Der DAX bleibt im Bann des Zollstreits. Auch abgesehen davon gibt es zahlreiche Risiken, etwa den eventuellen Krieg am Persischen Golf.
20. Mai 2019. FRANKFURT (Börse Frankfurt). Es ist weiter Donald Trump, der die Richtung an den Börsen vorgibt. "Das Risiko bleibt bis zu 280 Zeichen lang - ein Tweet von Trump und die Stimmung kann wieder kippen", erklärt Jochen Stanzl vom Handelshaus CMC Markets.
Vergangene Woche war der DAX im Zuge des US-Handelsstreits mit China erst auf 11.855 Punkte gefallen, mit dem Aufschub der Autozölle für Europa dann aber auf in der Spitze 12.310 Zähler geklettert. Am Montagvormittag liegt der Index bei 12.150 Punkten und damit knapp ein dreiviertel Prozent unter dem Niveau vom Freitagabend bei 12.239 Punkten.
Risiken noch da
"US-Präsident Trump scheint den Aktienanlegern bestenfalls eine Atempause zu gönnen", bemerkt Claudia Windt von der Helaba. Schließlich seien derzeit weder die Autozölle für Europa vom Tisch noch sei eine Lösung im Handelsstreit mit China greifbar. "Ganz im Gegenteil: Indem der US-Präsident nun den nationalen Notstand ausgerufen und den chinesischen Netzwerkausrüster Huawei sowie 70 weitere Unternehmen auf eine schwarze Liste gesetzt hat, ist eine weitere Eskalationsstufe gezündet."
Wenig beruhigend ist zudem die drohende militärische Konfrontation zwischen den USA und Iran. Dazu kommen der immer noch ungelöste Brexit und neue Seitenhiebe der italienischen Regierung gen Brüssel. Hierzulande gilt das Interesse aber auch der von Donnerstag bis Sonntag laufenden Europawahl. "Die zu erwartenden Gewinne EU-kritischer Parteien bei voraussichtlich hohen Verlusten der beiden großen Volksparteien werden die Handlungsfähigkeit des EU-Parlaments reduzieren", meint Robert Greil von Merck Finck. Allerdings rechnet er kurzfristig mit keinen massiven Auswirkungen auf die Börsen: "Gibt es gegenüber den Umfragen keine großen Überraschungen, dürften die Finanzmärkte besonnen darauf reagieren."
Technisch Kurs auf 12.500 Punkte
Charttechnisch sieht es gut aus: "Der DAX hat im Zuge des Kursrückgangs die seit Anfang des Jahres bestehende Aufwärtstrendlinie getestet und konnte dabei die Unterstützung im Bereich von 12.000 Punkten halten", erklärt Christoph Geyer von der Commerzbank. Da der MACD-Indikator kurz davorstehe, das Kaufsignal zu bestätigen, bestehe eine gute Chance auf ein Weiterlaufen in den Bereich des nächsten Widerstands bei etwa 12.500 Punkten. "Der jüngste Rückgang ist, ähnlich wie im Februar und im März, als Bereinigung des Marktes zu verstehen."
Wichtige Konjunktur- und Wirtschaftsdaten
Mittwoch, 22. Mai
20.00 Uhr. USA: Veröffentlichung des Protokolls zum Fed-Meeting vom 1. Mai.
Donnerstag, 23. Mai
10.00 Uhr. Eurozone: Einkaufsmanagerindex Mai. Die europäische Wirtschaft habe im ersten Quartal 2019 nach dem enttäuschenden zweiten Halbjahr 2018 wieder in die "normale" Wachstumsspur gefunden, erklärt die DekaBank. Sie geht davon aus, dass die Einkaufsmanagerindizes eine Erholung im zweiten Quartal andeuten werden.
10.00 Uhr. Deutschland: ifo-Geschäftsklima-Index Mai. Die Zollerhöhungen der USA für China könnten nach Ansicht der DekaBank für einen Rückgang des ifo-Geschäftsklimas gesorgt haben. Die verschobene Verhängung von Autozöllen habe daran wohl nichts geändert.
Freitag, 24. Mai 14.30 Uhr. USA: Auftragseingänge langlebige Güter April. Im April sind laut Commerzbank wohl 1,2 Prozent weniger dauerhafte Güter bestellt worden als im März. Das liege allerdings ausschließlich an einem deutlichen Rückgang bei den Flugzeugbestellungen, verursacht durch die Probleme von Boeing mit seinem Modell 737 Max.
von: Anna-Maria Borse
20. Mai 2019, © Deutsche Börse AG
(Für den Inhalt der Kolumne ist allein Deutsche Börse AG verantwortlich. Die Beiträge sind keine Aufforderung zum Kauf und Verkauf von Wertpapieren oder anderen Vermögenswerten.)
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