Von Britta Becks
FRANKFURT (Dow Jones)--Nach Einschätzung des Chefs der Deutschen Telekom, Tim Höttges, hat die geplante Fusion der Tochter T-Mobile US mit Wettbewerber Sprint eine reale Chance auf behördliche Genehmigung in den USA. Das Genehmigungsfenster sei noch nie so gut gewesen wie heute, sagte der Konzernchef während einer Telefonkonferenz. Der Deal bringe handfeste Vorteile für die US-Verbraucher mit sich. Nun gelte es, die Genehmigungsbehörden davon zu überzeugen.
Zum einen sollen die Kunden durch sinkende Preise unmittelbar vom Zusammenschluss der beiden Mobilfunkanbieter profitieren, wie die Telekom im Einzelnen ausführte. Zum anderen will das fusionierte Unternehmen künftig mehr Mitarbeiter beschäftigen, als es die beiden Vorläufergesellschaften bislang zusammen tun.
Außerdem will T-Mobile US durch den Zusammenschluss mit Sprint das Angebot im ländlichen Bereich verbessern, wo sie bislang unterrepräsentiert ist. Auf Basis der im vergangenen Jahr erworbenen Mobilfunk-Frequenzen baut die Telekom-Tochter bereits jetzt das 4G-LTE-Netz in ländlichen Regionen der USA aus und erschließt damit nach eigenen Angaben Regionen mit einem zusätzlichen Kundenpotenzial von rund 60 Millionen Einwohnern.
Im ländlichen Amerika sollen zusätzliche Callcenter-Kapazitäten für Beschäftigungswachstum sorgen - ebenso der Netzauf- und -ausbau mit entsprechendem Personalbedarf auch für die langfristige Wartung. Zudem sollen in den ländlichen Regionen zahlreiche neue Shops entstehen.
Wesentliches Ziel des Zusammenschlusses ist der umfassende und beschleunigte 5G-Ausbau mit dem Ziel einer frühen Marktdurchdringung und -führerschaft. Die neue T-Mobile US könne dazu auf eine deutlich bessere Spektrumsposition zurückgreifen und die erforderlichen Frequenzen im unteren, mittleren und Millimeter-Wellen-Spektrum beider Unternehmen nutzen, so die Telekom. Zusammen mit den stärkeren finanziellen Ressourcen sollen sich die Möglichkeiten für den 5G-Ausbau dadurch entscheidend verbessern.
Für die Kunden wiederum bedeute dies für die Zukunft höhere Übertragungsgeschwindigkeiten, höhere Übertragungskapazitäten und kürzere Reaktionszeiten im Netz. Darüber hinaus verspreche die 5G-Technologie mehr Innovationen in den Bereichen Internet der Dinge, Virtual Reality oder Mobilitätsdienste.
Die Beratungsgesellschaft Accenture erwartet durch die flächendeckende Einführung der 5G-Technologie nach Angaben der Telekom rund drei Millionen neue Arbeitsplätze in den USA und einen Investitionsschub von rund 275 Milliarden US-Dollar. Die neue T-Mobile US könne diesen Wachstumsschub für die US-Wirtschaft, den Accenture auf rund 500 Milliarden Dollar veranschlagt, beschleunigen.
Außerdem will die Telekom ihre Konvergenzprodukte, mit denen sie bereits in Europa erfolgreich ist, auch in den USA einführen. Damit könne die Telekom künftig in all ihren Märkten eine einheitliche Strategie fahren, so Höttges.
Der Konzernchef glaubt, dass der Deal auch einen gewissen Vorbild-Charakter für Europa haben könnte. Denn während die Telekom in den USA konsolidieren könne, sei das in Europa nicht möglich, kritisierte er. Zudem werde in den USA Mobilfunk-Spektrum erworben, während in Europa Spektrum nur gemietet werden könne. Vor diesem Hintergrund halte er das US-System in vielerlei Hinsicht für vorteilhaft.
Kontakt zum Autor: unternehmen.de@dowjones.com
DJG/brb/mgo
(END) Dow Jones Newswires
April 30, 2018 05:38 ET (09:38 GMT)
Copyright (c) 2018 Dow Jones & Company, Inc.