APA ots news: WIFO: Reife Hochkonjunktur im Zeichen einer Abkühlung der Weltwirtschaft
Wien (APA-ots) - Die Wirtschaft befindet sich in Österreich in der
Reifephase einer Hochkonjunktur. Der Stellenandrang erreicht einen
vorläufigen Tiefstwert, solide Einkommenszuwächse stützen den
privaten Konsum, und die Industriekonjunktur kühlt - im Gleichschritt
mit der Weltwirtschaft - ab.
Die erste Oktoberhälfte war von einer Anspannung auf den
weltweiten Finanzmärkten und einem spürbaren Verfall der Börsenkurse
gekennzeichnet. Diese negative Marktentwicklung hat eine Reihe von
Ursachen: Zu den bekannten Risikothemen wie der handelspolitischen
Konfrontation der USA mit China, dem Streit in der EU um Italiens
Staatshaushalt, der Rohölverteuerung und den schwierigen
Brexit-Verhandlungen kamen zuletzt auch ernüchternde
Konjunkturnachrichten. Im Euro-Raum wuchs die Wirtschaft im III.
Quartal gegenüber dem Vorquartal um nur 0,2%. Ein Sonderfaktor
dämpfte die Dynamik besonders: die Produktionsausfälle in der
Autoindustrie, vor allem in Deutschland. Diese waren auf die
Umstellung der Abgasmessung bzw. die verspätete Anpassung der
Unternehmen daran zurückzuführen.
Wesentlich günstiger waren die Konjunkturdaten aus Österreich. Die
Wirtschaft wuchs im III. Quartal viel kräftiger (+0,5% bzw. +0,4%
laut Eurostat-Vorgabe) als im Durchschnitt des Euro-Raumes. Die
robusten Wachstumszahlen können aber nicht darüber hinwegtäuschen,
dass die Industrie auch hierzulande an Dynamik verlor. Als
stabilisierend erwiesen sich die Konsumnachfrage und der florierende
Sommertourismus. Die Einkommen der privaten Haushalte wurden durch
die günstige Lage auf dem Arbeitsmarkt gestützt. Die Beschäftigung
tendiert weiterhin aufwärts, und die Arbeitslosigkeit geht zurück.
Der Stellenandrang (Zahl der Arbeitslosen je offene Stelle) ist so
gering wie zuletzt 1989/1991. Nicht zuletzt diese Konstellation auf
dem Arbeitsmarkt ermöglicht es den Gewerkschaften, in der aktuellen
Herbstlohnrunde relativ hohe Gehaltsforderungen zu stellen.
Die Inflation wird nach wie vor vom Anstieg der Wohnungsmieten und
der Preise in der Gastronomie getrieben, wobei Letzteres angesichts
der florierenden Wertschöpfung in diesem Bereich überwiegend
nachfragebestimmt sein dürfte. Dritter Preistreiber waren zuletzt die
Treibstoff- bzw. Rohölpreise. Sie zogen vor allem aufgrund der
Sanktionen der USA gegen den Iran an. Diese bewirkten im Vorfeld eine
erhebliche Zunahme der (spekulativen) Nachfrage nach Rohölreserven,
während die abflauende Weltkonjunktur und die Ausweitung der
weltweiten Fördermengen eher preisdämpfend wirkten.
Zu den Definitionen siehe "[Methodische Hinweise und Kurzglossar]
(https://www.ots.at/redirect/Glossar2)"
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