In Deutschland sind einer Studie zufolge die Arbeitsplätze von mehr als 100 000 Menschen durch einen Brexit ohne Abkommen bedroht. Über die Untersuchung des Leibniz-Instituts für Wirtschaftsforschung Halle (IWH) und der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg berichtete die "Welt am Sonntag". "In keinem anderen Staat ist der Effekt auf die Gesamtbeschäftigung so groß wie in Deutschland", sagte einer der Studienautoren, Oliver Holtemöller, der Zeitung.
Nach einem ungeregelten Brexit würden wieder Zölle auf Importe nach Großbritannien erhoben. Die Simulation der Wissenschaftler erfasse nur Jobeffekte, die auf den daraus folgenden Exporteinbruch zurückzuführen seien. Weitere Brexit-Gefahren für den Arbeitsmarkt, etwa sinkende Investitionsbereitschaft, bildeten die Zahlen nicht ab.
In Deutschland sei demnach von einem Exportrückgang vor allem die
Autoindustrie betroffen. Die größten Auswirkungen gäbe es - gemessen
an der Gesamtzahl der Beschäftigten - am VW
Viele Arbeitnehmer (726 oder rund 0,3 Prozent) müssten demnach auch
im Landkreis Böblingen bei Stuttgart um ihre Jobs fürchten. Dort
sitzen etwa Technologiekonzerne wie IBM
Zusammengefasst: Gefahren sehen die Wissenschaftler vor allem für Landkreise in Baden-Württemberg, Bayern und Nordrhein-Westfalen. Jobs in Ostdeutschland seien dagegen kaum gefährdet.
Nach Deutschland sei Frankreich das EU-Land, dessen Arbeitsmarkt durch einen ungeregelten Brexit am stärksten bedroht sei. Hier seien fast 50 000 Arbeitnehmer betroffen. In China seien es knapp 59 000. Gemessen an der Gesamtbevölkerung seien die Auswirkungen in Malta und Irland am größten. Weltweit gehe es den Berechnungen zufolge um 612 000 Menschen, die nach einem ungeregelten Brexit ihren Job verlieren könnten.
Die Zahlen sind Ergebnisse einer Simulationsrechnung: Für die Untersuchung sind die Autoren davon ausgegangen, dass die Importe Großbritanniens nach einem ungeordneten Brexit um 25 Prozent einbrechen - ein Wert, der gängigen wissenschaftlichen Schätzungen entspreche. Sie entwickelten eine Formel, mit der sie berechnen konnten, wie sich ein solcher Importeinbruch auf welche Industrie und welches Land auswirkt. Grundlage dafür waren Daten der World Input Output Database (WIOD), die die Welthandelsverflechtungen von Staaten dokumentiert.
Andere Brexit-Nachrichten dürften Arbeitnehmern in der EU dagegen Hoffnung machen. Das niederländische Wirtschaftsministerium teilte am Samstag mit, dass 42 britische Unternehmen seit 2018 in die Niederlande umgezogen seien. Damit waren demnach rund 291 Millionen Euro Investitionen verbunden, etwa 2000 neue Arbeitsplätze seien geschaffen worden./juc/DP/nas
ISIN DE0007236101 DE0005190003 DE0007100000 DE0007664039 US4592001014
AXC0017 2019-02-10/14:52