Aktuelle Ergebnisse der österreichischen Zahlungsbilanz
Wien (APA-ots) - Österreich entwickelte sich in den vergangenen 20 Jahren
zu einem Nettoexporteur mit durchwegs ausgeprägten
Leistungsbilanzüberschüssen. Der EU-Beitritt, die Teilnahme an der
Währungsunion sowie die Erweiterung der EU nach Osteuropa
begünstigten die Entwicklung der österreichischen Außenwirtschaft
entscheidend. Der Euroraum ist heute Dreh- und Angelpunkt der
heimischen Exportwirtschaft und mit Abstand die wichtigste Zielregion
für Österreichs Auslandsveranlagungen. Im Jahr 2018 erreichte die
Leistungsbilanz mit +9 Mrd EUR neuerlich ein deutliches Plus. Neben
dem traditionell ertragreichen Reiseverkehr war dies auf stark
gestiegene Güterexporte zurückzuführen.
"Österreichs Außenwirtschaft durchläuft derzeit seine historisch
erfolgreichste Phase, an deren Beginn der EU-Beitritt stand",
erläuterte Vize-Gouverneur Andreas Ittner bei der Präsentation des
aktuellen Zahlungsbilanzergebnisses in der Oesterreichischen
Nationalbank (OeNB). "Österreich profitierte in weiterer Folge
besonders von den Vorteilen des Euro, der den Heimmarkt deutlich
erweiterte und in seiner Eigenschaft als Weltwährung Stabilität in
wirtschaftlich schwierigen Zeiten gewährte", so Vize-Gouverneur
Ittner weiter. "Dennoch sind auch weiterhin Anstrengungen
erforderlich, um vor allem technologisch mit aktuellen Entwicklungen
innerhalb wie auch außerhalb Europas Schritt zu halten", mahnte
Ittner.
"Der Euroraum dominiert Österreichs Außenwirtschaft und absorbierte
2018 mit rund 118 Mrd EUR mehr als die Hälfte (55 Prozent) der
gesamten Exporterlöse aus dem Güter- und Dienstleistungshandel",
erklärte Johannes Turner, Direktor der OeNB-Hauptabteilung Statistik.
Auf Deutschland entfallen davon rund 60 Prozent. Im Vergleich dazu
fielen die Exporte in den für Österreich ebenfalls sehr bedeutsamen
CESEE-Raum[1] mit 30 Mrd EUR geringer aus.
Österreichs Leistungsbilanz erreichte 2018 mit 9 Mrd EUR (2,3 Prozent
des BIP) einen höheren Überschuss als 2017 (7,2 Mrd EUR). Dieses Plus
ist auf deutlich gestiegene Güterexporte (+9 Prozent) zurückzuführen,
während die Importe nur um 6,4 Prozent zunahmen. Maschinen und
Fahrzeuge prägen die Struktur des Güterhandels ein- und
ausfuhrseitig. Per saldo ergab die Güterbilanz einen Überschuss von
4,5 Mrd EUR (2017: 0,9 Mrd EUR), jene der Dienstleistungen
(einschließlich Reiseverkehr) schloss nahezu unverändert mit 10,3 Mrd
EUR.
Der Reiseverkehr lag 2018 in mehrfacher Hinsicht auf Rekordniveau:
Mit 19,5 Mrd EUR wurden die bislang höchsten Einnahmen erzielt.
Gleichzeitig erreichte auch der Saldo mit 9,3 Mrd EUR einen
Höchststand. Wichtigster Herkunftsmarkt war der Euroraum (v.a.
Deutschland), der mit 12,8 Mrd EUR brutto bzw. 6,9 Mrd EUR netto
ebenfalls historische Bestmarken übertraf. Deutsche Touristinnen und
Touristen sind mit 47 Prozent nach wie vor mit Abstand die größte
Gästegruppe (+9 Prozent gegenüber 2017). Ihr Anteil hat sich in den
letzten 20 Jahren jedoch um 10 Prozentpunkte verringert. Im Jahr 2018
wurde Österreich insbesondere für Reisende außerhalb Europas
interessanter. Besonders ausgeprägt waren die Zunahmen gegenüber 2017
bei US-amerikanischen, russischen und chinesischen Gästen.
