MÄRKTE EUROPA/Draghi stellt Weichen neu: DAX im Plus - Euro fällt
Von Steffen Gosenheimer
FRANKFURT (Dow Jones)--Das Bild an den europäischen Finanzmärkten hat sich am Dienstag im vormittäglichen Handelsverlauf komplett verändert. Aus anfänglichen Verlusten von einem halben Prozent und mehr haben die Indizes deutlich ins Plus gedreht, während der Euro abtaucht auf ein Zweiwochentief und am Anleihemarkt die Renditen teilweise auf neue Rekordtiefs fallen. Der DAX liegt 0,6 Prozent höher bei 12.159 Punkten, der Euro-Stoxx-50 steigt um 0,8 Prozent.
Auslöser des Stimmungswandels ist EZB-Präsident Mario Draghi. Er hat bei der Tagung der Europäischen Zentralbank (EZB) in Portugal einen strammen Lockerungspolitik fast schon angekündigt. Draghi betonte die Bereitschaft, falls notwendig die Geldpolitik entschlossen zu lockern. Zum einen deuten laut Draghi die Indikatoren auf Schwäche in den nächsten Quartalen hin, zum anderen sagte er, die Geldpolitik dürfe vor zu niedriger Inflation nicht kapitulieren.
Damit erhält die zuletzt zumeist von den Erwartungen an die US-Notenbank ausgehende, die Aktienmärkte stützende Zinssenkungsfantasie zusätzlich Nahrung.
Bankenaktien liegen mit der Aussicht auf weiter niedrigste Niveaus bei den Zinsen mittlerweile am Ende mit einem Minus von 0,4 Prozent. Niedrige Zinsen schmälern unter anderem die Margen im Kreditgeschäft. Die deutsche Zehnjahresrendite ist auf ein Rekordtief von minus 0,29 Prozent gefallen. Der Euro wird mit 1,1190 Dollar gehandelt nach zuvor noch 1,1240.
Zu den Gewinnern am Aktienmarkt gehören nun auch wieder zyklische Branchen wie die Rohstoffaktien. Daneben liegen aber auch sogenannte defensive Werte vorne, beispielsweise aus den Sektoren Pharma und Nahrungsmittel. Wegen der konjunkturellen Unsicherheit stützt laut Börsianern die Zinssenkungsfantasie derzeit nämlich vor allem die defensiven Werte.
Auch Versorgeraktien liegen mit einem Plus ihres Subindexes von 1,1 Prozent weit oben. Die Branche gilt wegen ihrer Kapitalintensität traditionell als stark zinsreagibel.
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June 18, 2019 05:38 ET (09:38 GMT)
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