Die Unsicherheit über die weitere Entwicklung
am deutschen Aktienmarkt wird sich weiter fortsetzen. Ob es eine
Jahresendrally geben wird oder der Dax
Nach den Zwischenwahlen in den USA und den jüngsten geldpolitischen Aussagen der US-Notenbank Fed verschiebt sich der Fokus der Anleger auf Europa. Einerseits endet am Dienstag die dreiwöchige Frist, die die Europäische Union Italien für eine Nachbesserung der Haushaltsplanung gesetzt hatte. Das von der populistischen Fünf-Sterne-Bewegung und der rechten Lega gemeinsam regierte Euro-Land hat mit 2,3 Billionen Euro einen der größten Schuldenberge der Welt angehäuft.
Andererseits rückt der im März 2019 anstehende Brexit wieder in den Blick. Britische Medien hatten zuletzt immer wieder spekuliert, dass die letzten Hürden für den Austrittsvertrag der Europäischen Union mit Großbritannien bereits ausgeräumt seien oder dies unmittelbar bevorstehe. EU-Unterhändler Michel Barnier dämpfte entsprechende Erwartungen jüngst. Die EU will einen Sondergipfel einberufen, sobald Barnier signalisiert, dass ein Abschluss möglich ist. Bislang ist unklar, ob das noch im November passieren könnte.
Spätestens Ende des Monats wird auch der Handelskonflikt USA/China wieder ganz oben auf der Agenda stehen, denn am Rande des G20-Gipfels der führenden Industrie- und Schwellenländer wollen sich US-Präsident Donald Trump und Chinas Staats- und Parteichef Xi Jinping zusammensetzen. An den Börsen wird darauf gehofft, dass endlich eine einvernehmliche Lösung im Handelsstreit der beiden weltgrößten Volkswirtschaften gefunden wird. Trump zumindest hat zuletzt solche Hoffnungen geschürt. Sollte dies gelingen, könnte das ein Befreiungsschlag für die Märkte werden.
"Allein schon die politische Agenda der kommenden vier Wochen bietet genügend Stoff für signifikant schwankende Märkte, von Konjunktursorgen und anstehenden Notenbankentscheidungen ganz abgesehen", sagt Stratege Robert Greil von Merck Finck Privatbankiers. Und angesichts des in der neuen Woche bevorstehenden Finales der Berichtssaison im Dax gibt sich auch Analyst Frank Klumpp von der LBBW vorsichtig. Nach den bislang vorgelegten Quartalsberichten und zahlreicher Gewinn- und Umsatzwarnungen könne nicht ohne Weiteres von positiven Nachrichten ausgegangen werden, warnt er.
Insgesamt stehen vorläufige oder endgültige Quartalszahlen von acht
Dax-Unternehmen in der neuen Woche auf der Agenda. Infineon
Bereits vorgelegte Zahlen aus der Chipbranche deuten laut der Baader
Bank auf ein solides Schlussquartal 2017/18 von Infineon hin. Für
den Agrochemie- und Pharmakonzern Bayer rechnet die Deutsche Bank
hingegen mit einem schwierig verlaufenen dritten Quartal. Goldman
Sachs etwa hatte erst kürzlich angesichts der jüngsten Bewegungen am
Devisenmarkt und frischer US-Umsatzzahlen für den Gerinnungshemmer
Xarelto die eigenen Schätzungen gekappt und das Kursziel nach unten
angepasst. Der Quartalsbericht des Industriegase-Konzerns und
Anlagenbauers Linde dagegen dürfte angesichts der Fusion mit Praxair
Konjunkturseitig stehen für die heimische Wirtschaft die ZEW-Wirtschaftserwartungen für November am Dienstag an und aus den USA am Mittwoch die Verbraucherpreise für Oktober. Am Donnerstag werden außerdem noch die US-Einzelhandelsumsätze und am Freitag die US-Industrieproduktion für den Monat Oktober veröffentlicht.
Laut der Postbank dürften die Daten aus den Vereinigten Staaten einmal mehr untermauern, dass der dortige Konjunkturaufschwung robust ist und auf einer breiten Basis steht. So sei nicht nur der fortgesetzte Aufwärtstrend der Industrieproduktion eine wichtige Stütze der US-Wirtschaft, auch vom privaten Verbrauch als wichtigstem Treiber der US-Wirtschaft sei Positives zu erwarten. Allerdings spielen gesunde Wirtschaftsdaten der Fed auch in die Hände. Ihre Politik der langsam, aber beständig steigenden Zinsen setzt den Börsen weltweit zunehmend zu, denn so werden andere Anlageformen wie etwa festverzinsliche Wertpapiere wieder attraktiver./ck/jsl/fba
--- Von Claudia Müller, dpa-AFX ---
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AXC0232 2018-11-09/17:25