Die Flaute in der Automobilindustrie
macht dem Zulieferer Schaeffler
Der Umsatz und mehr noch das bereinigte Ergebnis vor Zinsen und Steuern hätten die Erwartungen des Marktes verfehlt, schrieb Analyst Jose Asumendi von der US-Großbank JPMorgan in einer ersten Reaktion. Auch die angepeilte bereinigte Ebit-Marge für 2019 liege unter der derzeitigen Konsensschätzung. Neben Schaeffler kamen auch andere Aktien der Autobranche in Bedrängnis.
Schaeffler hatte schon früh im vergangenen Jahr vor widrigeren Bedingungen in der Industrie gewarnt. Doch die Probleme der Branche in Europa wegen des neuen Abgas- und Verbrauchstests WLTP sowie des Automarkts in China wegen des Zollstreits mit den USA verschärften sich im zweiten Halbjahr noch spürbar. Zudem ist Schaeffler noch relativ stark auf den klassischen Verbrennermotor ausgerichtet.
In einem ersten Schritt eines bis 2024 angelegten Effizienzprogramms will Schaeffler nun mit Einsparungen von 90 Millionen Euro die operative Marge um einen Prozentpunkt verbessern. Mittelfristig soll sie in der Automotive-Sparte einen hohen einstelligen Prozentbereich erreichen nach 7,7 Prozent 2018. Die Maßnahmen treffen insbesondere die Autozuliefersparte. Rund 900 Stellen in den europäischen Werken sollen insgesamt wegfallen, 700 davon in Deutschland. Darin seien auch Verkäufe von Randaktivitäten aus den Bereichen Motoren- und Getriebesysteme enthalten. Betriebsbedingte Kündigungen und Standortschließungen sollen jedoch vermieden werden.
Die Investitionen in der Autozuliefersparte sollen zudem in den nächsten beiden Jahren gedeckelt werden. In der E-Mobilität und der Fahrwerktechnik will Schaeffler den Auftragseingang in den kommenden drei Jahren auf 1,5 bis 2 Milliarden Euro pro Jahr steigern. Für die Umsetzung des Sparprogramms sind in diesem Jahr Kosten von rund 60 Millionen Euro veranschlagt.
Das Unternehmen hat in den vergangenen Jahren mehrere Programme gestartet, um die Profitabilität zu steigern. Zuletzt war der Umbau im Bereich mit Wälzlagern angegangen worden, dem weltweit rund 950 Stellen zum Opfer fallen dürften, davon rund 450 in Deutschland. Zuvor hatte Schaeffler die lange schwächelnde Industriezuliefersparte und weitere kleine Bereiche auf mehr Rendite getrimmt, was bereits fast 1000 Arbeitsplätze wegfallen ließ. Auch in Großbritannien strafft Schaeffler die Produktion und legt Werke zusammen.
Grund für die Anstrengungen dürften die trüben Aussichten sein. 2019 rechnet Schaeffler mit noch weniger Schwung als im Vorjahr, der Umsatz soll - Währungsseinflüsse ausgeklammert - um 1 bis 3 Prozent wachsen. Im vergangenen Jahr kletterte der Erlös vom starken Euro gebremst um 1,6 Prozent auf 14,24 Milliarden Euro, ohne Wechselkurseffekte wären es 3,9 Prozent gewesen. Das ist weniger als der Konzern mit mindestens vier Prozent zuletzt angestrebt hatte.
Das um Sondereffekte bereinigte Ergebnis vor Zinsen und Steuern ging um 12,8 Prozent auf 1,38 Milliarden Euro zurück, die entsprechende Marge sank von 11,3 auf 9,7 Prozent. Auch hier rechnet Schaeffler-Chef Klaus Rosenfeld 2019 weiter mit einem Rückgang - die operative Marge dürfte auf zwischen 8 und 9 Prozent fallen. Unter dem Strich sank der auf die Anteilseigner entfallende Konzerngewinn im vergangenen Jahr um 10,1 Prozent auf 881 Millionen Euro.
Schaeffler will zudem ein Programm auflegen, um sich am Markt bis zu 5 Milliarden Euro Fremdkapital über Anleihen besorgen zu können./men/elm/mis
ISIN DE000SHA0159
AXC0124 2019-03-06/11:33