Österreicherinnen und Österreicher wendeten 2018 rund 10 Mrd EUR für
Auslandsreisen auf (+6,3 Prozent gegenüber 2017). Insbesondere in den
klassischen Urlaubsdestinationen Italien (+9 Prozent) und Kroatien
(+14 Prozent) wurde mehr ausgegeben als im Jahr zuvor. Das ging zu
Lasten von Frankreich (-13 Prozent), den USA (-10 Prozent) und
Griechenland (-2 Prozent).
Österreichs grenzüberschreitender Kapitalverkehr ist deutlich von
Euro-Transaktionen dominiert: Rund 550 Mrd EUR oder zwei Drittel des
gesamten Auslandsvermögens werden frei von Währungskursrisiken in
Euro gehalten. Auf den US-Dollar entfallen dagegen nur rund 100 Mrd
EUR. Der Einfluss des Euro als Anlagewährung reicht dabei weit über
die Grenzen der Währungsunion hinaus: Ein Viertel des in Euro
gehaltenen Auslandsvermögens (134 Mrd EUR) liegt außerhalb des
Euroraums, vor allem im CESEE-Raum.
In den vergangenen 20 Jahren nahm die Bedeutung der Länder des
Euroraums als Zielregion für österreichische Investoren zu, auch wenn
jüngst eine Abschwächung der Veranlagungs- und
Finanzierungsaktivitäten festzustellen war.
Österreichs Direktinvestitionen zeigten 2018 sowohl aktivseitig
(199,2 Mrd EUR) als auch passivseitig (182,6 Mrd EUR) neue
Höchststände. Ausländische Unternehmensbeteiligungen in Österreich
legten um 13,4 Prozent zu und wurden durch große M&A Deals im
Immobiliensektor, Neuinvestitionen sowie Bewertungseffekte getrieben.
Österreichs Direktinvestitionen im Ausland wuchsen - ausschließlich
infolge von Bewertungseffekten - ebenfalls, jedoch deutlich schwächer
(+2,1 Prozent). Das österreichische Direktinvestitionsgeschäft ist -
trotz der mitunter dynamischen Aktivitäten vergangener Jahre in den
CESEE-Ländern - fest im Euroraum verankert: Etwa die Hälfte (48
Prozent) aller aktiven Unternehmensbeteiligungen werden dort
gehalten, rund zwei Drittel der passiven Direktinvestitionen stammen
aus diesem Raum.
Österreichs Wertpapierbesitz im Ausland hat sich 2018 vor allem
aufgrund hoher negativer Preiseffekte ( 14,0 Mrd EUR oder -4,6
Prozent) reduziert. Erstmals seit 2012 kam es zu Nettoverkäufen
ausländischer Wertpapiere (-1,2 Mrd EUR), wobei vor allem
langfristige Staatsanleihen abgestoßen wurden. Österreichische
Wertpapiere im Besitz internationaler Gläubiger verloren durch
Preiseffekte ebenfalls deutlich an Wert (-13,6 Mrd EUR oder -3,7
Prozent), da der ATX 2018 um fast 20 Prozent einbrach. Nettoverkäufe
aus dem Ausland in Höhe von 5,7 Mrd EUR verringerten Österreichs
Auslandsverpflichtungen zusätzlich.
[1] CESEE: Central, Eastern and Southeastern Europe. Daten ohne
Slowenien und Slowakei, die Teil des Euroraums sind.
Rückfragehinweis:
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Statistik Hotline
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Oesterreichische Nationalbank
Dr. Christian Gutlederer
Pressesprecher
(+43-1) 404 20-6900
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