Von Christian Grimm
BERLIN (Dow Jones)--Einem Gutachten der Umweltschutzorganisation Greenpeace zufolge verstoßen die Rodungspläne des Stromkonzerns RWE am Hambacher Forst gegen geltendes Recht. Der Hauptbetriebsplan erlaube das Fällen der Bäume im Wald am Braunkohletagebau nur, wenn es "unerlässlich" oder betrieblich erforderlich ist. "Das ist bis heute nicht der Fall", erklärte die Gutachterin und Rechtsanwältin Cornelia Ziehm. Die Genehmigungsbedingungen für die Rodung "sind nicht gegeben".
Greenpeace stützt sich bei der Einschätzung auf ein zweites Gutachten des Beratungsunternehmens Plejades aus dem Bergbausektor. Demnach kann RWE noch mindestens ein Jahr auf die Rodung verzichten und trotzdem Kohle fördern. Das Unternehmen könnte den Tagebau nach Einschätzung der Fachleute nach Nordosten drehen, den Abstand zwischen Waldgebiet und Tagebaukante reduzieren und den Abbau besser fahren. Ihre Erkenntnisse haben sie aus der Analyse von Satellitenbildern abgeleitet.
RWE hält das Schlagen der Bäume im Herbst und Winter für erforderlich, um den Tagebau weiter vorantreiben zu können. Das Unternehmen hat die dafür notwendigen Genehmigungen erhalten. Vorstandschef Rolf Martin Schmitz hatte den Umweltschützern vergeblich angeboten, erst nach Abschluss der Kohlekommission Mitte Dezember die Kettensägen anwerfen zu lassen. "Das war von RWE ein vergiftetes Angebot. Wir sind grundsätzlich gegen die Rodung", betonte Karsten Smid von Greenpeace.
Im Hambacher Forst hat unterdessen die Räumung neu errichteter Barrikaden begonnen. Nach dem tödlichen Unfalls eines Bloggers hatte die Landesregierung die Räumung des besetzten Waldstücks unterbrochen. Für Umweltschützer und Braunkohlegegner ist es ein Symbol für den Kampf gegen den Klimawandel.
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September 24, 2018 05:29 ET (09:29 GMT)
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