Von Hans Bentzien
FRANKFURT (Dow Jones)--Der Internationale Währungsfonds (IWF) rechnet nach den Worten seiner Chefin Christine Lagarde zwar für das zweite Halbjahr mit einer Verstärkung des Weltwirtschaftswachstums, wird aber trotzdem seine erst im Januar gesenkten Wachstumsprognosen weiter reduzieren. Bei einer Rede in der US-Handelskammer warnte Lagarde zudem vor einer Monopolbildung in der Digitalwirtschaft und höheren Zöllen im Güterhandel zwischen den USA und China.
Lagarde sagte laut vorab verbreitetem Redetext: "Im Januar hat der IWF für 2019 und 2020 ein Weltwirtschaftswachstum von rund 3,5 Prozent prognostiziert - das war weniger als zuvor, aber immer noch vernünftig. Seither hat das Wachstum weiter an Schwung verloren, wie Sie an unseren in der nächsten Woche anstehenden aktuellen Prognosen sehen werden." Der IWF veröffentlicht am Montag seinen aktuellen Weltwirtschaftsausblick.
Die IWF-Chefin warnte vor der um sich greifenden Wahrnehmung, dass der wirtschaftliche Nutzen der Globalisierung ungerecht verteilt wird. "Ein Gebiet, wo diese Wahrnehmung zunimmt, betrifft die zunehmende Konzentration von Marktmacht bei einigen wenigen sehr großen Unternehmen", sagte sie.
Zwar hätten diese Großunternehmen in den vergangenen 20 Jahren noch keinen großen makroökonomischen Schaden angerichtet, doch setzten sie vor allem in der Digitalwirtschaft die größten Preiserhöhungen durch. "Ich sage nicht, dass wir hier schon ein Monopolproblem haben, aber sich sage, dass wir angemessene Vorkehrungen treffen müssen, damit wir dieses Problem nicht bekommen", sagte Lagarde. Die Eintrittsbarrieren für neue Wettbewerber müssten gesenkt und die Wettbewerbsrahmen angepasst werden.
Die IWF-Chefin warnte zudem davor, die ungleiche Verteilung der Globalisierungsdividende mit neuen Handelsbarrieren beseitigen zu wollen. Aktuelle IWF-Forschungen zeigen laut Lagarde, wie sehr die Liberalisierung der vergangenen Jahrzehnte zu einer Verbreitung von Technologie und Wohlstand beigetragen hat. "In einer Zeit, in der Handelsspannungen zunehmen können und in der die Investitionen ohnehin schon niedrig sind, ist das eine besonders relevante Erkenntnis", sagte sie.
Laut Lagarde würde ein Anstieg der Zölle auf den Warenhandel zwischen den USA und China um 25 Basispunkte zu einem Rückgang der US-Wirtschaftsleistung von bis zu 0,6 Prozent führen, während Chinas Bruttoinlandsprodukt (BIP) um bis zu 1,5 Prozent gemindert werden könnte.
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April 02, 2019 09:30 ET (13:30 GMT)
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