zu bringen. Oder wir gehen." Kühnert war von Beginn an ein entschiedener Kritiker einer Neuauflage von Schwarz-Rot, konnte sich damit aber innerparteilich nicht durchsetzen.
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October 15, 2018 02:37 ET (06:37 GMT)
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