BERLIN (Dow Jones)--Der SPD-Vorschlag, Immobilienbesitzer für den Makler bezahlen zu lassen, bekommt Unterstützung vom Institut der deutschen Wirtschaft (IW). Erfahrungen in anderen Ländern hätten gezeigt, dass die Nebenkosten für einen Immobilienerwerb sinken, da in Ländern mit Bestellerprinzip die Maklerprovision geringer ausfällt als in Deutschland, heißt es in einer neuen IW-Studie.
"Durch das Bestellerprinzip dürften sich mehr Menschen für einen Immobilienkauf entscheiden", sagt IW-Ökonom Michael Voigtländer. "Gerade in Deutschland haben wir nur einen geringen Anteil an Eigentümern, weil der Kapitalbedarf für Erwerbsnebenkosten und Eigenkapital enorm hoch ist. Wenn die Nebenkosten deutlich günstiger würden, könnte das die Kaufhürden reduzieren."
Bundesjustizministerin Katarina Barley (SPD) hatte zuvor das Bestellerprinzip für Immobilienverkäufe vorgeschlagen, damit die Käufer von Wohnungen und Eigenheimen von hohen Erwerbsnebenkosten entlastet werden. Für Mietverträge gilt dieses Bestellerprinzip bereits seit dem 1. Juni 2015. Nicht mehr die Mieter, sondern die Vermieter müssen seitdem für die Maklercourtage aufkommen, sofern sie den Vermittler eingeschaltet haben.
Laut der IW-Studie müssen Hausverkäufer in den Niederlanden, dem Vereinigten Königreich oder Schweden nur zwei Prozent des Kaufpreises als Provision aufbringen. Den Grund dafür sieht das Kölner Institut in der stärkeren Position der Verkäufer, die mit dem Makler besser über die Höhe der Provision verhandeln könnten als der Käufer. Außerdem holt der Verkäufer mehrere Angebote ein und entscheidet sich dann oft für den günstigsten Makler, so IW.
Gerade angesichts des knappen Angebots an Verkaufsimmobilien in deutschen Ballungsräumen dürften die Provisionen dank Bestellerprinzip aus den genannten Gründen sinken. Auch wenn die Provision an den Käufer weitergeben würde, bliebe ein Nettovorteil für Käufer, erwartet IW.
Das Bestellerprinzip würde zwar den Verdienst pro Objekt für Makler schmälern, aber Makler behielten eine wichtige Rolle im Verkaufsprozess.
"In Ländern mit Bestellerprinzip werden viel mehr Immobilien von Maklern verkauft als in Deutschland. Die Käufer wollen tendenziell lieber vom Profi kaufen, aber eben nur, wenn sie das finanziell verkraften können", sagt Voigtländer.
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February 26, 2019 05:33 ET (10:33 GMT)
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