BERLIN (Dow Jones)--Die Familienunternehmen haben in den vergangenen Jahren mehr Arbeitsplätze in Deutschland geschaffen als börsennotierte Konzerne im Streubesitz. Das ergab eine Studie, die das Leibniz-Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) und das Institut für Mittelstandsforschung (ifm) der Universität Mannheim im Auftrag der Stiftung Familienunternehmen erstellt hat.
So stieg die Anzahl der Beschäftigten bei den 500 größten deutschen Familienunternehmen zwischen 2007 und 2016 um 23 Prozent auf 2,54 Millionen. Die 27 Dax-Unternehmen, die keine Familienunternehmen sind, konnten die Beschäftigung hingegen nur um 4 Prozent auf 1,55 Millionen steigern.
"Familienunternehmen sind in schwierigen Zeiten der Stabilitätsanker der deutschen Volkswirtschaft", erklärte Brun-Hagen Hennerkes, Vorstandsvorsitzender der Stiftung Familienunternehmen. Als Konsequenz forderte er, dass Deutschland seine einzigartige Unternehmenslandschaft bewahren solle. Kritik übte er in diesem Zusammenhang an Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier (CDU). Der hatte im Februar ein Konzept für eine deutsche und europäische Industriepolitik vorgestellt. Diese zielte auf die Stärkung von nationalen Champions ab, ließ aber den Mittelstand außen vor.
"Eine Europa umfassende Industriepolitik muss die deutschen Familienunternehmen angemessen berücksichtigen", mahnte Hennerkes. Diese wollten keine Subventionen, sondern faire Wettbewerbsbedingungen. Hier sei Deutschland wegen der vergleichsweise hohen Steuern und Energiebelastung im internationalen Vergleich von Familienunternehmen zurückgefallen.
Die Bedeutung der größten 500 Familienunternehmen wird auch an deren Umsatzentwicklung deutlich. So wuchs deren Umsatz zwischen 2007 und 2016 um 36 Prozent. Das war mehr als der Anstieg um 29 Prozent, den die 27 Dax-Konzerne im gleichen Zeitraum verbuchen konnten.
Laut der Stiftung werden 90 Prozent der Unternehmen in Deutschland von Familien kontrolliert. Dazu zählen Unternehmen wie die Schwarz Gruppe (Lidl), die Robert Bosch GmbH und die Aldi-Gruppe. Bei den Familienunternehmen arbeiten 58 Prozent der in der Privatwirtschaft Beschäftigten. Sie erwirtschaften 52 Prozent des Umsatzes aller Unternehmen.
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April 28, 2019 23:00 ET (03:00 GMT)
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