13. Februar 2019. FRANKFURT (Börse Frankfurt). Die hiesigen Anleger halten
sich zurück, während internationale Investoren scheinbar wieder Appetit auf
hiesige Aktien bekommen - eine gute Mischung für Optimisten.
Dass sich die Einschätzung der globalen Risiken etwas verbessert hat, zeigt
sich zumindest an der Entwicklung des US-Aktienmarktes, der, gemessen am
breit gestreuten S&P 500 Index, gestern schon wieder ein neues Jahreshoch
erreichte, trotz der Abwärtskorrektur zum Ende der vergangenen Woche. Ganz
im Gegensatz dazu blieb der DAX bislang deutlich hinter seinem höchsten Kurs
des Jahres von vor gut einer Woche zurück. Natürlich kann man einwenden,
dass die ökonomische Entwicklung in der Eurozone, aber auch hierzulande
derzeit alles andere als ermutigend ist. Auf der anderen Seite scheint man
vor allen Dingen jenseits des Atlantiks auf Fortschritte bei den US-
chinesischen Gesprächen zur Lösung des Handelskonflikts zu setzen. Aber auch
die Aussicht, dass die öffentlichen Einrichtungen in den USA im Rahmen eines
so genannten Government Shutdown nicht noch einmal geschlossen werden, haben
zumindest dortzulande für Zuversicht gesorgt. Und dies, obwohl die gestern
publizierte BofA Merrill Lynch-Umfrage unter internationalen Fondsmanagern
zu Tage förderte, dass diese mehrheitlich zumindest per 7. Februar
ausgerechnet in US-Aktien untergewichtet waren.
Diesen leichten Pessimismus konnten wir in der vergangenen Woche übrigens
auch bei den von uns wöchentlich befragten mittelfristig orientierten
institutionellen Anlegern feststellen. Deren Stimmung hat sich seither auch
nicht wesentlich gebessert, denn der Börse Frankfurt Sentiment-Index zeigt
gegenüber der Vorwoche gerade einmal einen Zuwachs von 5 Punkten und liegt
jetzt bei einem Stand von +3 Punkten. Und dieses kleine Plus ist auch nur
deswegen entstanden, weil bearishe Investoren ihre Engagements zu erheblich
niedrigeren Kursen wieder eingedeckt hatten. Allerdings überrascht die
niedrige Zahl der Kaufwilligen, denn das Börsenbarometer war in der
vergangenen Woche zeitweise immerhin um mehr als 4 Prozent gefallen. Mit
anderen Worten: Den meisten Pessimisten war eine bleibende Absicherung
wichtiger als kurzfristige Gewinnmitnahmen. Ein recht seltenes Phänomen.
"Cash is king"
Dass es bei den zuletzt viel optimistischeren Privatanlegern bisher nicht zu
einem größeren Stimmungsumschwung kam, ist indes verständlich. Tatsächlich
haben auch nur ganz wenige die Notbremse in der vergangenen Woche gezogen,
so dass der Börse Frankfurt Sentiment-Index dieser Gruppe gegenüber der
Vorwoche gerade einmal um 3 Punkte auf einen Stand von immer noch +17 Punkte
gefallen ist. Kurzum: Das Gros der Befragten hat die Performance-
Durststrecke des DAX ausgesessen.
Per Saldo hat sich also stimmungstechnisch gegenüber der Vorwoche nicht
allzu viel geändert. Und selbst beim leichten Optimismus der
institutionellen Anleger handelt es sich eigentlich um einen relativen
Pessimismus, wenn man die Sentiment-Mittelwerte der vergangenen Monate
betrachtet. Ein relativer Pessimismus, der nachvollziehbar ist, wenn man
bedenkt, dass vorgenannte BofA Merrill Lynch-Umfrage einen gestiegenen
Pessimismus hinsichtlich des globalen Wachstums feststellt. Eine Vorsicht,
die sich übrigens auch anderweitig zeigt: Netto 44 Prozent der Fondsmanager
steckten ihre Liquidität in einem Maße vornehmlich in Geldmarktpapiere, wie
dies zuletzt im Jahr 2009 der Fall war. Immerhin gibt es auch einen
Lichtblick, denn die gleichen Fondsmanager gewichten nun wieder Aktien der
Eurozone deutlich stärker: Nach deren Untergewichtung im Januar (netto -11
Prozent) wird nun eine leichte Übergewichtung von 5 Prozent gemeldet. Ein
Turn-around, von dem auch deutsche Aktien profitiert haben dürften. Zusammen
mit unserer eigenen Sentiment-Umfrage sind dies eigentlich keine schlechten
Nachrichten für den DAX. Denn die derzeitige Zurückhaltung der
professionellen Anleger hinsichtlich stärkerer Aktienengagements dürfte sich
bei einem Nachrichtenumfeld bei bereits kleineren positiven Überraschungen
in ordentliche Nachfrage verwandeln.
13. Februar 2019, © Goldberg & Goldberg für boerse-frankfurt.de
(Für den Inhalt der Kolumne ist allein Deutsche Börse AG verantwortlich. Die Beiträge sind keine Aufforderung zum Kauf und Verkauf von Wertpapieren oder anderen Vermögenswerten.)
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